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0049 - Ich und der Teufel MAM

0049 - Ich und der Teufel MAM

Titel: 0049 - Ich und der Teufel MAM
Autoren: Ich und der Teufel MAM
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Alaska bis Feuerland und vom Nordkap bis Singapur just dieses Wort aus der uralten Mayasprache festgehalten haben, hingegen in Verlegenheit geraten, wenn man sie fragt, was unter dem kommerziellen Sammelbegriff Seal zu verstehen sei.
    Um es vorweg zu nehmen, einen »Ozelot« sahen wir nicht auf der langen Fahrt bis nach Chichen Itza. Auch sonst ereignete sich nichts Aufregendes. Vier- oder fünfmal mußten der Indio und ich schieben, weil es durch halbyardhohen Sand ging, nachdem wir vorher mit vereinten Kräften geschaufelt hatten. Einmal mußte ein Reifen gewechselt, zweimal das Öl erneuert, einige Male neues Wasser in den Kühler gefüllt werden.
    Natürlich unterhielten wir uns während der fünfstündigen Reise und tranken Coca-Cola dabei. Bereitwillig versuchte der Mexikaner, mir die Expeditionsmitglieder zu beschreiben. Er tat es mit jener positiven Beurteilung, die zur Höflichkeit gehört, obwohl ich das Gefühl hatte, der Caballero an meiner Seite denke in Wirklichkeit nicht immer so wie er sagte.
    Das, so fühlte ich bald heraus, betraf hauptsächlich das Ehepaar Fox — also den Expeditionsarzt und seine Frau. Kam er auf Señora Fox zu sprechen, stellte ich eine verblüffende Übereinstimmung mit der Beschreibung des Professors fest.
    Dona Sol, so sagte er mit glänzenden Augen, wäre die schönste und charmanteste Frau, die er jemals gesehen habe. Gewiß, ihre Mutter sei eine India gewesen — daraus machte die Dona auch gar keinen Hehl —, aber davon wäre nicht das geringste zu bemerken. Höchstens die etwas dunklere Hautfarbe, aber sonst gliche sie einer Europäerin, habe rotblondes, wundervoll seidiges Haar und grüne Augen, wohl vom Vater her, der norwegischer Matrose gewesen sei.
    Aber wenn er auf den Arzt zu sprechen kam, verfinsterten sich seine Züge. Der Doktor sei fast ständig betrunken, mache seiner Frau Szenen, wenn sic sich mit einem anderen Mann unterhielt, und habe sogar den Kaziken Pichale mit dem Revolver bedroht.
    »Warum gerade den Kaziken?« fragte ich.
    »Das kam so. Einmal verlangten sämtliche Indios mehr Lohn, und Professor Greet, der als Expeditionsleiter sich den Geldgebern gegenüber verpflichtet fühlt, so sparsam wie möglich mit den bewilligten Mitteln umzugehen, lehnte ab. Weder Juan Rivas noch mir gelang es, die Indos zur Weiterarbeit zu bewegen.. Sie streikten.«
    »Also das gibt es auch schon im Urwald von Yukatan?«
    »Natürlich gibt es das.«
    »Mal weiter, Senor.«
    »Man war ratlos, denn jeder Tag kostet Dollars, nicht wahr? Da nahm Dona Sol die Sache in die Hand. Sie beauftragte den Vorarbeiter, er solle den Kaziken holen lassen. Zwei Indios verschwanden auch gehorsam im Urwald. Ich muß bei dieser Gelegenheit erwähnen, daß die Dona von sämtlichen Indianern wie eine… wie soll ich mich nur ausdrücken? Vielleicht wären die Worte ,Heilige' oder ,Göttin angebracht… verehrt wird.«
    »Da spielt vermutlich ihre mütterliche Abstammung eine Rolle mit«, sagte ich.
    »Es müssen noch andere uns unbekannte Faktoren mitspielen, über die ich mir vergebens den Kopf zerbrochen habe. Nun, es sei wie es will, der Kazike, wie nicht anders erwartet, erscheint am folgenden Tage. Die Dona gibt uns zu verstehen, sie möchte allein mit Pichale verhandeln, und zieht sich mit ihm in eine Baracke zurück. Schon nach zehn Minuten kommt Pichale wieder heraus, läßt seine Icaiches antreten und bellt sie an: ›Weiterarbeiten!‹«
    »Und da erscheint Doktor Fox…«
    »Jawohl, und da erscheint der Doktor mit einem Revolver, eilt auf den Kaziken zu und brüllt: ›Wenn du Sohn einer Hündin es wagst, noch einmal allein mit meiner Frau zu sprechen, schieße ich dich über den Haufen!‹«
    »Vielleicht ist der Doktor auf den Kaziken eifersüchtig?«
    Olas Almonte lachte laut auf. »Eifersüchtig auf Pichale?! Der Gedanke allein ist schon eine Sünde! Pichale sieht aus wie eine Mumie und hat mindestens seine Sechzig auf dem Buckel.«
    »Welche Gründe kommen aber sonst in Betracht?«
    »Keine Ahnung.«
    Die Unterhaltung versickerte. Almonte mußte auf den Weg aufpassen, der über steinigen, mit tiefen Löchern bedeckten Boden führte, ich geriet ins Grübeln.
    Ich rekapitulierte, was der Comissario gesagt hatte von dem Verhextwerden, dachte an seine Warnung und den Hinweis auf das nur in Chichen Itza zu findende Motiv, und versuchte mit allen Listen der Logik, eine Brücke zu bauen von Sol Fox bis zu dem Zimmer mit den beiden Fenstern im Haus Nummero 210 der Santa-Maria-Avenida
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