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0041 - Die Treppe ins Nichts

0041 - Die Treppe ins Nichts

Titel: 0041 - Die Treppe ins Nichts
Autoren: Franc Helgath
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krachte unsanft auf die Erde.
    Bevor er selbst hochkam, hatte ein Arm seine Hüfte umfasst und hob ihn in die Luft, als hätte er kein Gewicht. Die Haut wurde ihm abgeschürft, als eine grobe Faust ihn brutal durch die enge Öffnung im rückwärtigen Teil der Höhle stieß.
    Für Augenblicke kam Zamorra frei, doch dann taumelte er in der Finsternis. Wieder dieser Arm, der ihn umfing. Kein Boden mehr unter den Füßen. Das rhythmische Klatschen von nackten Füßen auf Stein. Zamorra wurde durchgeschüttelt. Mit traumwandlerischer Sicherheit rannte Vincente durch den Höhlengang und spürte seine Last nicht. Nicht einmal stieß er an. Er rannte nur.
    Niemand zählte die Sekunden und Minuten dieses gnadenlosen Wettlaufes, an dessen Ziel der Tod schon wartete. Dann sah Zamorra die nackten Füße Vincentes auf den Boden klatschen. Kein gewachsener Fels mehr. Pflaster. Immer heller wurde es. Immer grüner. Funken tanzten Zamorra vor den Augen.
    Dann raste die Erde auf ihn zu, und er schlug mit dem Kopf auf.
    Eine Hand griff nach seinem Bein, schleifte ihn über nasses, kaltes Pflaster hinein in die immer stärker werdende Helligkeit. Zamorra fühlte sich wieder gepackt und hochgehoben. Sein ganzer Körper war zerschunden. Dann spürte er Holz unter seinen Handflächen.
    Hier hatte er schon einmal gelegen.
    Doch jetzt gab es kein Entrinnen mehr. Diesmal war er von keinem wunderkräftigen Amulett geschützt.
    Ja – die Schatten des Mittelalters lagen wieder über der Kammer.
    So musste es einst gewesen sein, als noch die Inquisition wütete und Männer, Frauen und Kinder fraß.
    Frost fiel über Zamorras Glieder. Er begleitete die Wiedergeburt eines Dämons.
    Kaltes Licht glänzte auf Zamorras schweißnasser Haut. Dann drang eine hohl klingende Stimme durch das Verlies.
    »Sieh mich an, Erbe des geheimnisvollen Silbers. Wo hast du es jetzt, das Metall, vor dem die Dämonenwelt sich fürchtet? Erkennst du nun, was du bist, kleiner Mensch? Erkennst du es jetzt?«
    Ein fanatischer Blick aus nachtschwarzen Augen traf Zamorra, und dieser Blick traf ihn wie ein Nadelstich.
    Zamorra stöhnte auf.
    »Du Erdenwurm wolltest mich daran hindern, meine Pläne in die Tat umzusetzen, und jetzt bist du selbst mein letztes und wichtigstes Opfer geworden, denn du hast mir das silberne Amulett gebracht. Ich werde es mir holen, wenn die Riten vorbei sind. Ich wachse an euren Schmerzen und euren Qualen. Ich habe gewartet. Satan, du weißt es, wie ich gewartet habe, wie ich diese Nacht der Nächte herbeisehnte, als ich noch als ein wesenloser Schleier durch die Täler der Ewigkeit wehte.«
    Zamorra spie in dieses grausame Gesicht. Die Gestalt war schon fest genug geworden, dass der Speichel an ihr haftete. Die weißen Brauen zogen sich zusammen, die Augen sprühten Zorn.
    »Aus dir werde ich meine meiste Kraft holen«, sagte dann der Dämon. »Du wirst die größten Qualen zu erleiden haben.«
    Er wandte sich ab. Zamorra sah ihm nach, wie er zu einem Kessel in der Mitte des Verlieses ging. Dann kam der Dämon zurück. Zwei Eisennägel in den Händen. Sie glühten rot, und sie näherten sich Zamorras Augen.
    Ein Aufschrei übertönte alle anderen. Nicole!
    Dann das Fauchen einer Katze. Ein Blitz kurz vor Zamorras Augen. Reißzähne, von denen etwas Glitzerndes auf Zamorras Brust fiel. Die Katze sprang von Zamorras Brust herab und hinterließ dabei blutige Kratzer. Sie sprang auf den Dämon zu, der mit einem irrsinnigen Kreischen zurückfuhr.
    Mit einem Mal hatte Zamorra auch seine Hand wieder frei. Sie fuhr hoch zum Amulett, umkrallte es. Ein Wunder…?
    Zamorra rollte sich vom hölzernen Lager, landete auf Händen und Füßen und ruckte hoch. Jaime y Ronzas Dämon hatte sich an den Anfang der Treppe zurückgezogen. Zamorra hetzte ihm nach. Das Amulett hielt er in der geballten Rechten.
    Er war schneller als die blau wabernde Gestalt. Mit aller Kraft rammte er diese Faust in das verhasste, grausame Gesicht mit der hohen Stirn. Er traf auf Widerstand.
    Die Schreie der Gefolterten hatten schlagartig aufgehört.
    Zamorra drückte weiter. Er wollte mit seiner Faust hinein in diesen Kopf, und er wusste, er würde es schaffen. Noch war der Henker von Saratoga nicht ganz rematerialisiert. Noch war er nicht ganz stofflich geworden.
    Dann war er durch.
    Er öffnete die Faust im Kopf des Wesens. Ein wahnsinniger Schrei brach sich hundertfach in dem Gewölbe. Das Gefühl von Kälte in der Faust lief nach. In das Aufblitzen des Amuletts mengte sich ein
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