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005 - Gekauftes Glück

Titel: 005 - Gekauftes Glück
Autoren: Unbekannt
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begnügt. Sie war in jeder Hinsicht und in des Wortes wahrster Bedeutung noch unschuldig und zufrieden, es zu sein.
    Oh, aber es war nicht so, daß sie nicht doch eine lebhafte Neugier für das Leben und die Welt bewies. Diese Eigenschaft war ihr in ausgeprägtem Maße gegeben, doch die kluge alte Dorcas hatte darauf geachtet, sie in vernünftige Bahnen zu lenken.
    Dreimal in der Woche war ein Erzieher, den Dorcas aus ihren sorgfältig gehüteten Ersparnissen bezahlte, von der anderen Seite der Stadt gekommen und hatte die größten Anforderungen an Ashleighs schnelle Auffassungsgabe gestellt. Seit Ashleigh sieben Jahre alt gewesen war, hatte Monsieur Laforte, ein dem Schreckensregime entflohener französischer Emigrant, sie unterrichtet, ihren Wissensdurst geweckt und befriedigt.
    „Hängst du schon wieder Tagträumen nach, Kleines?" fragte Megan.
    Ihre belustigt klingende Stimme hatte Ashleigh aus den Gedanken gerissen. „Was?
    Oh, ja, ich glaube, ich habe geträumt", antwortete sie und errötete erneut. „Es tut mir leid, Megan."
    „Ach, mach dir nichts draus, mein Mädchen. Ganz sicher ist es das beste, du verschließt den Sinn vor den Dingen, die unsereiner tut!" Megan blickte auf die zwischen ihr und Ashleigh stehende Blondine herunter. Wiewohl Monica nicht klein war, reichte sie der hochgewachsenen Irin nur knapp bis zur perfekt geschnittenen Nase. „So ist es doch, nicht wahr, Monica, Schätzchen?"
    Der sarkastische Unterton war Monica nicht entgangen. Sie kochte innerlich vor kaum unterdrückter Wut auf ihre Hauptrivalin im Bordell. Sie schaute zu Megan hoch und registrierte erneut die stolze keltische Schönheit ihrer Konkurrentin - das perfekte ovale Gesicht mit den ausgeprägten hohen Wangenknochen und den feingeschnittenen Zügen, die von dichten, an den Enden gebogenen Wimpern umgebenen grünen Augen, die schmale, gerade Nase und den breiten, sinnlichen, beim Lächeln perlweiße Zähne enthüllenden Mund, und das Haar! Zähneknirschend betrachtete sie diese feurigrote Fülle, ballte die Hände und unterdrückte den Wunsch, in diese Masse herabwallender Locken zu greifen und sie Megan alle einzeln auszureißen.
    „Ich würde sagen, daß es höchste Zeit für deine kleine Freundin ist, einige Besonderheiten über jemanden wie uns und unseren ... hm ... Beruf zu erfahren!"
    erwiderte sie und bedachte Ashleigh mit einem verschlagenen Lächeln. „Es würde sie besser auf das vorbereiten, was Madame mit ihr im Sinn hat." Bedachtsam ließ Monica den Blick über Ashleighs schlanke Gestalt schweifen und fuhr dann in grausamem Ton fort: „Inzwischen ist sie erwachsen, und ich wage zu behaupten, daß sie neuerdings mehr ißt denn früher als verwahrlostes Gör. Ich meine, es ist dringend angebracht, daß sie endlich lernt, ihren Lebensunterhalt zu verdienen!"
    Brüsk entriß sie Ashleigh die Tasse mit dem zubereiteten Kopfschmerzmittel und trank sie mit mehreren Schlucken aus. Dann drückte sie Ashleigh die Tasse wieder in die Hand, drehte sich um und stolzierte hochnäsig aus der Küche.
    „Welch befremdliche Bemerkung!" rief Ashleigh aus, sah erst Megan, dann Dorcas und schließlich wieder die Irin an. „Megan?"
    „Ach, das war nur wieder Monicas übliches boshaftes Geschwätz, Ashleigh, mein Schätzchen. Beachte es nicht! Am besten ignorierst du Monica!" Megan warf Dorcas einen bedeutungsvollen Blick zu. „Äh, habe ich dich nicht sagen gehört, daß du ein Auftrag für das Mädchen hast, Dorcas?"
    Dorcas nickte und griff rasch den Hinweis auf. „Ach ja, Kindchen. Du sollst mir von Mr. Tidley einige Knochen und Fleischabfälle holen." Sie schaute auf die Uhr, die auf dem Kaminsims stand. „Der Fleischer hat sie für deinen Hund aufgehoben. Nun ist eine gute Zeit, zu seinem Geschäft zu laufen. Also sei ein gutes Mädchen und geh jetzt!" Mit der Emsigkeit einer Glucke, die ihre Küken aus einer Gefahrenzone scheucht, drängte die Köchin Ashleigh zur Hintertür hinaus. Sobald sie mit Megan allein war, warf sie ihr einen kurzen, wissenden Blick zu und sagte dann so leise, daß es einem Flüstern gleichkam: „Ich wußte, daß du so zeitig nicht zum Plaudern heruntergekommen bist, Megan. Was ist los?"
    Der Blick der Rothaarigen schweifte rasch durch die große Küche. Da es so früh am Morgen war, hatten sich die anderen Bediensteten noch nicht eingefunden, doch Megan hielt es für ratsam, vorsichtig zu sein. Wiewohl Dorcas gute, zumeist loyale Leute als Helfer hatte, war es eine bekannte Tatsache,
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