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005 - Nachts wenn die Toten kommen

005 - Nachts wenn die Toten kommen

Titel: 005 - Nachts wenn die Toten kommen
Autoren: Larry Brent
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könnte, woran er die Schuld hatte. Schuld, die sich
früher oder später herausstellen musste.
    Hatte er selbst die Leiche versteckt und das Fruchtsaftfläschchen
verborgen?
    Er wusste später nicht mehr zu sagen, wie er eigentlich dazu gekommen war,
den Schreibsekretär seiner Frau zu öffnen.
    Es war ein antikes Stück mit kostbaren Intarsienarbeiten. Er stand an der
Wand neben dem Fenster. Donald Ritchner wusste, wo der Schlüssel aufbewahrt
wurde, in einem flachen Geheimfach unter der Klapptür.
    Er schloss den Sekretär auf. Fein geordnet lagen Briefe, Fotos und Papiere
in den Fächern. Auf der Schreibplatte lag ein angefangener Brief an eine
Freundin Carolines. Der Brief trug das gestrige Datum.
    Donald Ritchner kontrollierte ein Fach nach dem anderen. Er erhoffte sich
durch irgendein Schriftstück oder durch sonst etwas einen Hinweis, der ihm
weiterhalf. Er fühlte sich wie ein Detektiv, der eine Fährte verfolgte.
    Caroline führte eine Art Tagebuch, das war ihm bekannt. Doch welche
Gedanken sie zu Papier brachte, darum hatte er sich niemals zuvor gekümmert.
    Er sah Briefe durch und betrachtete Fotografien.
    Plötzlich stieß er auf das ledereingebundene Tagebuch. Es lag unter einem
Stoß unbeschriebenem Papier. Er blätterte es flüchtig durch. Die letzte
Eintragung stammte vom 25. Januar. Das war der gestrige Tag gewesen.
    »Heute Abend wieder in der Ruine. Ich hoffe, mit Sandra zusammenzutreffen.«
    Donald Ritchner wurde bleich. Am 25. in der Ruine? In welcher Ruine, und
wieso ausgerechnet am 25.? Das war doch der Tag, an dem sie zum Bridgespiel bei
Mrs. Boddingham weilte? Hastig blätterte er ein paar Seiten zurück.
    »12. Januar. – Der Meister und
das Medium haben drei Tote zurückgeholt. Sandra war dabei, doch zu einem
Sprechkontakt kam es nicht. Vielleicht bei der nächsten Séance. Der Meister ist äußerst zuversichtlich.«
    Donald Ritchner saß vor dem Sekretär wie aus Stein gemeißelt.
    Er brauchte erst einige Minuten, um mit den Tatsachen fertigzuwerden. Dann
vergewisserte er sich. Die Mittwoch-Eintragungen überwogen. Und mittwochs –
niemals ein Wort vom Bridgespiel bei Mrs. Boddhingham!
    Seine Frau war bei spiritistischen Sitzungen anwesend gewesen, bei Séancen!
Sie behauptete, Kontakt zu Toten gehabt zu haben, Botschaften empfangen zu
haben. Sogar zwei Begegnungen mit Sandra waren vermerkt! Sandra war die vor
sechs Jahren verstorbene Schwester seiner Frau. Von Sandra hatte Caroline ein
nicht unbedeutendes Aktienvermögen geerbt. Und mit Sandra hatte Caroline
gesprochen? Die Welt stand Kopf. Donald Ritchner verstand gar nichts mehr. Er
blätterte mechanisch in dem Tagebuch weiter. Die Zeilen schienen vor seinen
Augen zu tanzen.
    Seine Frau hatte ihn belogen. Bis zu diesem Augenblick hatte er nicht
gewusst, dass sie einer mysteriösen Gemeinschaft angehörte.
    Die Ruine wurde in den Tagebuchaufzeichnungen immer wieder erwähnt, ohne
dass sie näher bezeichnet wurde. Doch das war auch nicht nötig. Donald Ritchner
glaubte zu wissen, was damit gemeint war. Es gab hier im Umkreis von einigen
hundert Kilometern nur eine Ruine.
    Es war eine alte deutsche Burg, die sich vor einigen Jahren ein spleeniger
Millionär von Europa nach Amerika kommen ließ. Stein für Stein wurde in Germany
abgetragen, nummeriert und katalogisiert und auf ein Schiff verfrachtet. Und
Stein für Stein wurde diese alte Burg, die Ruine, wie sie allgemein bezeichnet
wurde, hier am Big Black River wieder aufgebaut.
    Für amerikanische Touristen war diese Burg eine Attraktion, und der
Millionär ließ die erste Zeit sein Anwesen geöffnet, und jeder konnte für bare
Münze durch die Burg streifen und sich vorstellen, wie die Europäer im
Mittelalter gelebt hatten. Dann aber schloss der Millionär – wie hieß er doch
noch? – die Burg für den Publikumsverkehr.
    Donald Ritchner dachte nach. Jameson hieß der Besitzer, ein alter, reicher
Eigenbrötler, der sein Vermögen schließlich bei gewagten Spekulationen aufs
Spiel setzte – und verlor. Niemand wusste, was aus ihm geworden war.
    Donald Ritchner klappte das Tagebuch zu. War diese Ruine damit gemeint?
Wurden in ihr die Séancen veranstaltet?
    Seine Neugierde war geweckt.
    Mit beinahe hypnotischer Gewalt ergriff sie immer stärker von ihm Besitz.
    Was war dort wirklich vorgefallen? Warum hatte seine Frau niemals mit ihm
über diese Dinge gesprochen, was hatte sie dazu veranlasst zu schweigen? Er
hatte immer geglaubt, ihr volles Vertrauen zu haben.
    Wie unter einer
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