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0057 - Finger weg von solchen Sachen

0057 - Finger weg von solchen Sachen

Titel: 0057 - Finger weg von solchen Sachen
Autoren: Helmut Kobusch
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Jaguar stand.
    Phil kletterte hinein, ich steckte mir erst eine Zigarette an, dann klemmte ich mich hinters Steuer.
    Wir waren schon ein ganzes Stück gefahren, als mir erst auffiel, daß uns ein hellblauer Ford mit in Weiß abgesetztem Dach folgte. Ich machte Phil darauf aufmerksam.
    Er sah sich um.
    »Du, Jerry, erinnerst du dich an den jungen Burschen, der uns fotografierte, als wir in die Aula kamen?«
    »Der Junge, von dem Leyton sagte, daß er zum Stab der Schülerzeitung gehöre?«
    »Ja.«
    »Natürlich erinnere ich mich. Was ist mit ihm?«
    »Er sitzt in dem Ford hinter uns. Er und ein Mädel.«
    »Vielleicht haben sie zufällig den gleichen Weg.«
    »Kann sein.«
    Phil wandte sich wieder nach vorn. Es war noch keine halbe Minute vergangen, da brauste der hellblaue Ford an uns vorbei. In einem Tempo, das nicht nur selbstmörderisch, sondern für alle anderen Verkehrsteilnehmer eine tödliche Bedrohung war.
    »Der Kerl ist ja wahnsinnig geworden«, fluchte Phil wütend. »Wenn er sich vor uns plötzlich aufspielen will, weil er sein Mädchen im Wagen hat, dann soll er sich wenigstens etwas anderes einfallen lassen als verrückte Autotouren.«
    Ich mußte meine ganze Aufmerksamkeit nach vorn konzentrieren, denn der Ford hatte mich böse an den Straßenrand gedrückt. Jetzt sah ich, wie vor uns ein Lieferwagen der Coca-Werke aus einer Seitenstraße kam. Der Ford machte einen Sprung nach links und rutschte um Daumennagelbreite an dem Lieferwagen vorbei. Der Fahrer des Coca-Wagens mußte die Bremse durchtreten, daß es sein Fahrzeug schleudernd halb auf den Bürgersteig riß.
    Jetzt platzte mir aber der Kragen. Die Bundespolizei ist für Verkehrsdelikte nicht zuständig, aber diesen Wahnsinnigen weitermachen zu lassen, wäre schlimmer gewesen als eine Zuständigkeitsüberschreitung.
    Ich schaltete die Polizeisirene ein, die in meinem Jaguar eingebaut ist. Es dauerte ein paar Sekunden, bis die anderen Fahrer in der Straße begriffen hatten, daß sie die Fahrbahn freizumachen hatten. Aber dann konnte ich mein Gaspedal durchtreten.
    Der Ford vor uns rückte näher, beziehungsweise wir ihm. Nun, das war kein Heldenstück, gegen den Jaguar nimmt es ein gewöhnlicher Ford nie auf. Ich preschte an dem Ford vorbei und blieb schräg vor seinem Kühler hängen. Indem ich langsam nach rechts steuerte, zwang ich ihn, selbst bis hart an den Bürgersteig heranzufahren. Dann verminderte ich die Geschwindigkeit, und nun mußte er seine Fahrt ebenfalls verlangsamen, ob er wollte oder nicht. Mich zu rammen, würde er nicht wagen.
    Nach wenigen Minuten standen beide Wagen. Phil und ich stiegen aus und marschierten zurück zu dem hellblauen Ford, Das Seitenfenster war halb geöffnet.
    Ich beugte mich nieder und sah hinein.
    »Wenn Sie noch einmal durch so idiotisches Rasen sämtliche anderen Leute auf der Straße in akute Lebensgefahr bringen«, sagte ich leise, »dann sorge ich dafür, daß Sie in den nächsten fünf Jahren nicht wieder ans Steuer eines Wagens können. Merken Sie sich das genau!«
    Er öffnete den Mund und wollte etwas sagen, aber ich drehte mich auf dem Absatz um und ging zurück zum Jaguar. Ich hatte einen uniformierten Motorradfahrer von der Verkehrsbrigade der Stadtpolizei kommen sehen. Da Verkehrsdelikte ohnehin Sache der Stadtpolizei sind, brauchte ich mich nicht weiter um die Sache zu kümmern.
    In der Schule hatten wir ein paarmal darauf hingewiesen, daß wir keine Hellseher sein können. Und wie hätte ich bei dieser Sache auch ahnen können, daß die Geschwindigkeitsübertretung des Jungen geradezu ein harmloser Witz gegen das war, um das es eigentlich ging?
    Ahnungslos wie neugeborene Babys fuhren wir zurück zum Office im Dienstgebäude des New Yorker FBI. Und dort erwartete uns ein Auftrag, der uns das Gruseln beibrachte.
    ***
    Wir parkten den Jaguar wie üblich im Hof des Distriktgebäudes. Mit dem Lift fuhren wir hinauf zu unserem Office. Auf meinem Schreibtisch lag ein Zettel:
    Sofort nach Rückkehr beim Chef melden!
    Ich zeigte ihn Phil.
    »Wahrscheinlich will er wissen, wie es in der Schule geklappt hat«, meinte er.
    »Glaube ich nicht«, widersprach ich. »Dann würde er nicht so dringend nach uns verlangen.«
    »Jedenfalls gehen wir sofort zu ihm«, sagte Phil. »Dann werden wir ja sehen, was anliegt.«
    Ich sah auf die Uhr. Es war zwanzig Minuten vor zwei Uhr nachmittags. Eine Tageszeit also, zu der unser Chef gewöhnlich seine Mittagspause hat. Trotzdem saß er in seinem Arbeitszimmer, als
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