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0042 - Gift, Juwelen und wir

0042 - Gift, Juwelen und wir

Titel: 0042 - Gift, Juwelen und wir
Autoren: Delfried Kaufmann
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»Bevor er vom Leichenwagen abgeholt wird.«
    Wir kamen gleichzeitig mit dem Wagen des Unfalldienstes in der 23. an.
    Ein Zivilarzt, der zufällig vorbeigekommen war, hatte die erste Untersuchung Benders beendet.
    »Nun, Doktor?« fragte ich.
    Er zuckte die Achsel. »Herzschlag, scheint mir. Überraschend bei einem so jungen Mann. Aber Genaues kann natürlich nur die Obduktion ergeben.«
    »Hier ist die Frau, die ihn Umfallen sah und mich rief«, meldete Sergeant Lee.
    Leutnant Cool nickte der Lady, einer dicklichen Bürgersfrau, zu.
    »Ich sah ihn die Treppe hinaufkommen«, berichtete sie, sich vor Erregung verhaspelnd. »Er klammerte sich an das Treppengeländer und kam nur mühsam vorwärts. Ich hielt ihn zunächst für betrunken, aber dann fiel er plötzlich hin. Er war ganz verkrampft.«
    Ich wandte mich an den Doktor.
    »Ich verstehe nichts davon, Doktor, aber Ich finde auch, er hat eine merkwürdige Haltung.«
    »Ja, sehr verkrampft, wie die Dame schon sagte«, antwortete der Arzt, »aber das kann von der Anstrengung kommen, mit der er versuchte, die Treppe hochzusteigen. Warten Sie die Obduktion ab. Niemand kann vorher Endgültiges sagen.«
    Leutnant Cool sah mich fragend an. Ich nickte. Der Leutnant gab der Besatzung des Unfallwagens ein Zeichen. Sie näherten sich mit der Tragbahre und einer Decke. Wenige Minuten später wurde Evry Bender, zugedeckt bis über den Kopf, zum Wagen gebracht.
    ***
    Zwei Stunden später saßen wir, Phil, Leutnant Cool und ich, im Chefzimmer des 12. Reviers, und vor uns lagen die irdischen Habseligkeiten Evry Benders, seine Kleidungsstücke und das, was man in ihnen gefunden hatte. Alle Fingerabdrücke waren- genommen worden, und wir konnten die Gegenstände einer näheren Untersuchung unterziehen.
    Da war zunächst einmal eine 7,5er Pistole mit einem geladenen Magazin im Griff und ein gefülltes Reservemagazin. Keine Kugel fehlte, und die technische Untersuchung hatte ergeben, daß die Waffe seit langem nicht benutzt worden war.
    »Das zweite Mal, daß ich Evry Bender mit einer geladenen Pistole antreffe, aus der kein Schuß gefeuert worden ist«, sagte ich und legte die Waffe zur Seite.
    Evrys Brieftasche enthielt ein paar Papiere, darunter seinen Entlassungsschein aus dem Gefängnis, die Rechnung eines Kaufhauses, in dem er seine neuen Kleider erworben hatte, auch eine Vorauszahlungsquittung des Hotels, in dem er abgestiegen war. Wir hatten bereits einen Cop hingeschickt, um den Rest seiner Sachen zu holen und Erkundigungen einzuziehen. Er kam ipit leeren Händen und negativen Auskünften zurück. Bender hatte während der wenigen Tage keinen Besuch empfangen. Er hatte vom Hotel aus nicht telefoniert, und er war wenig ausgegangen. An Gegenständen, die ihm gehörten, fanden sich nur ein paar Toilettenartikel und ein wenig Wäsche.
    An Geld fanden wir an die zweihundert Dollars, was ungefähr dem Rest seines Entlassungsgeldes entsprechen konnte, wenn man die Anschaffungen abzog und berücksichtigte, daß er eine gewisse Summe für die Pistole bezahlt haben mochte.
    Eigentlich der interessanteste Gegenstand war das längliche Päckchen, das in der linken Tasche seines Mantels gefunden worden war. Es war in gewöhnliches, braunes Packpapier eingeschlagen, sorgfältig verknotet und zeigte die Aufschrift:
    »Mr. Evry Bender, New York, Postamt 1, Main-Station, postlagernd bis zur Abholung.«
    Die Anschrift war mit Schreibmaschine auf einen Aufklebezettel geschrieben. Der Poststempel zeigte als Aufgabeort ebenfalls Postamt 1, Main-Station. Die Uhrzeit und Datum waren die Mittagsstunde des gestrigen Tages. Das Paket war also an dem gleichen Tage in den Kasten geworfen worden, an dem Bender es abgeholt hatte.
    Ich schnitt die Kordel durch, um die Knoten nicht zu beschädigen, die uns eventuell noch Aufklärung geben konnten. Dann entfernte ich das Packpapier. Wir fanden einen gewöhnlichen, länglichen Karton aus dünner Pappe, ohne jeden Aufdruck, mit gehefteten Kanten.
    Ich hob den Deckel ab. Cool und Phil beugten sich neugierig über das Päckchen. Dann sahen wir uns überrascht an. Der Inhalt bestand aus gewöhnlichem, zerschnittenen Zeitungspapier, das geradezu liebevoll gleichmäßig in den Karton gepackt worden war.
    »Ich glaube nicht, daß Bender mit diesem Inhalt gerechnet hat«, sagte Phil langsam.
    »Bestimmt nicht«, bestätigte ich.
    »Er nahm sicher an, daß das Päckchen eine Menge Dollarscheine enthielt«, ergänzte Cool.
    »Mehr als wahrscheinlich. Alter Trick, einem
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