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0049 - Das Grauen an der Themse

0049 - Das Grauen an der Themse

Titel: 0049 - Das Grauen an der Themse
Autoren: Richard Wunderer
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gelaufen!« rief der Fahrer, der vor Schreck kaum sprechen konnte. Er war leichenblaß, seine Hände zitterten unkontrolliert. »Ich bin unschuldig!«
    »Das stimmt!« behauptete eine Frau. »Ich habe es genau gesehen!«
    Herb stieß die Leute zur Seite. Es kümmerte ihn nicht, ob sie ihm helfen wollten oder bloß neugierig waren. Sie interessierten ihn nicht.
    Niemand hielt ihn zurück, als er weiterlief. Erleichtert atmete der Fahrer auf, als er alle Schwierigkeiten los war.
    Herb humpelte die Straße entlang. Angela war verschwunden. So sehr er sich bemühte, er sah sie nirgends.
    Keuchend bog er um die nächste Straßenecke. Noch immer erkannte er nicht, wo er sich befand. Er hatte auch keine Zeit, um sich zu orientieren, da er in diesem Moment Angela wieder entdeckte. Er rannte los.
    Sie bog soeben in eine schmale Seitenstraße ein. Diesmal paßte Herb Alessi besser auf, als er die Fahrbahn überquerte. Hier hatte kein Passant mitbekommen, was geschehen war, so daß sich niemand um ihn kümmerte. Auch seine verschmutzten und zerrissenen Kleider fielen nicht auf.
    Kurz nach Angela erreichte er die Einmündung der Seitenstraße. Sie war dicht vor ihm, ging zielstrebig auf ein verfallen wirkendes Haus zu und schritt durch die Tür, die sich vor ihr öffnete.
    Im nächsten Moment knallte die Tür wieder ins Schloß. Herb Alessi blieb wie vor den Kopf geschlagen stehen.
    Was hatte das zu bedeuten? Angela mußte den Unfall beobachtet haben. Vielleicht hatte sie sogar ihren Mann erkannt. Wieso hatte sie sich nicht um ihn gekümmert? Er wollte soeben zu dem Haus gehen und schellen, als drinnen zwei Schüsse fielen.
    ***
    Ich erwartete ein Ungeheuer, ein Monster oder zumindest einen Menschen, der Amok lief.
    Innerhalb weniger Sekunden gewöhnten sich meine Augen an das Licht, das vom Kellergang herein flutete. Ich atmete auf.
    Vor mir stand Angela Alessi. In den Armen hielt sie noch immer den alten Folianten, von dem wie schon früher geisterhaftes Licht ausstrahlte. Auch diesmal hüllte es Angela Alessi ein.
    Automatisch warf ich einen Blick auf das Vorhängeschloß. Es hing als geschmolzener Metallklumpen in der Halterung. Die magischen Kräfte des Folianten hatten es vernichtet.
    Der Foliant war eine mächtige Waffe. Wenn Angela gekommen war, um uns im Auftrag des Schwarzen Todes zu vernichten, waren wir verloren.
    Das silberne Kreuz!
    Blitzschnell riß ich es unter meinem Hemd hervor, doch noch ehe ich es ganz unter dem Stoff hervorgezogen hatte, zuckte ein greller Blitz aus dem Folianten hervor. Er schlug in unser Verlies ein und umhüllte Jane mit gleißenden Flammen.
    Ich schrie auf und warf mich auf meine Begleiterin. Ich wollte sie mit der Kraft des silbernen Kreuzes schützen.
    Ich wäre zu spät gekommen. Noch bevor ich Jane erreichte, waren die geisterhaften Flammen schon wieder verschwunden. Jane lag regungslos vor mir.
    In meiner Angst um sie achtete ich nicht auf Angela Alessi. Ich packte Jane an den Schultern.
    Sie lag mit eingefallenen Wangen und tief in die Höhlen gesunkenen Augen vor mir. Als ich sie berührte, bebten ihre Lippen. Sie schlug die Augen auf und lächelte. »Hallo, John«, sagte sie fröhlich. »Wie kommst du denn hierher? Und wo bin ich?« Sie runzelte die Stirn, blickte um sich und richtete sich ruckartig auf.
    »Jane«, sagte ich fassungslos.
    Sie stand auf, als wäre nichts geschehen. »Ich verstehe das nicht«, stellte sie verblüfft fest. »Jetzt fällt es mir wieder ein. Dieses Miststück hat mich die Treppe heruntergestoßen und dann in ein Verlies geschleppt!«
    »Du konntest dich nicht bewegen.« Langsam stand auch ich auf. »Angelas Foliant hat dir geholfen.«
    »Angela!« Jane lief in den Kellergang hinaus und blieb kopfschüttelnd stehen. »Sie ist schon wieder weg.«
    Auch ich verließ das Kellerabteil, bevor uns die Sataniden noch einmal einsperrten. Niemand zeigte sich, der Korridor lag leer vor uns.
    Ich konnte mir Janes rasche Genesung genau so wenig erklären wie ihre Lähmung vorher. Das war im Moment aber auch nicht das Wichtigste. Wir mußten so schnell wie möglich verschwinden.
    Ich deutete wortlos auf die Treppe und schlich voran. Jane folgte dicht hinter mir. Wir erreichten die Treppe ohne Zwischenfall. Es tat sich auch nichts, als wir nach oben stiegen.
    Im Flur des Hauses brannte Licht, so daß ich sofort sah, was geschehen war.
    Alle Sataniden, die sich in dem Haus aufgehalten hatten, lagen auf dem Boden. Es war ihnen ähnlich ergangen wie bei ihren beiden
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