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0053 - Die Verdammten von Isan

Titel: 0053 - Die Verdammten von Isan
Autoren: Unbekannt
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gebraucht als vor der Bodenschleuse von Sallon.
    Killarog suchte sich die Männer aus, die ihn begleiten sollten. Killarog war trotz seiner Jugend ein im ganzen Bunker angesehener Mann, und im Gegensatz zu der allgemeinen Trägheit, die die Überlebenden des großen Isan-Krieges sonst kennzeichnete, war jedermann sofort bereit, mit Killarog auf das gefährliche Unternehmen zu ziehen.
    Drei Stunden nach der Ratssitzung hatte Killarog seine Mannschaft beisammen, aber schon eine halbe Stunde zuvor hatte Ivsera durch Irvin, der mit zu den acht Auserwählten gehörte, von Killarogs Plan erfahren.
    Sie suchte Killarog auf und verstand es, ihm in einstündiger Diskussion auseinanderzusetzen, daß sie ihn anstelle einer der acht Männer auf dieser Patrouille begleiten müsse. Ihr Hauptargument war: Wenn es wirklich gelingt, in den Bunker Sallon einzudringen, dann muß jemand dabeisein, der auf den ersten Blick erkennen kann, wo es etwas zu essen gibt.
    Vielleicht wäre Ivseras Absicht trotzdem nicht erreicht worden, aber schließlich setzte Irvin sich für sie ein.
    „Nehmen Sie sie mit, Killarog!" empfahl er. „Sie wird sonst ihr Leben lang keine Ruhe geben. Außerdem hat sie wirklich recht. Ich verzichte also zu ihren Gunsten." Irvin konnte sich das leisten, denn niemand war so wie er dafür bekannt, daß er, was die allgemeine Passivität und Trägheit anbelangte, eine bemerkenswerte Ausnahme machte.
    Killarog war schließlich einverstanden. Halb zornig, halb belustigt erklärte er: „Ich habe Sie im Verdacht, Mädchen, daß Sie immer noch ein paar romantische Gedanken über die Regeln der Menschlichkeit und darüber, was die Sallon-Leute doch für ein nettes Völkchen sind, mit sich herumschleppen. Ich werde es Ihrem mangelnden Instinkt zuschreiben, wenn Sie bei dem Versuch, Sallon mit einer weißen Fahne zu winken, erschossen werden."
    Ihren wahren Grund hatte Ivsera nicht genannt: daß sie es müde war, untätig im Bunker herumzusitzen und alles, was geschah, widerstandslos hinzunehmen. Sie war überzeugt, daß jeder, der noch Kraft in sich spürte, die Pflicht hatte, etwas zu unternehmen. Es mußte nicht unbedingt etwas sein, was Erfolg brachte. Aber es sollte die Überzeugung geben, daß die Überlebenden des großen Krieges nicht nur ein Spielball des Schicksals waren.
     
    *
     
    Es war Nacht, als Killarog und seine Gruppe nach einstündiger Fahrt mit dem Hauptlift durch den eine Meile hohen Schacht die Bodenschleuse des Bunkers Penomat erreichten. In der Schleuse legten sie die Strahlenschutzanzüge an. Killarog ließ die notwendigen Kontrollen durchführen, und Ivsera nahm es als gutes Vorzeichen, daß alles gleich beim erstenmal klappte.
    Killarog gestaltete den Aufbruch von der Schleuse aus möglichst grob und mit schroffen Befehlen, um das Aufkommen von Sentimentalität zu verhindern. Für fünf von den neun Leuten war es nach acht Jahren das erste Mal, daß sie die Oberfläche ihrer Heimatwelt Isan wieder betraten.
    Ivsera sah dicht über dem westlichen Horizont den roten Riesenball der Sonne Wilan stehen. Sie versuchte zu erkennen, ob sich Wilan in den acht Jahren seit dem Krieg verändert habe. Aber Wilan war so rot und so groß wie eh und je, verschiedene Stellen auf der Oberfläche schienen Pockennarben zu haben, und der ganze rote Glutball verbreitete mehr Wärme als Helligkeit.
    Die Sterne standen dicht am dunkelroten Himmel. Zwischen den Sternen hindurch sah Ivsera einzelne Fahnen dünnen Nebels. Sie wußte, daß diese Nebel wiederum aus Sonnen bestanden, die unendlich weit entfernt waren, und, daß die Nebel mit den Sternen zusammen ein System bildeten, das die Astronomen die Nebelstraße nannten.
    Ivsera konnte ihre Erregung kaum unterdrücken. Sie appellierte an ihre Vernunft und versuchte, sich einzureden, daß es auch nach acht Jahren unterirdischen Lebens nichts Besonderes sei, wenn man ein paar Sterne am Himmel sähe.
    Aber es gelang ihr nicht. Wie im Traum stolperte sie durch die Trümmerwüste, die die Bomben und der Wind aus der stolzen Stadt Penomat gemacht hatten. Erst nach Killarogs dritter Ermahnung riß sie sich zusammen und konzentrierte sich auf die Aufgabe, die vor ihr lag.
     
    *
     
    Vom Hauptschacht bis zur Bodenschleuse von Sallon war es ein Weg von insgesamt fünf Meilen. Vor acht Jahren noch wäre man diese Strecke mit dem Personenbus oder einem Mietwagen gefahren und hätte höchstens eine Dreiviertelstunde dazu gebraucht. Jetzt aber, in weglosem, gefährlichem Gelände und
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