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0049 - Das Grauen an der Themse

0049 - Das Grauen an der Themse

Titel: 0049 - Das Grauen an der Themse
Autoren: Richard Wunderer
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jetzt, Sinclair, warum Sie sich den Toten ansehen sollten?« fragte Molder rauh. »Ich weiß es.«
    Ich nickte und ließ die Plane fallen. »Ich auch«, erwiderte ich trocken. »Können Sie sich vorstellen, wer oder was den Mann getötet hat?«
    Er schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung!«
    Ich warf einen Blick nach oben. Mein erster Eindruck stimmte. Ein großer Körper war aus der Luft heruntergefallen und hatte eine Bresche in das Laubdach geschlagen. Ich sah mich auf dem Boden um.
    Jane hatte alles mitgehört und konnte sich ihren eigenen Reim darauf machen. Als sie meinen forschenden Blick bemerkte, legte sie mir die Hand auf den Arm.
    »Was immer es war«, sagte sie leise, »es hat den Boden nicht berührt. Hier sind nur Fußabdrücke der Polizisten.«
    Ich nickte. »Also konnte das Ding fliegen.« Ich dachte an die Verletzungen des Toten. »Er sieht aus, als wäre er von einem Raubtier angefallen worden.«
    Molder hatte meine letzten Worte gehört. Er schüttelte energisch den Kopf.
    »Ein so großes Raubtier gibt es gar nicht, Sinclair«, meinte er skeptisch. »Vor allem läuft es nicht frei in London herum. Und ein fliegendes Raubtier? Das sind doch Märchen!«
    Jane und ich wechselten einen wissenden Blick. Fliegende Raubtiere gab es nicht, aber in diesem Fall mischte mein alter Feind mit, der Schwarze Tod. Er hatte die Macht, die schauderhaftesten Wesen entstehen zu lassen und gegen die Menschheit einzusetzen.
    Wahrscheinlich würden wir nie erfahren, was sich im Hyde Park wirklich abgespielt hatte, aber Superintendent Powell hatte schon den richtigen Riecher gehabt.
    Dieser Tote paßte in das Schema der Mordserie, die gleichzeitig mit Angela Alessis Verschwinden eingesetzt hatte.
    Einer von seinen Leuten kam zu Molder und drückte ihm ein Stück Papier in die Hand. Molder überflog die wenigen Zeilen und reichte den Zettel an mich weiter.
    Es standen nur zwei Adressen darauf.
    Die eine kannte ich sehr gut. Es war das alleinstehende Haus in Enfield, das niedergebrannt war.
    Die zweite Adresse war mir fremd. Darum interessierte sie mich doppelt.
    Ich steckte den Zettel ein und nickte Molder zu. »Vielen Dank für die Hilfe.«
    Mehr sagte ich nicht, obwohl er gern noch etwas gehört hätte. Ich störte mich nicht an seinem enttäuschten und verärgerten Gesicht, sondern lief zu meinem Bentley zurück. Ich hatte es plötzlich sehr eilig, mir diese zweite Adresse genauer anzusehen.
    ***
    Jack Fiddler war das neue Mitglied der Diener des Schwarzen Todes gewesen.
    Jack Fiddler hatte in Enfield gemordet und war an dem Versuch gescheitert, auch John Sinclair zu töten. Die Macht des silbernen Kreuzes hatte ihn an der Ausführung seiner Tat gehindert, und der Schwarze Tod hatte seinen Sklaven vernichtet, damit er nicht dem Feind in die Hände fiel.
    Jack Fiddler lag im Leichenschauhaus in einer besonderen Abteilung. Sein Fach war durch ein Spezialschloß gesichert, um Unbefugten jeden Zutritt unmöglich zu machen. Zugang bekamen nur Leute mit Sondergenehmigung. Der Yard wollte auf jeden Fall verhindern, daß etwas über diese Leiche an die Öffentlichkeit drang.
    Damit war jedoch Jack Fiddlers ›Laufbahn‹ innerhalb der Sekte noch nicht zu Ende, im Gegenteil. Sie sollte erst beginnen. Der Schwarze Tod, dem er sich verschrieben hatte, plante Großes mit dem toten Mitglied seiner Sekte.
    Der Meister lebte nicht mehr. Er war im Hyde Park in den Klauen und Zähnen eines Ungeheuers aus der Schattenwelt gestorben. Die Diener des Schwarzen Todes waren ohne Anführer. Sie brauchten aber jemanden, der ihnen Befehle erteilte und den Willen des Schwarzen Todes vollstreckte. Der Dämon benötigte ein Medium, um den Kontakt zu seinen Anhängern herzustellen.
    Der Meister war ein lebender Mensch gewesen mit allen seinen Vorzügen und Schwächen. Er hatte kläglich versagt.
    Diesmal wollte der Schwarze Tod kein Risiko mehr eingehen. Von nun an sollte ein Wesen an der Spitze der Sekte stehen, das alle seine Befehle vollstreckte, ohne eigene Wünsche und Gedanken zu haben.
    Und dieses Wesen war Jack Fiddler. Genauer gesagt, Jack Fiddlers Leiche. Niemand war Zeuge, als das Schloß an der Leichenkammer aufplatzte. Es flog weg, als hätte jemand eine Sprengladung gezündet.
    In der Abenddämmerung öffnete sich die Klappe des Kühlfachs. Der bisher erstarrte, reglose Körper schob sich ins Freie, glitt auf den Boden und richtete sich auf. Jack Fiddler hatte sein ursprüngliches Äußeres angenommen. Auf den ersten Blick konnte
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