Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0049 - Das Grauen an der Themse

0049 - Das Grauen an der Themse

Titel: 0049 - Das Grauen an der Themse
Autoren: Richard Wunderer
Vom Netzwerk:
sicher, ob er es überhaupt noch gehört hatte. Als ich mich aufrichtete, erschien um seinen Mund ein schwaches Lächeln. Auf seinem Gesicht breitete sich ein erleichterter Zug aus.
    »Einen Arzt!« schrie neben mir Oberinspektor Molder, der die Leute anführte. »Schnell, rufen Sie an!«
    »Bleiben Sie!« sagte ich zu dem Mann, den er nach oben schicken wollte. »Wir brauchen keinen Arzt mehr.«
    Ich stand langsam auf und schüttelte den Kopf. Warum hatte Mr. Alessi ausgerechnet jetzt dieses Haus gefunden?
    Sie standen entlang der Wand, die Hände hinter dem Rücken in Handschellen. Wir waren nur um wenige Minuten zu spät gekommen.
    Ich schritt die Reihe der Leute ab.
    Einige der Sektenmitglieder standen mit einem völlig stumpfsinnigen Gesichtsausdruck da, andere versuchten, mich anzuspucken. Als sie meinen Blick auffingen, ließen sie es lieber sein.
    Oberinspektor Molder untersuchte Mr. Alessi. Er zuckte die Achseln. »Da hilft niemand mehr«, sagte er. Ich merkte ihm an, daß ihn dieser Vorfall erschütterte, obwohl er in seiner Laufbahn schon zahlreiche Leichen gesehen hatte.
    Ich verließ wortlos den Keller und holte Jane. Sie mußte den Toten identifizieren. Allerdings bereitete ich sie schonend vor.
    Trotzdem war es für sie schlimm. Bleich ging sie wieder nach oben. Ich folgte ihr. Auf der Straße holte ich sie ein.
    Sie nickte. »Er ist es, John. Selbst wenn wir Angela Alessi wiederfinden und sie aus dem Bann lösen, wird sie ihres Lebens nicht mehr froh werden.«
    Das war mir klar. Dennoch mußten wir alles daransetzen, um diese unglückliche Frau zu finden und zu erlösen.
    ***
    Wir kamen nicht zur Ruhe. Kaum war die Aktion in dem leerstehenden Haus in der City abgeschlossen, als eine neue Meldung eintraf. Oberinspektor Molder winkte uns zu, als wir zu meinem Wagen zurückkehren wollten.
    »Leichenfund im Hyde Park!« rief er und deutete auf sein Funkgerät. »Sie sollten sich das ansehen!«
    »Das Gesicht auf den Rücken gedreht?« fragte ich in böser Vorahnung.
    Molder schüttelte den Kopf. »Das nicht, aber Superintendent Powell meint, Sie sollten hinfahren.«
    Jane brachte mich in ihrem Wagen zum Bentley. Dann hatten wir es nicht mehr weit zum Hyde Park.
    Die uniformierten Kollegen hatten einen großen Teil abgeriegelt. Noch konnten wir nicht erkennen, worum es ging. Die Sonne war bereits im Untergehen und tauchte die Bäume in goldenes Licht. Unwillkürlich warf ich einen Blick auf das Laub, das gar nicht natürlich wirkte, sondern so aussah, als habe es der berühmteste Juwelier der Stadt zu Reklamezwecken an die Bäume gehängt.
    Ich streckte die Hand nach Jane aus und hielt sie zurück. Sie folgte der Richtung, die ich ihr anzeigte.
    »Mein Gott«, murmelte sie entsetzt. »Sieht aus, als wäre ein Flugzeug abgestürzt.« Von einigen mächtigen, alten Bäumen waren die stärksten Äste abgebrochen. Frisches Laub lag in weitem Umkreis verstreut. Dort war ein großer Körper durch das Blätterdach geschlagen. Was hatte dieses seltsame Phänomen mit dem Mord zu tun, fragte ich mich und ging rascher weiter.
    Es war erst ein Teil der Mordkommission im Einsatz. Der Yard hatte wegen der Aktion in der City offenbar zu wenig Leute gehabt. Molder übernahm sofort das Kommando und ließ sich zuerst berichten.
    Ich bekam nur mit einem halben Ohr mit, daß Spaziergänger den Toten unter eben diesen Bäumen gefunden hatten. Es interessierte mich auch nicht sonderlich.
    Viel wichtiger war die Leiche. Zu meiner Überraschung war sie mit einer Gummiplane zugedeckt, daß nur der Kopf frei blieb. Das geschah normalerweise erst, wenn die Mordkommission die Arbeit beendet hatte.
    Ich betrachtete lange das Gesicht, bis ich sicher war, da ich es noch nie gesehen hatte. Dann erst zog ich vorsichtig das Tuch zurück.
    Als ich einen Blick unter die Plane geworfen hatte, ließ ich sie sofort wieder fallen. Ich war nicht schreckhaft. Ich war auch nicht abgestumpft, sondern ließ mich von dem Anblick eines Toten immer wieder aufrütteln.
    Diesmal jedoch war es zu viel für mich. Ich packte Jane am Arm und zog sie eben noch rechtzeitig zurück, als auch sie sehen wollte, was unter der Plane lag.
    »Nein«, sagte ich nur.
    Sie mußte an meinem Tonfall merken, daß es diesmal besser war, sich nach mir zu richten. Erschrocken wich sie zurück.
    Ich nahm meine ganze Kraft zusammen und sah mir den Toten genauer an. Jetzt konnte ich verstehen, daß die Polizisten gegen alle Vorschriften die Leiche verdeckt hatten.
    »Wissen Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher