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005 - Gekauftes Glück

Titel: 005 - Gekauftes Glück
Autoren: Unbekannt
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und sie selbst samt dem von ihr getragenen vollen Nachtgeschirr rückwärts die Stufen hinuntergestürzt, war. Oder wie bei der Gelegenheit, als sie von Monica gezwungen worden war, nach oben in deren Zimmer zu kommen und ihr aus dem Kleid zu helfen, während der „Gentleman" der Blondine dabeigestanden und zugeschaut hatte. Nein, es würde der Sache keinesfalls dienlich sein, wenn Dorcas alles wußte, was vor wenigen Augenblicken geschehen war.
    „Ich glaube, wir haben das neue Pulver dort drüben hingestellt", sagte Ashleigh und ging zu einem schmalen, in der Wand eingelassenen Regal, in dem eine Reihe verschieden großer Apothekergefäße standen.
    „Ashleigh, mein Mädchen, ich habe mich schon gefragt, wo du warst!" rief die Köchin aus und drehte sich, ein Blech mit dampfenden Muffins in der Hand, um.
    „Das große Biest wollte hinaus. Deshalb habe ich ... oh, hallo, Monica." Plötzlich hatte Dorcas' im allgemeinen fröhlich klingende Stimme etwas von ihrem heiteren Ton verloren. „Es ist ein wenig früh, dich hier zu sehen", fügte die Köchin hinzu, und ihr üblicherweise offenes Gesicht nahm einen verschlagenen Ausdruck an. „Ich nehme an, du hast wieder Kopfschmerzen." Doch dann hielt die stämmige kleine Köchin jäh inne und furchte unwirsch die Stirn, als ihr Blick auf den roten Handabdruck auf Ashleighs linker Wange fiel. Rasch schaute sie erst Monica, dann wieder Ashleigh an, und ihre Miene verfinsterte sich noch mehr. Mit lautem Knall stellte sie das Blech auf einen nahe stehenden Arbeitstisch, stemmte die Hände auf die breiten Hüften und verengte die Augen. „Aha, du hast die Kleine also schon wieder malträtiert!" sagte sie drohend zu der hochgewachsenen Blondine.
    Monicas erste Reaktion auf die verhaltene Wut in der Stimme der Frau war Überraschung. „Woher willst ..."
    „Bist du so dumm wie bösartig?" fragte die Köchin aufgebracht. „Da auf der Wange des Kindes! Alle Welt kann den Abdruck deiner fünf Finger sehen!" Dorcas ging zu Ashleigh, legte ihr tröstend den Arm um die Schultern und sagte besänftigend:
    „Schon gut, schon gut, mein Mädchen. Jetzt ist ja alles wieder in Ordnung, wenn Dorcas die Sache in die Hand nimmt. Komm her zum Tisch, iß zum Frühstück einen Muff in und trink ein Täßchen Tee, während ich dir eine Salbe für das arme Gesichtchen mache."
    Ashleigh schwankte zwischen dem Bedürfnis, sich verhätscheln zu lassen, und dem Wunsch, das von der sie unverhohlen haßerfüllt ansehenden Monica zu erwartende Unheil von sich abzuwenden. „Es ... es ist alles in Ordnung, Dorcas. Wirklich, das ist es. Ich ... ich bin nur neben dem Kamin ausgerutscht und ... mit dem Kopf gegen den Sims gestoßen. Ich gebe zu, das war tölpelhaft, aber mir ist nichts Schlimmes passiert. In dem Augenblick ist Monica hereingekommen und wollte mir helfen, das Kopfschmerzpulver zu holen. Weißt du, mein Kopf tut etwas von dem Aufprall weh."
    Ungläubig richtete Dorcas die Augen auf ihren Schützling und sah dann mißtrauisch Monica an, die plötzlich emsig mit den Apothekergefäßen im Regal beschäftigt war.
    Sie glaubte kein Wort von Ashleighs Geschichte, kannte jedoch sehr gut den Grund für die Flunkerei und fragte sich, was zu tun sei. Sie liebte das kleine Würmchen so sehr wie eine eigene Tochter, schon seit jener kalten Winternacht vor zwölf Jahren, als ihre Schwester Maud, Gott sei ihrer Seele gnädig, das Mädchen zu ihr gebracht hatte. Das nur aus Haut und Knochen bestehende kleine Ding war nach dem Brand in ihrem Haus und dem Verlust der Eltern vor Angst halb von Sinnen gewesen und hatte damals nur noch das geliebte Kindermädchen, die arme Maud, gehabt.
    Ashleigh war die Tochter eines Gentlemans und von Geburt an in großem Luxus aufgewachsen. Doch seit der Nacht, als das Feuer ihre liebevollen Eltern und all deren Besitz dahingerafft hatte, war sie plötzlich all dessen verlustig gegangen.
    Und das war etwas, was Dorcas wirklich nie ganz begriffen hatte. Es war ihr unfaßbar gewesen, daß die Eltern keine Vorkehrungen für eine gesicherte Zukunft des Kindes getroffen hatten. Es war, als seien seither alle Spuren der St. Clairs von der Erdoberfläche gelöscht worden. Und dann waren da die unzusammenhängenden Äußerungen gewesen, die Maud gemacht hatte, ehe sie, ein weiteres Opfer des schrecklichen Feuers, an Rauchvergiftung gestorben war. Sie hatte Dorcas gewarnt, keine Nachforschungen anzustellen, und sie angefleht, die Dinge auf sich beruhen zu lassen, denn sonst
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