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0053 - Die Geisterhand

0053 - Die Geisterhand

Titel: 0053 - Die Geisterhand
Autoren: Jason Dark
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standen dann in dem Gang, in dem auch die Garderoben lagen.
    Es brannte kein Licht auf dem Flur, aber durch die Türritze des Zimmers, dem unserr Besuch galt, drang ein schmaler Lichtstreifen in den Gang.
    Wir wurden noch vorsichtiger und hielten uns dabei so eng an der Wand, daß wirklich keine Diele unter unseren Füßen knarrte. Je näher wir der Tür kamen, um so mehr änderte sich der Geruch. Die muffige Luft wurde von einem penetranten Gestank verdrängt.
    Einem Raubtiergeruch…
    Raubtier?
    Der Werwolf.
    Ja, ein Werwolf roch so. Ich selbst hatte mit ihm gekämpft, war nahe genug gekommen, um seine Ausdünstung riechen zu können.
    Und hier fand ich sie wieder.
    Wir standen vor der entscheidenden Spur.
    Meiner Meinung nach bestand keine Veranlassung, daß der Werwolf die Garderobentür abschloß.
    Suko und ich bauten uns vor der Tür auf.
    Ich nickte meinem Partner zu, dann legte ich die Hand auf die Klinke, atmete noch einmal tief durch und riß die Tür wuchtig auf…
    ***
    Antonio Scaramanga begann zu spielen.
    Spielerisch leicht glitten seine Finger über die Tastatur. Er schien die Tasten kaum zu berühren, und Jane mußte sich eingestehen, daß dieser Dämon wirklich ein Meister seines Fachs war.
    Ein Genie, das vom Teufel gelenkt wurde.
    Leicht vornübergebeugt saß er da. Sein hartes Profil zeichnete sich im Gegenlicht der Lampe ab, die Lippen waren zusammengepreßt, und Jane sah das eckige Kinn vorspringen.
    Sie wußte nicht, welcher Meister das Stück geschrieben hatte, aber die Töne waren weich und melodisch, drangen in ihr Gehirn und brachten dort nie gekannte Saiten zum Klingen.
    Die Faszination erfaßte auch Jane Collins.
    Scaramanga lächelte im Bewußtsein seines Sieges, denn er wußte, daß ihm und seinem Spiel auch die blondhaarige Frau nicht widerstehen konnte.
    Aus einer Gegnerin würde eine Anhängerin werden.
    Da war er hundertprozentig sicher…
    Und er spielte weiter. Er riß Jane Collins förmlich in den Strudel hinein, nahm sie mit seinen Melodien gefangen und machte sie zu einem willenlosen Werkzeug.
    Langsam wurde sein Spiel ruhiger. Die Klänge waren nicht mehr so aufpeitschend und aufdringlich, eher weicher und einschmeichelnder. Janes Gesicht hatte einen entrückten Ausdruck angenommen, ihre Augen zeigten einen umflorten Blick, die Blicke schienen in unendliche Fernen gerichtet zu sein.
    Jane Collins stand unter dem Bann des Dämons…
    Mit einem letzten, furiosen Akkord endete das Spiel.
    Stille…
    Jane saß auf der Liege. Ihre Hände lagen auf den Oberschenkeln, die Lippen zeigten ein Lächeln…
    Scaramanga stand auf.
    »Jane«, sprach er sie an.
    Die Detektivin wandte den Kopf. Aus einem Impuls heraus wollte sie aufbrausen, als sie in das Gesicht schaute, das ihr eigentlich so widerwärtig war, doch dann kam es über sie, und sie gehorchte dem zwingenden Blick seiner dunklen, hypnotisch wirkenden Augen.
    »Was ist, Meister?«
    Sie brachte das letzte Wort glatt über ihre Lippen, und Scaramanga nickte zufrieden.
    Er beugte seinen Oberkörper und ging vor ihr in die Knie. Seine Hände legten sich auf die ihren.
    »Du gehörst zu mir, Jane?«
    Auf Janes Stirn bildete sich eine nachdenkliche Falte. »Wenn du – wenn du…«
    Irgendwie befand sich in ihrem Innern noch eine Sperre, und Scaramanga war nicht ganz zufrieden.
    »Sag, daß du zu mir gehörst!« zischte er.
    Die Falte vertiefte sich. Scaramanga umfaßte Janes Schultern. »Ich will eine Antwort.«
    »Ja…«
    Wie ein Hauch drang das Wort über Janes Lippen, und Scaramanga stellte die nächste Frage.
    »Willst du für mich alles tun?«
    Nicken.
    »Würdest du auch für mich töten?«
    »Ja, Meister.«
    »Und sterben?«
    Da leuchteten Jane Collins Augen auf und sie rief: »Ich gehe für dich in den Tod!«
    Antonio Scaramanga hatte gewonnen!
    ***
    Mit der Startgeschwindigkeit einer Rakete flog ich in das Zimmer hinein, wirbelte nach rechts zur Seite weg und blieb mit angeschlagener Waffe in Combat-Stellung stehen.
    Suko machte das gleiche auf der linken Seite, so daß wir unseren Gegner in der Zange hatten.
    Der Mann hatte vor dem Spiegel gestanden und war völlig verstört und erschreckt herumgefahren, als wir in die Garderobe stürmten.
    Jetzt irrten seine Blicke zwischen Suko und mir hin und her. Ich richtete die Mündung der Waffe auf ihn. Der Raubtiergeruch war intensiver geworden, und ich war nun vollends davon überzeugt, einen Werwolf vor mir zu haben.
    Ich machte ihm auch gleich klar, was er zu erwarten hatte,
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