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0055 - Die Nacht der gelben Kutten

0055 - Die Nacht der gelben Kutten

Titel: 0055 - Die Nacht der gelben Kutten
Autoren: Dieter Saupe
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Mädchen ihn von der Kette gelöst und in der Hand. Sie schloß die Tür auf, spähte nach beiden Seiten des Korridors. Dann lief sie auf den goldenen Schmuckkasten zu. Nahm ihn aus der Nische und stellte ihn am Boden ab. Da sah sie den Hebel, der ihr das Tor zur Freiheit öffnen sollte. Sie hatte gesehen, wie eine der Gelben Furien ihn mühelos nach unten drückte und den geheimen Mechanismus in Bewegung brachte. Aber sie selbst konnte den Hebel nicht mit einer Hand herunterdrücken.
    Bange Sekunden vergingen. Sitas Hände begannen zu zittern.
    Schnell sah sie sich wieder um. Keiner der Wächter war zu sehen.
    Sita biß die Zähne aufeinander und packte den Hebel jetzt mit beiden Händen.
    Langsam gab er nach. Und endlich hatte sie ihn ganz nach unten durchgedrückt. Mit Erleichterung sah sie, wie etwa hundert Meter vor ihr, am Ende des Flurs, das schwere stählerne Tor sich zu öffnen begann.
    Da lief das Mädchen los. Das Tor stand schon ganz offen. Nur wenige Sekunden noch, und sie war in der Freiheit!
    Aber da hörte sie ein Geräusch hinter sich. Taumelnd kam Batak aus ihrem Zimmer. Er schwankte zwar, aber er hatte Sitas Schlag überstanden und war nicht lange bewußtlos gewesen.
    Sita lief um ihr Leben. Nur einmal noch drehte sie sich um. Da sah sie, daß Bataks Hand schon nach dem Hebel ausgestreckt war. Und Sekunden später begann das schwere Tor vor ihr, sich zu schließen.
    Die Furcht vor einer neuen und noch gräßlicheren Gefangenschaft verlieh ihr ungeahnte Kräfte. Mit langen Sätzen erreichte sie das Tor.
    Es hatte sich inzwischen zu einem Spalt von weniger als sechzig Zentimetern geschlossen.
    Sita zwängte sich durch die stählernen Torflügel, die wie ungeheure Zangen eines Schraubstockes auf sie zukamen. Dann stand sie auf dem kleinen Plateau. Und überlegte nicht lange. Sie kannte die Richtung. Sie lief keuchend auf die Hängebrücke zu, sprang behende von einer Lianensprosse zur anderen. Sie hörte vor Aufregung nicht einmal das dumpfe, dröhnende Rauschen des Wasserfalles. Sekundenschnell war sie über die Brücke geeilt, fand den schmalen Trampelpfad.
    Sie lief und lief. In jeder Sekunde konnte sich das Tor hinter ihr öffnen, konnte eine Schar der gefürchteten gelben Furien sich an ihre Füße heften. Wild und ängstlich pochte das Herz der jungen Tamilin.
    Da hörte sie von oben her, vom Felsmassiv neben dem Wasserfall, eine Stimme. Ihr Herz schlug freudig erregt. Denn sie hatte die Stimme erkannt. Es war die Stimme des treuen Shandri.
    ***
    Zamorra hatte mit seinem jungen Führer stundenlang darauf gewartet, da sich das Felsentor öffnete und einige der Gelben Furien heraustreten würden. Ihr Erstaunen war groß, als sie plötzlich das Mädchen sahen. Und hinter Sita schloß sich das Tor sofort wieder!
    »Es ist Sita!« sagte Shandri fassungslos. »Wie ist sie den Shuris entkommen?«
    »Schnell!« sagte Zamorra. Er hatte die Lage blitzschnell erfaßt.
    »Laufe ihr entgegen, Shandri! Bringe sie her, und wir müssen so schnell wie möglich weg von hier! Bald wird hier die Hölle los sein!«
    Shandri spürte Zamorras Unruhe. Er stellte keine Fragen mehr und lief los, der Tochter seines Herrn entgegen.
    Fünf Minuten später sah der Professor den jungen Führer mit Sita den Bergpfad herankommen. Spontan umarmte er das junge Mädchen, dessen Angst er spürte. Sita schien am Ende ihrer Kräfte zu sein. Der scharfe Lauf durch den Korridor und über die Hängebrücke hatte sie ziemlich außer Atem kommen lassen. Aber ihre Prüfung war noch nicht beendet.
    »Wir werden kein Wort verlieren«, sagte Zamorra. »Du mußt noch laufen, Sita. So schnell und so weit du kannst. Wem bist du entkommen?«
    »Batak, dem Anführer«, keuchte das Mädchen.
    »Er wird nicht lange brauchen, um die Verfolger zu versammeln und loszuschicken. Los, wir müssen den Berg hinunter.«
    Da es bergab ging, hielt das junge Mädchen tapfer mit. Sie faßte zeitweise Shandris Arm und ließ sich ein wenig stützen. Sie achteten nicht auf das, was hinter ihnen vorging. Nach zehn Minuten waren sie im dichtesten Regenwald verschwunden, eingetaucht zwischen feuchtwarmen Bäumen und Pflanzen. Hier würde sie so bald kein menschliches Auge entdecken. Aber Zamorra drängte weiter. Er wollte vollkommen sicher gehen. Noch einmal sollten die Gelben Furien das Mädchen nicht in ihre Gewalt bekommen.
    Erst nach einer halben Stunde ließ Zamorra zu, daß eine Rast eingelegt wurde. Mit Recht nahm er an, daß die Furien des Shuris das geflohene
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