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0055 - Die Nacht der gelben Kutten

0055 - Die Nacht der gelben Kutten

Titel: 0055 - Die Nacht der gelben Kutten
Autoren: Dieter Saupe
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Zamorra dort das Versteck vermuten konnte, das ihm mehr über den Eingang zum Tempel verraten hätte!
    Keine fünf Meter über ihm schlossen sich die Wedel der Palmen und anderer Bäume zu einem dichten Blattwerk, das wie ein undurchsichtiges Netz war.
    Ein Netz das ein gähnendes, mannshohes Loch umspannte!
    Es war die Öffnung jenes Schachtes, den die Shuris durch Wasserkanäle überfluten konnten.
    Es war die Öffnung jenes Schachtes, aus dem der ungetreue Anführer der Sklaven, der Wächter Katiya, in den stürzenden Wasserfall geschleudert worden war!
    Zamorra sah auf die Sonne. Der untere Rand des glühenden Balles näherte sich bedenklich den Gipfeln der Berge. Zamorra mußte an das eigenartige Schauspiel des letzten Abends denken. An den Sonnenuntergang, der sich innerhalb von wenigen Sekunden vollzogen hatte.
    Der Professor durfte nicht ein Opfer der schnell einbrechenden Dunkelheit werden. Er mußte versuchen, zum Felsen zurückzugelangen, wo er sich von Shandri getrennt hatte. Oben, im Schutze des Felsens und des Dschungels, würde er ein besseres Versteck für die Nacht finden.
    Zamorra war alles andere als begeistert, daß er für heute den Rückweg antreten mußte. Aber die weitere Suche am Wasserfall würde ihn bald der erbarmungslosen Nacht ausliefern. Und in der Dunkelheit war es völlig unmöglich, weiterzuforschen.
    Zamorra merkte sich die Stelle genau, wo der falsche Mönch seinen Blicken entschwunden war. Er nahm sich vor, hierher zurückzukehren. Gleich morgen früh.
    Er würde pünktlich am Treffpunkt zurück sein, um auf seinen Führer Shandri zu treffen und die Suche gemeinsam fortzusetzen!
    Mit diesem Vorsatz machte sich Zamorra an den Aufstieg.
    ***
    Als Nicole erwachte, kam es ihr vor, als sei ihr Körper aus Blei. Vollgepumpt mit seltsamen Drogen und anderen Giften.
    Sie lag auf einem Diwan, und sie befand sich in einem ganz anderen Raum.
    Wie bin ich hierhergekommen? fragte sie sich.
    Sie versuchte, sich zu erinnern.
    Da war das dunkle Verlies gewesen. Tropfnasse Wände zu allen Seiten. Dann die Stimme einer Mitgefangenen. Die Stimme der Sita Raja. Dann das Lager. Ein paar auf den feuchten Boden geworfene Decken und Felle.
    Nicole hatte sich hingelegt und war eingeschlafen.
    Und im Schlaf mußten die Gelben Furien sie überwunden haben.
    Nicoles Kopf und Glieder fühlten sich unnatürlich schwer an.
    Da fiel es ihr jäh wieder ein, was die vorhatten. Man betäubte sie und flößte ihnen drogenartige Flüssigkeiten ein, um sie für die Freudentänze im Tempel willig zu machen.
    Jetzt versuchte Nicole, die Augen vollends zu öffnen. Sie befand sich in einem mächtigen und pompösen Prunksaal, in dem es ringsum von purem Gold glänzte und glitzerte.
    Vor ihr standen drei der Gelben Furien. Nicole hätte nicht sagen können, ob es Männer oder Frauen waren.
    Zwischen den Tischen aus Marmor und dem Thron des Großen Shuri hatten sich die gefangenen Tempeltänzerinnen aufgestellt.
    Eine seltsame Musik erklang. Sie bestand aus dem dumpfen Dröhnen von Trommeln und einigen Tamtams. Hohe, silberhelle Flötentöne begleiteten den hektischen Rhythmus.
    Jetzt begannen sich die Körper der jungen Mädchen zu drehen.
    Langsam zuerst, und dann im jagenden Takt der Musik immer freier, immer schneller und herausfordernder.
    Der Geist des Großen Shuriwatha verfolgte die geschmeidigen Bewegungen der Mädchenkörper mit sichtlichem Genuß. Er steigerte sich bald in eine Ekstase hinein, sprang von seinem Thron, und die Furien mußten ihm ein Mädchen nach dem anderen vorführen.
    Er ergriff die Tänzerinnen, nahm ihre Hände und hielt sie weit von sich weg, damit keine ihrer Bewegungen ihm entgehen konnte. Er griff nach den Hüften der Tänzerinnen und drehte sie, wie er es haben wollte. Die Furien begleiteten den seltsamen Tanz mit ihrem Fauchen und Stöhnen, und die Wächter des Shuri summten die erregenden Melodien der Tempelmusik mit. In ihren Augen stand ein unbeschreibliches, wildes und lüsternes Feuer.
    »Hoch mit dir!« rief plötzlich der Große Shuri Nicole zu. »Wir haben lange auf dich warten müssen, bis du die Nebel durchdrungen hast. Jetzt wirst du meine Tänzerin sein. Bringt sie her, ihr Furien!«
    Nicole fühlte sich brutal hochgerissen. Erst jetzt bemerkte sie die seltsame Veränderung an ihrem Körper. Die Gelben Furien hatten auch sie, wie die übrigen gefangenen Mädchen, entkleidet und in ein hauchdünnes, aufreizendes Tanzgewand aus feinster Seide gesteckt.
    Nicole vernahm das alles
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