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0042 - Gift, Juwelen und wir

0042 - Gift, Juwelen und wir

Titel: 0042 - Gift, Juwelen und wir
Autoren: Delfried Kaufmann
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Abgaben erhob und davon mit seiner Horde von Schlägern einen guten Tag lebte. Er war nicht wegen seiner Straftaten ein Zellengenosse von Bender geworden, sondern weil er betrunken einen schweren Autounfall verursacht hatte.
    Wels hauste in einer Wohnung, die besser eingerichtet war als das Haus, in dem sie lag. Evry traf ihn an. Er war gerade aus dem Bett gekrochen und saß mit wirren Haaren vor einem überladenen Frühstückstisch. Er war ein großer, schwerer Kerl, der allmählich einen Bauch ansetzte.
    »Hoho, das Glattgesicht«, dröhnte er Evry entgegen. »Haben sie dich aus dem Kittchen hinausgeworfen? Setz dich, alter Junge. Halt mit! Das ist ein besseres Frühstück, als der Staat es dir je geboten hat.«
    »Danke, ich habe gegessen«, antwortete Evry, nahm aber Platz in einem Sessel und zündete sich eine Zigarette an.
    Grifford Wels fuhr fort, sich den Mund vollzustopfen und erzählte zwischendurch, was ihm in den Sinn kam.
    »Du bist wenigstens fertig mit deiner Sache. Du hast sie abgesessen. Aus! Erledigt! Aber ich? Junge, Evry, ich habe immer noch daran zu kauen. Glaubst du, die Cops geben mir meinen Führerschein zurück.« Er lachte grölend. »Ich bin ein Verkehrsfeind Nr. 1. Darf fünf Jahre lang nicht mehr an das Steuer eines Wagens. Natürlich nur alles Schikane, mein Junge. — Weil sie mich nicht fassen können, versuchen sie auf diese schäbige Tour, mich zu ärgern.«
    Er wischte sich mit dem Handrücken die Reste eines Eies vom Mund. »Na, mich stört es wenig. Ich verdiene genug, um mir einen Chauffeur halten zu können.«
    Er schlürfte seine Kaffeetasse aus und griff nach einer Kiste mit schweren, schwarzen Zigarren.
    »Was kann ich für dich tun, Junge?« paffte er in dicken Wolken hervor.
    »Ich brauche eine Pistole! Verkaufe sie mir!«
    »Pistole?« lachte Wels. »Das paßt 'nicht zu dir, Glattgesicht.«
    »Ich habe früher immer mit einer Pistole gearbeitet.«
    »Hat dir aber nichts genutzt. Du hast mir selbst erzählt, wie du zusammengeschossen worden bist, bevor du das Ding in die Hand nehmen konntest. Das muß einem Menschen liegen. Mir liegt es.«
    »Kann ich eine Pistole bekommen oder nicht?« fragte Evry scharf. »Sonst bekomme ich sie auch an anderer Stelle.«
    »Natürlich bekommst du ein Schießeisen von mir«, dröhnte Wels und wuchtete seine Riesengestalt aus dem Sessel hoch. Er ging in den Nachbarraum und kam nach wenigen Augenblicken mit einer 7,5-Pistole und zwei Magazinen zurück.
    Er gab sie Bender, der die Waffe eingehend betrachtete.
    »Ein wunderbares Kanönchen«, begann Grifford die Pistole zu loben wie ein Straßenhändler seine Orangen. »Eingeschossen. Vollkommen gepflegt. Die Nummer ist ausgeschlagen.«
    »Wieviel?« fragte Evry.
    »Hundertundfünfzig.«
    »Hundert!«
    Grifford brummte wie ein wütender Bär. »Ich habe selber mehr dafür gezahlt. Pistolen sind knapp. Ohne Einbruch in ein Waffengeschäft sind sie kaum zu bekommen.«
    Sie einigten sich auf einhundertunddreißig Dollar. Nach erledigtem Geschäft wurde Grifford Wels wieder freundlich.
    »Was hast du mit dem Ding vor?«
    »Nichts zunächst. Sorge einfach wieder für Handwerkszeug.«
    Es war Evrys Absicht gewesen, sofort nach dem Kauf der Waffe wieder zu gehen, aber erneut fiel ihm der letzte Satz von James Allyson ein:
    »Sie überspannen den Bogen.«
    Ein Gefühl der Unruhe trieb ihn dazu, mit Grifford Wels zu sprechen, seine Absichten anzudeuten.
    »Kann ich dich und deine Leute für eine große Sache haben, Grifford?«
    »Das kommt auf die Sache an.«
    »Du kennst Allyson, den Juwelier?«
    »Der Bursche, bei dem du schon einmal abgeblitzt bist? Willst du dir ihn noch einmal vorknöpfen?«
    »Ich bin schon dabei, Grifford. Es läuft gut, jedenfalls sieht es so aus, aber es kann sein, daß ich es nicht allein durchführen kann.«
    »Erzähle mehr!« drängte Wels. Bender war nahe daran, den Gangchef zu bitten, ihm ein paar Leute als Leibwache zu geben, aber er unterdrückte seine Worte. Er wußte, daß Wels sich nicht mit ungenauen Ausreden abspeisen ließ, und daß er den Gangster und seine Leute nicht mehr los wurde, sobald sie wußten, wieviel zu holen war. Aber Evry wollte nicht teilen. Er wäre bereit gewesen, Wels' Leute zu bezahlen, aber er dachte nicht daran, sich mit ihm und ihnen in ein Teilhabergeschäft einzulassen, denn er wußte, daß ec den brutalen Geschäftspraktiken Griffords nicht gewachsen war.
    Er ließ nichts mehr aus sich herausholen. Grifford bestand auch nicht weiter
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