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0042 - Gift, Juwelen und wir

0042 - Gift, Juwelen und wir

Titel: 0042 - Gift, Juwelen und wir
Autoren: Delfried Kaufmann
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Taschenlampe in den Mund und begann lautlos mit seinen Dietrichen, die er selbst angefertigt hatte, zu hantieren. Er hatte kaum den ersten der schmalen Stähle in die Schloßöffnung gezwängt, als es hell wurde. Das Licht überfiel ihn.
    Bender fuhr aus der Hocke in die Höhe. Bevor er sich umdrehen konnte, traf ihn der erste Schlag an die Schulter. Dann erst hörte er das Dröhnen des Schusses. Er fuhr herum und angelte mit schon unsicherer Hand nach der Tasche, in der er seine Pistole trug. Er sah James Allyson an der Tür stehen, durch die auch er gekommen war, und es grub sich in sein Gedächtnis ein, daß der Juwelier jetzt einen schwarzen Schlafrock trug, unter dem die Hosenbeine eines schwarzen Schlafanzuges hervorschauten. Das Gesicht war streng und unbewegt und die Augen kalt. Das alles sah Evry Bender in der kurzen Zeitspanne zwischen dem ersten Schuß und dem Augenblick, da sich Allysons Finger zum zweiten Male krümmte.
    ***
    Der Policeman Georg Folwer vom 4. Revier befand sich bei seinem Streifenrundgang genau vor dem Haus Ledge-Avenue 54, als der erste Schuß fiel. Er stürmte sofort die Treppe zum Haupteingang hinauf und erreichte ihn, als der zweite Schuß bellte.
    Er warf sich gegen die Tür. Sie gab nicht nach. Folwer hämmerte mit beiden Fäusten und brüllte: »Aufmachen! Polizei! Aufmachen!« Er trillerte auch auf seiner Pfeife, aber dennoch fiel drinnen der dritte Schuß.
    Der Polizist zog seine Pistole und begann, auf das Schloß zu schießen. Seine zweite Kugel traf so glücklich, daß die Lasche herausgerissen wurde und Folwer die Tür aufdrücken konnte. Er stürmte in die Halle.
    »Hallo!« brüllte er. »Hallo!« Und er fuchtelte mit seiner Taschenlampe.
    Der große Kronleuchter in der Halle flammte auf. James Allyson trat ihm entgegen. Er .hielt die Pistole noch in der Hand.
    »Keine Aufregung«, sagte er ruhig. »Ich erschoß einen Einbrecher!«
    »Tot?« fragte Polizist Folwer mit einem Schlucken.
    »Ich denke«, antwortete der Juwelier gelassen.
    Er führte den Polizisten in den Ausstellungsraum. Folwer beugte sich über den Mann, der hingestreckt auf dem Rücken lag und die Arme ausgebreitet hatte. Neben ihm lag eine Pistole, eine Taschenlampe und eine Tasche mit verschiedenen Werkzeugen.
    »Der Bursche hat sich vor einigen Tagen als Arbeiter bei meinem Umbau beworben«, äußerte Allyson, der nie ein gesehenes Gesicht vergaß. »Ich lehnte ihn ab. Er schien mir verdächtig.«
    Folwer öffnete den Rock, zerriß das Hemd, tastete nach dem Herzen.
    »Der Mann lebt noch«, erklärte er, »aber wahrscheinlich nicht mehr lange. — Wo ist Ihr Telefon?«
    Gemessenen Schrittes führte der Juwelier den Polizisten in seinen Arbeitsraum. Folwer rief das Revier an.
    »Einen Arzt! Einen Krankenwagen! Ledge-Avenue 54. Ein. Einbrecher wurde angeschossen.«
    Der Mann, der diesen -Anruf entgegennahm, war ich. Ich war damals ein junger G-man mit, wenig Erfahrung und nicht sehr vielen Erfolgen, und Mr. High hatte es für richtig gehalten, wenn er mich für eine kurze Zeit zum Revierdienst abstellte, um alle Seiten der Polizeiarbeit kennenzulernen.
    Ich wußte, was ich zu tun hatte. Ich ließ Dr. Rost anrufen, der damals unser Vertragsarzt war, bestellte einen Krankenwagen und fuhr selbst mit dem Streifenwagen vom Dienst, um den Doktor abzuholen. Genau drei Minuten nach Folwers Anruf fuhren wir vor Nr. 54 vor. Der Untersuchungswagen folgte ein paar Minuten später, während der Krankenwagen gleichzeitig mit uns eintraf.
    Dr. Rost untersuchte den immer noch bewußtlosen Einbrecher. Er pfiff durch die Zähne, legte in rasender Eile ein paar Verbände an und ließ ihn unter Beobachtung aller Vorsichtsmaßnahmen ins nächste Krankenhaus fahren. Er selbst fuhr mit.
    »Muß sofort operiert werden«, erklärte er. »Wenig Aussichten.«
    Sobald der Einbrecher, dessen Namen wir bis zu diesem Augenblick noch nicht wußten, fortgeschafft worden war, wandte ich mich an Mr. Allyson.
    »Haben Sie einen Platz, an dem wir ein Protokoll aufnehmen können?«
    »Muß das sein?« fragte er indigniert. »Der Fall ist klar. Ich schoß ihn bei einem Einbruchsversuch nieder. Gestohlen worden ist nichts. Ich stelle keine Schadensersatzansprüche, und was mit dem Burschen geschieht, ist mir gleichgültig.«
    »Ein Protokoll muß trotzdem sein«, antwortete ich sanft, aber nachdrücklich.
    Mr. Allyson fügte sich. Er schilderte den Hergang. Die zweite Warnanlage, die einen Summerton in seinem Schlafzimmer auslöste, sobald
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