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0055 - Die Nacht der gelben Kutten

0055 - Die Nacht der gelben Kutten

Titel: 0055 - Die Nacht der gelben Kutten
Autoren: Dieter Saupe
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gelesen«, erklärte Zamorra.
    »Da wurde Ihr Name erwähnt. Und ich habe ihn einfach behalten, das ist alles. Aber bitte, fahren Sie fort. Sie kommen also jetzt von einer Tee-Auktion in Paris und fliegen, wie ich vermute, über Karatschi nach Ceylon zurück. Weiter darf ich annehmen, daß Sie irgendwo auf dem indischen Kontinent eine Privatmaschine stehen haben. Es dürfte eine viersitzige Cessna sein. Und wie ich Sie einschätze, wollen Sie die unschätzbare Güte haben, meine Sekretärin und mich zum Flug nach der Insel einzuladen.«
    »Sind Sie Zukunftsdeuter?« fragte der Inder erstaunt.
    »Ein wenig«, gab Zamorra zurück.
    »Und darf ich mir erlauben, die Frage zu stellen, was Sie auf Ceylon wollen? Sie sehen mir nicht aus wie ein Mann, der sich nur als Tourist dorthin begibt, um die Sonnenuntergänge und die Orchideen zu bewundern.«
    »Diese Auskunft gebe ich Ihnen gern, Monsieur«, sagte Zamorra.
    »Ich werde nach Mihintale gehen, um die Shuris zu jagen. Die Zeitungen vermuten zwar nur, daß diese Gelben Furien hinter den Mädchen der Rajas her sind, aber meine Theorie darüber ist bereits weiter gediehen.«
    Der Inder saß mit weit aufgerissenem Mund hinter Zamorra.
    »Sie – Sie wollen sich mit den Geistern der Shuris anlegen, Monsieur?« fragte er ungläubig.
    »Ich habe es vor«, sagte Zamorra knapp.
    »Dann – dann müssen Sie Professor Zamorra sein«, sagte der andere mit fassungslosem Staunen. »Und Ihre sehr reizende Begleiterin ist Mademoiselle Nicole Duval, nicht wahr? Wie Sie sehen, verstehe auch ich mich aufs Zeitungslesen. Und Namen kann ich mir auch merken. Ist meine Vermutung richtig, Professor? Sind Sie Professor Zamorra?«
    »Ich bin Professor Zamorra«, sagte der Franzose. »Und dies ist meine überaus reizende und ebenso tüchtige Mitarbeiterin, Nicole Duval.«
    Der Inder war so beeindruckt, daß er Zamorra und Nicole auf echt europäische Art die Hände schüttelte. Fast fünf Minuten lang erging er sich in Lobessprüchen über die Kunst und den Mut und die übernatürlichen Fähigkeiten des geradezu phänomenalen Professors.
    Er vergaß darüber ganz seine kleine Mission.
    Zamorra mußte ihn endlich danach fragen.
    »Verzeihung«, sagte der Inder. »Ich habe ganz darüber vergessen. Also, wir werden vermutlich in einer Stunde in Karatschi landen. Am frühen Morgen geht eine Kursmaschine nach Südindien, über Bangalur nach Madurai. Ich fliege bis Bangalur, besteige dort meine Sportmaschine und bin noch vor dem Mittagessen in Colombo. Wenn ich Sie und Mademoiselle mitnehmen darf, schätze ich mich sehr glücklich, Ihnen einen kleinen Gefallen zu erweisen.«
    »Sie tun uns viel mehr als einen kleinen Gefallen«, sagte Zamorra dankbar. Der Inder wehrte ab und schlug vor, die Zeit bis zur nächsten Landung noch zum Schlafen auszunutzen.
    ***
    Es war Nacht auf dem Flughafen von Karatschi. Buntes, quirlendes Leben, das Heulen der Düsenmaschinen, das geschäftige Treiben wie auf jedem Weltflughafen.
    Dann kam der verhältnismäßig kurze Flug von Karatschi nach Bangalur. Alles verlief ohne Zwischenfälle.
    Nach einem ausgiebigen Frühstück in der Flughafenkantine lud der Inder seine Gäste in seine Sportmaschine ein.
    Der Inder war ein gewandter und sicherer Pilot. Und er ließ es sich nicht nehmen, seinen Fluggästen die Schönheiten der Insel zu zeigen.
    Zamorra und Nicole erlebten zwei faszinierende Stunden voller Romantik und Farbenpracht.
    Die Festung Jaffna kam auf sie zu, die alte Wehrburg der Holländer. Und dann das prächtige Blau der weit ausladenden Lagunen!
    Die Wälder der Kokos- und Palmyrapalmen! Der herrliche weiße Sandstrand, der selten unterbrochen wurde.
    Sie überflogen Flüsse, folgten den Tropenwäldern hinter der Küste. Dann aber sprach der Inder von den Gefahren der Insel. Von den Raubtieren, von den vielen Fallen des Urwalds, und schließlich von den Dämonen.
    »Ich würde Ihnen gern weiterhelfen«, sagte er. »Aber ich muß mich sofort nach meiner Ankunft in Colombo meinen Plantagen widmen. Ich bin mehrere Tage weggewesen, und…«
    »Ich verstehe«, unterbrach ihn Zamorra. »Sie brauchen sich doch nicht zu entschuldigen. Wir sind Ihnen zu großem Dank verpflichtet, daß Sie uns so schnell in die Nähe unseres Zieles gebracht haben. Können Sie uns sagen, wie wir von Colombo aus am besten weiterkommen?«
    »Sie wollen direkt nach Mihintale?« fragte der Inder zurück.
    »Ja. Nach den Zeitungsberichten sind alle drei bisherigen Fälle von Mädchenraub in der
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