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0055 - Die Nacht der gelben Kutten

0055 - Die Nacht der gelben Kutten

Titel: 0055 - Die Nacht der gelben Kutten
Autoren: Dieter Saupe
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verspürte, sich mit dem Schauermärchen eines Zeitungsreporters zu befassen. Er hatte die kleine Insel, das kleine Hotel, die hübsche Badebucht gewählt, um ein paar Tage Entspannung zu finden.
    Er hatte sie wie Nicole nach manchem harten Einsatz redlich verdient. Unterhalb des Hotels stand ein Kiosk, wo man Süßigkeiten, Zigaretten und Zeitungen kaufen konnte.
    Bald kam das junge Mädchen zurück. Jetzt ging sie viel langsamer.
    Sie war noch während des Gehens in einen Zeitungsartikel vertieft.
    Als sie vor Zamorra hintrat, hielt sie ihm die Zeitung mit einer dicken Überschrift hin und zeigte darauf. PRINZESSIN DER TAMILEN SPURLOS VERSCHWUNDEN, konnte Zamorra lesen. Sofort griff er nach der Zeitung, die Nicole ihm bereitwillig überließ. Und dann konnte er die sensationelle Nachricht selbst lesen. Und er wußte sofort, daß dieser Bericht keine Zeitungsente war. Der Artikel war viel zu sachlich, um als sensationslüstern zu gelten. Dann legte Zamorra die Zeitung aus der Hand.
    »Es ist der dritte Fall in einer Woche«, sagte Nicole.
    Zamorra nickte.
    »Und jedesmal ein junges Mädchen, das gekidnappt wird«, fuhr Nicole fort.
    »Ja«, sagte der Professor. »Ich weiß, was du sagen willst, Nicole.«
    Auch er brachte die in der Zeitung genannte Prinzessin Sita, vom Stamme der Rajas, in Verbindung mit den übrigen Fällen von Mädchenraub. Drei Mädchen in einer Woche.
    Mit einem schnellen Entschluß erhob sich Zamorra.
    Das war das Zeichen für Nicole.
    »Wir fliegen, Professor, nicht wahr?«
    Zamorra sah ihr fest in die Augen.
    »Tut mir leid, Nicole«, sagte er. »Ich hätte dir einen längeren Urlaub gegönnt.«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, großer Meister«, sagte sie lächelnd. »Du weißt genau, daß ich ein Stück deiner Arbeit bin. Und daran soll sich nichts ändern. Also, was meinst du? Ich werde gleich buchen, nicht wahr?«
    »Bitte«, sagte Zamorra. »Kümmere dich um die schnellste Flugverbindung. Und laß dir die Rechnung bereitlegen.«
    »Müssen wir zum Château zurück?« fragte die Sekretärin.
    »Nein«, gab Zamorra zur Antwort. »Das wäre ein großer Zeitverlust. Wir müßten dann eine Maschine von Paris aus nehmen. Aber wir werden natürlich von Marseille aus fliegen. Den Wagen können wir bestimmt irgendwo am Flughafen lassen.«
    In einer halben Stunde waren alle Formalitäten erledigt. Zamorra lenkte den Wagen auf die Fähre zu, die sie von der Insel zum Festland zurückbringen würde.
    Und nur eine weitere Stunde später waren sie mehr als sechstausend Meter hoch in der Luft, in der Linienmaschine Paris-Marseille-Bangkok.
    Aber Nicole hatte nur bis Karatschi gebucht. Das würde die kürzeste Strecke sein.
    Nicole studierte in den Flugplänen, die sie am Schalter des Flughafens von Marseille erstanden hatte. Aber sie fand keinen direkten Anschluß von Karatschi über Südindien nach Ceylon.
    Als Zamorra erwachte, sagte sie es ihm.
    »Das ist kein Problem«, meinte der Professor. »Man wird ja schließlich in Karatschi wissen, wie man uns nach Ceylon weiterverfrachtet.«
    »Und wenn es keine Linienflüge dorthin gibt?« wandte Nicole ein.
    »Es gibt zahlreiche Gesellschaften, die Touristenflüge nach Ceylon angesetzt haben. Die Insel ist ein Ferienparadies geworden. Wir werden mit etwas Glück zwei freie Plätze in einer Maschine bekommen.«
    »Hoffentlich«, sagte Nicole mit einem Seufzer. »Wo liegt das eigentlich, dieses – ich habe den Namen vergessen mein Freund und Boß.«
    »Du meinst diese Tempelstadt, sie heißt Mihintale.«
    In diesem Augenblick fühlte sich Zamorra von hinten leicht an der Schulter gefaßt.
    ***
    Zamorra drehte sich um. Das Gesicht eines Fremden sah ihm entgegen. Ein freundliches, männliches, braunes Gesicht. Der Mann war ein Inder.
    »Verzeihung, Monsieur. Pardon, Mademoiselle«, sagte er in einwandfreiem Französisch. »Ich bin nicht neugierig. Aber ich habe zufällig einen Teil Ihrer Unterhaltung mitbekommen. Wie ich ihr entnehme, sind Sie in einer kleinen Verlegenheit. Und wenn ich Ihnen nicht aufdringlich erscheine, darf ich Ihnen einen Vorschlag machen.«
    »Bitte, Monsieur«, sagte Zamorra.
    »Sie gestatten, daß ich meinen Namen nicht nenne. Er ist für Ihre Zunge zu schwierig auszusprechen. Aber ich bin der Chef der Ceylon-Tee-Exporte. Das wird Ihnen mehr sagen.«
    »Gewiß, Monsieur Randthanakaipharati«, sagte Zamorra mit größter Ruhe und einem durchdringlichen Lächeln.
    Der Inder stutzte.
    »Ich habe über Ihre Plantagen einmal
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