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0051 - Tod für eine Stadt

0051 - Tod für eine Stadt

Titel: 0051 - Tod für eine Stadt
Autoren: Delfried Kaufmann
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ich keine Bombe bauen können? Sicherlich hat die Armee wirksamere und technisch viel elegantere Sprengkörper, aber für unsere Zwecke genügt diese Konstruktion.«
    »Ich glaube es einfach nicht«, rief Albis.
    »Sie werden es glauben müssen«, mischte sich Sakow ein. »Wenn Sie wollen, erkläre ich Ihnen die Konstruktion. Bitte, ich habe hier am Ende des Zylinders einen Teil des Urans gelagert, der unter der kritischen Größe liegt. Er liegt in einer Röhre, in einer Art Kanonenrohr vor einer Bleiplatte von zwei Zoll Stärke. Der andere Teil des Urans, ebenfalls unter der kritischen Größe, lagert am Kopf des Zylinders, aber ebenfalls in der Innenröhre. Dahinter befindet sich kein Blei, sondern eine Kartusche mit Sprengstoff. Der Sprengstoff in der Kartusche kann durch jeden dieser Zünder, die Sie hier sehen, gezündet werden. Das eine ist ein Säurezünder. Wenn ich diesen Hahn aufdrehe, gelangt Säure an ein Halteplättchen aus Aluminium, das von der Säure in einem bestimmten Zeitraum zerfressen wird. Dadurch wird ein Fallstift frei, der auf eine Initialzündungsplatte aus Knallquecksilber aufschlägt. Die Quecksilberexplosion zündet die Kartusche. Die Kartuschenladung treibt das Uran in der Röhre vorwärts. Die Uranmenge kippt auf das Uran am unteren Ende. Beide zusammen bilden einen Block, der oberhalb der kritischen Masse liegt, die unkontrollierte Kettenreaktion setzt ein, und ich brauche Ihnen, Professor, nicht zu sagen, dass eine unkontrollierte Kettenreaktion und eine Atomexplosion ein und dasselbe sind.«
    Albis stöhnte und vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Für alle Fälle«, sagte Sakow ungerührt, »habe ich hier noch einen zweiten, ganz gewöhnlichen Schlagzünder eingebaut. Es genügt, diese Sicherung zurückzuschieben und kräftig auf diesen Knopf zu schlagen. Die Folgen sind die gleichen.«
    Er kicherte. »Ich wüsste allerdings nicht, wer dazu Lust verspüren sollte, denn es dürfte nichts Nennenswertes mehr von ihm überbleiben. Aber Mr. Laroche wollte diesen Zünder haben, und so habe ich ihn eingebaut.«
    »Noch lieber hätte ich einen Funkzünder gehabt«, sagte Laroche lächelnd, »aber leider konnten wir so ein Ding nicht bekommen. Man erhält sie nur auf Bezugsscheingenehmigung der Armee, und da scheiterten leider meine Beschaffungsmöglichkeiten.«
    Albis nahm die Hände vom Gesicht. »Sakow«, sagte er. »Ich kenne Ihre Laufbahn. Sie haben den Staaten viel zu verdanken. Warum haben Sie geholfen, diese Bombe zu konstruieren? Wie konnten Sie, ein Mann, der weiß, was eine Atombombe bedeutet, einem Irrsinnigen eine solche Waffe in die Hand spielen? Ich appelliere an Ihr Gewissen. Sakow! Reißen Sie die Zünder aus der Bombe! Und helfen Sie mir, diesen Wahnsinnigen dort zu überwältigen!«
    Mit einem Sprung war Laroche vor dem Professor. Sein Arm flog hoch, seine flache Hand klatschte, einmal, zweimal, immer wieder in das Gesicht des alten Mannes.
    »Ich werde dich lehren, mich einen Wahnsinnigen zu nennen«, keuchte er.
    Unter der Wucht der Schläge taumelte Albis rückwärts gegen den Bombenzylinder. Laroche ließ von ihm ab. Der Professor richtete sich auf.
    Mechanisch wischte er sich einen dünnen Blutfaden von der Unterlippe. Er stützte sich auf den Metallzylinder, und als er die Kühle des Stahls an den Handflächen fühlte, schoss in ihm ein Entschluss hoch.
    Er warf sich herum. Der Schlagzünder war in der Reichweite seiner Hände. Blitzschnell und bevor jemand ihn hindern konnte, schob er die Sicherung zurück, und dann hob er beide Hände und ballte seine weißen und schwachen Gelehrtenfinger zu Fäusten. Arthur Laroche schrie auf, gellend und hoch wie eine hysterische Frau.
    Mit aller Kraft ließ Albis seine Fäuste auf den Schlagknopf niedersausen. Er spürte genau, wie der Knopf nachgab.
    »Jetzt«, dachte er, »aber ich werde nichts fühlen!«
    ***
    Die Explosion, die den Professor, Sakow, Laroche, das Landhaus und wahrscheinlich noch einen guten Teil der Umgebung zu Staub zerblasen hätte, erfolgte nicht.
    Sekunden noch stand der Professor mit zusammengekrampften Fäusten. Dann drang Sakows harte Stimme an sein Ohr: »Es befindet sich noch kein Knallquecksilber in den Zündern, Professor. Ich werde es erst einfüllen, wenn wir die Bombe brauchen.«
    Albis stöhnte und verbarg den Kopf in den Händen. Laroche lachte gellend auf.
    »Ich dachte, dieser Zwerg würde uns wirklich in die Luft jagen können.«
    Sakow fuhr sich mit beiden Händen durch die Haarmähne,
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