Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0042 - Gift, Juwelen und wir

0042 - Gift, Juwelen und wir

Titel: 0042 - Gift, Juwelen und wir
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
wären während ihrer Haft auf eine glänzende Idee gekommen, die vor ihnen noch niemand gehabt hätte, und meistens handelte es sich dabei um Ideen, die nicht in den Rahmen des Gesetzes' paßten.
    »Sie wissen doch, Bender«, warnte ich, »daß sich Verbrechen nie auszahlen.«
    »Wer spricht von Verbrechen?« brummte er.
    Ich lächelte. »Evry, damals vor sieben Jahren habe ich nichts dazu getan, Sie zu fassen. Mr. Allyson hat das allein besorgt. Aber ich habe in der Zwischenzeit ‘ne Menge dazugelernt. Wenn Sie ein Ding drehen, fasse ich Sie in wenigen Tagen.«
    Er schien sich unbehaglich zu fühlen.
    »Keine Sorge, G-man«, sagte er leise. »Ich lese schließlich Zeitungen. Und ich weiß genau, was ich anzufangen habe.«
    Er drehte sich um und ging zum Verwalter der Entlassungsabteilung zurück, um noch irgendwelche Formalitäten zu erledigen. Ich zuckte die Schulter und begab mich zu meinem schweren Jungen, um zu sehen, was aus ihm herauszuholen sei.
    ***
    Evry Bender ging, sobald das Tor des Staatsgefängnisses hinter ihm ins Schloß gefallen war, schnellen Schrittes zum nächsten U-Bahn-Bahnhof.
    Er nahm sich keine Zeit, in der Freiheit einen tiefen Atemzug zu tun oder gar glücklich den blauen Himmel zu betrachten, wie man es bei entlassenen Sträflingen manchmal in meistens äußerst tragischen Filmen zu sehen bekommt. Für Evry war ein Aufenthalt hinter Gittern eine Berufspanne, so etwas wie ein Arbeitsunfall. Er fuhr in die Innenstadt von New York und suchte sich ein nicht einmal billiges Hotelzimmer in einer Nebenstraße des Broadway, in jenem Teil, wo die größte Vergnügungsstraße der Welt langsam in ein gewöhnliches Wohnviertel übergeht.
    Wenn man sieben Jahre in der Schlosserei eines Gefängnisses arbeitet, hat man bei der Entlassung ein paar Dollars in der Tasche, jedenfalls genug, um über die erste Zeit hinwegzukommen. Evry ging nicht kleinlich, aber auch nicht verschwenderisch mit seinem Geld um. Er kaufte sich einen neuen Anzug, Schuhe, Hemden und zwei Krawatten, und dann ging er essen.
    Von der Telefonzelle des Speisehauses aus wählte er eine bestimmte Nummer, die er vorher im Telefonbuch gesucht hatte.
    »Ich möchte Mister Allyson sprechen«, sagte er, als der Teilnehmer sich meldete.
    »Wer ist bitte am Apparat?« wurde höflich zurückgefragt.
    »Sagen Sie Mister Allyson, daß es sich um einen alten Bekannten handelt.«
    »Der Name?«
    »Ich werde ihn Allyson selber sagen«, knurrte Evry wütend.
    »Ich bedaure«, sagte die glatte Stimme. »Mister Allyson nimmt telefonische Anrufe nur von Leuten entgegen, die ihm bekannt sind.«
    »Okay, Freund«, sagte Bender leise zwischen den Zähnen. »Bestellen Sie ihm also, daß ich in einer Stunde noch einmal anrufe, und sagen Sie ihm, daß es äußerst, aber wirklich äußerst unangenehm für ihn ist, wenn er mich nicht anhört.«
    Wütend hieb er den Hörer in die Gabel. Er hatte sich alles sehr genau überlegt in fünf von den sieben Jahren, die er im Gefängnis zugebracht hatte, aber er war nie auf den Gedanken gekommen, daß er Schwierigkeiten haben könnte, überhaupt mit Allyson in Verbindung zu treten.
    Während er an seinem Steak herumkaute, das ihm nicht mehr schmeckte, überlegte er, ob er dem Juwelier einen Brief schreiben sollte, aber er verwarf diesen Gedanken wieder. Bei einem Glas Scotch wartete er den Ablauf der Stunde ab, sah oft nach der Uhr und ging schließlich wider sein besseres Wissen schon nach fünfundvierzig Minuten zum Apparat.
    Wieder meldete sich die glatte Stimme. Evry schätzte, daß sie einem Sekretär des Juweliers gehörte.
    »Kann ich Allyson jetzt sprechen?« fragte er grob. Er erwartete eine neue Ablehnung, aber der Sekretär antwortete:
    »Ich verbinde Sie. Einen Augenblick, bitte.«
    Sekunden später meldete sich die blecherne Stimme, deren Klang Bender sieben Jahre nicht aus dem Ohr verloren hatte, und die er mehr haßte, als irgendetwas auf dieser Erde.
    »Allyson«, sagte die Stimme.
    »Hier spricht Evry Bender«, antwortete der Dieb und mußte die Worte hervorwürgen, so schüttelte ihn der Haß.
    »Ich wollte Ihnen mitteilen, daß ich aus der Haft entlassen worden bin.«
    »Das interessiert mich nicht«, antwortete Allyson kalt, und Bender glaubte die Bewegung zu sehen, mit der sich seine Hand mit dem Hörer der Gabel näherte.
    »Halt!« rief er schnell. »Ich habe mit Ihnen zu reden.«
    »Ich höre.«
    »Sie haben mich damals zusammengeschossen, Allyson. Sie wollten mich töten, ermorden. Sie werden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher