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0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1

0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1

Titel: 0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1
Autoren: Unser Staatsfeind Nummer 1
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einigermaßen brave G-men am Leben zu bleiben. Wer uns jetzt für feige hält, mag’s tun. Im Gang hinter der offenstehenden Tür war alles ruhig. Eigentlich zu ruhig. Aber da das Schiff von allen verlassen war, fanden wir die Ruhe erklärlich.
    Leise stiegen wir über die etwa zehn Zentimeter hohe Schottwand, in die die Tür einführte.
    Leise gingen wir den Gang entlang. Rechts und links standen sämtliche Türen offen. Wir waren in einem Schiffsteil, der ganz offensichtlich etwas mit den Passagieren zu tun hatte. Denn der rechts liegende Speisesaal war so nett eingerichtet, daß ich ihn kaum für den Speisesaal der Mannschaften halten konnte. Und für die Offiziere allein war er viel zu groß.
    Wir sahen uns gründlich um. Aber der Raum war leer.
    Als wir den Flur wieder betraten, hörte ich ein leises Klirren. Es klang, als ob jemand gegen irgend etwas Metallisches gestoßen sei.
    Wir blieben stehen und lauschten. Leider hatte ich nicht ausmachen können, woher das Klirren gekommen war.
    Da alles ruhig blieb, gingen wir weiter. Warum wir uns an diesem Tag nicht teilten, weiß ich bis heute noch nicht.
    Plötzlich war hinter mir ein Geräusch.
    Ich schlug Phil in die Seite, so daß er nach vorn wegfiel wie ein Sandsack. Gleichzeitig warf ich mich nach hinten zu Boden und drehte mich im Fallen, so daß ich auf den Bauch fiel, obgleich ich mich nach hinten geworfen hatte.
    Mitten im Gang stand er.
    Er mußte aus dem Speisesaal gekommen sein. Wir hatten ihn übersehen. Ich frage mich bis auf den heutigen Tag, wie das möglich war. Aber auch einem G-man kann mal ein Schnitzer unterlaufen.
    Er hielt zwei uralte Colts in den Händen. Der Himmel und er allein konnten wissen, woher er diese uralten Kanonen hatte. Jedenfalls hatte er sie, und daß sie nicht mit Platzpatronen geladen waren, merkten wir in der nächsten Sekunde.
    Die Dinger machten einen Höllenlärm, der sich in den Räumen knallend wiederholte. Blaue Feuerschlangen spuckten aus den Mündungen, und die schwerkalibrigen Geschosse gingen hoch über uns wie bösartig schwirrende Insekten durch den Gang.
    Ein Glück für uns, daß er diese schweren Colts hatte. Damit kann man kaum vernünftig ‘schießen. Die Helden in Hollywoods Western können es allenfalls. Jedem normalen Menschen schlägt der ungeheure Rückstoß den Lauf hoch, so daß man ewig zu hoch in die Gegend bläst.
    Aber er brauchte ja nur tiefer zu halten, um das wettzumachen.
    Und dann waren wir dran.
    Ich dachte das, während ich die Maschinenpistole losließ und meine normale Dienstpistole aus der Schulterhalfter riß.
    Bis zu diesem Zeitpunkt waren seit seinem Anblick sicher noch keine vier Sekunden vergangen. Man kann ja solche Situationen nie so schnell beschreiben, wie sie sich abspielen.
    »Geben Sie auf, Riccers!« schrie ich. »Sie kommen hier nicht mehr ’runter!«
    »Ihr auch nicht!« brüllte er.
    Er hob wieder seine Arme und versuchte zu zielen.
    Ich drückte ab.
    Er schrie auf wie ein getroffener Stier.
    Aus seinem linken Unterarm floß etwas Blut. Aber ich war sicher, daß ich ihn nur mehr oder minder scharf gestreift hatte. Auf die kurze Entfernung konnte ich garantiert noch genau placierte Schüsse anbringen.
    »Wirf die Schießeisen weg!« brüllte ich.
    Ich wollte aufstehen, da pfiff mir ein Ding so dicht über den Kopf, daß ich mich schleunigst wieder nach unten begab.
    Verdammt, warum schoß Phil denn nicht? War er plötzlich unter die Quäker gegangen?
    Ich drückte noch einmal ab. Aber diesmal verfehlte ich ihn, weil er sich wieder in den Speisesaal verzogen hatte, als ich gerade abdrückte.
    Ich sah erst einmal zu Phil hinüber, der schräg hinter mir lag.
    Er lag auf dem Gesicht und rührte sich nicht.
    Mir war Riccers egal. Phil ist mein Freund, der einzige Mensch, den ich überhaupt habe. Mir schnitt etwas kalt durch die Brust, als ich ihn so regungslos liegen sah.
    Ich kroch zu ihm hin, wobei ich schnell noch einmal zurück zum Speisesaal blickte. Und das war wieder mein Glück.
    Ich sah Riccers’ Kopf um die Ecke lugen und den erhobenen Colt.
    Ich knallte zwei Schüsse keine zehn Zentimeter vor ihm in die Wand. Er riß sehr hastig seinen gefährdeten Kopf zurück.
    Wieder zu Phil.
    Ich wälzte ihn herum. Von seiner rechten Schläfe floß ein dünner Blutstreifen. Mir wurde übel. Hatte es ihn erwischt? Für den Bruchteil einer Sekunde begann alles vor meinen Augen zu verschwimmen.
    Reiß dich zusammen! rief ich mir selber zu.
    Der Schleier vor meinen Augen
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