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0054 - Wir und der Hellseher

0054 - Wir und der Hellseher

Titel: 0054 - Wir und der Hellseher
Autoren: Wir und der Hellseher
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triefte und in der immer wieder von einem sagenhaften Chef die Rede war, der angeblich mit Blacktums Arbeit so sehr zufrieden sei, dass er ihn an einer anderen, wichtigen Stelle verwenden wolle.
    »Es eilt«, sagte Furner. »Er will dich selbst einweisen, und es kann sein, dass er dich sofort losschickt, wahrscheinlich nach Frisco. Am besten nimmst du deine Klamotten sofort mit.«
    »Was springt für mich dabei heraus?«, fragte Narbenkinn und starrte Furner aus seinen kleinen, finsteren Augen an.
    »Mindestens tausend in der Woche«, antwortete Furner, »aber du kannst selbst mit ihm darüber verhandeln. Wann können wir gehen?«
    »Sofort«, entschloss sich Blacktum. »Ich brauche nur meinen Koffer zu packen. Fahr mich zu meiner Wohnung!«
    »Fahre allein«, antwortete Furner leichthin. »Ich bleibe und erwarte dich.«
    »Gib mir den Schlüssel! Ich nehme deinen Wagen.«
    Furner lächelte liebenswürdig. »An das Steuer meines Wagens lasse ich niemanden. Hier sind zehn Dollar für ein Taxi.«
    Blacktum nahm das Geld und ging hinaus. Er hatte keine Ahnung, dass der Professor vorsichtig genug war, sich nicht mit einem Mann sehen zu lassen, der nie wieder auftauchen würde, und dass er auch nicht wünschte, dass der Mann in seinem Wagen zum letzten Mal vor seine Wohnung vorfuhr.
    Blacktum war schnell zurück, aber er bestand darauf, dass er vor der Fahrt irgendwo zu Mittag essen könnte. Furner stimmte zu, schützte dringend Geschäfte vor und verabredete sich für eine Stunde später.
    Als sie schließlich im Wagen saßen, steuerte der Professor sein Auto aus New York hinaus nach Westen.
    Narbenkinn satt vom üppigen Mittagessen, duselte vor sich hin, und erst, als sie die Stadtgrenze hinter sich gelassen hatten, erkundigte er sich, wo das Haus der Chefs läge.
    »Bei Reckrilt Forest«, antwortete Furner.
    »Reckrilt Forest? Ich dachte, dort stünde überhaupt kein Haus.«
    »Du weißt doch, dass reiche Leute neuerdings eine Ader dafür haben, sich in der Einsamkeit niederzulassen«, antwortete Furner. »Das gilt als vornehm. Fernab vom Getriebe der Welt ruhen sie sich von den Anstrengungen des Geschäftes aus.« Er lächelte heiter.
    »Einsamkeit ist nichts für mich«, knurrte Narbenkinn. »Ich brauche Großstadtlärm. Ich bin eine Stadtpflanze.«
    Er schien zum Mittagessen einiges getrunken zu haben. Die Narbe an seinem Kinn glühte rot.
    »Woher hast du die Narbe?«, fragte Furner.
    Blacktum lachte heiser. »Holte ich mir schon als Kind. Wir hatten viel Streit mit der Nachbarstraße und schlugen uns mit ihnen. Ich bekam bei so einer Schlacht eins mit ‘ner Flasche ab. Es gab einen Schnitt, und hinterher muss wohl Schmutz in die Wunde gekommen sein. Daher blieb die Narbe so deutlich.«
    Sie erreichten Reckrilt Forest. Furner steuerte den Wagen in einen Sandweg, der in den Wald führte, und stoppte ihn dort.
    »Kann man nicht bis vor das Haus des Chefs fahren?«, erkundigte sich Blacktum.
    »Die Straße ist noch nicht fertig. Vergiss nicht, er muss sie auf eigene Kosten bauen lassen!«
    Der Gangster stieg aus dem Wagen, wobei er vor sich hin knurrte: »Er sollte lieber unsere Arbeit besser bezahlen, als einen Haufen Geld für solchen Quatsch auszugeben.«
    Es ergab sich, dass Furner ein paar Schritte hinter ihm blieb.
    »Wo bleibst du?«, rief Blacktum.
    »Komme schon«, antwortete der Professor. »Geh weiter!«
    Der Sandweg machte eine kleine Biegung. Als Blacktum ihr folgte, sah er einen Wagen und zwei Männer. Er zuckte zurück.
    »Dort steht ein Wagen mit zwei Leuten«, flüsterte er Furner zu, der inzwischen herangekommen war.
    »Wo?«
    Das Narbenkinn wandte sich noch einmal um. Es war das Letzte, was der Mann im Leben tat. Der Schlag mit dem Revolvergriff, den Furner ihm auf den Kopf versetzte, fällte ihn und nahm ihm das Bewusstsein.
    Furner blickte einen Augenblick auf den Reglosen, dann pfiff er. Wenig später kamen Rico Rondell und sein Bruder Bill herbei. Ein ungleicheres Brüderpaar war kaum vorstellbar. Im Gegensatz zu Rico war Bill ein Hüne, plump wie ein Bär und mit den riesigen Armen eines Gorillas. Sein fahles Gesicht zeigte den leeren Ausdruck eines Geistesschwachen. Er konnte weder lesen noch schreiben, und seine Sprache bestand in unartikulierten Lauten, deren Sinn nur sein Bruder verstand. Im Übrigen war Bill gewohnt, jedem Wink Ricos wie ein Hund zu gehorchen.
    »Erledigt den Rest!«, befahl Furner. »Kein Blut!«
    Er ging ein paar Schritte zurück, wandte sich ab und zündete sich eine
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