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0041 - Die Treppe ins Nichts

0041 - Die Treppe ins Nichts

Titel: 0041 - Die Treppe ins Nichts
Autoren: Franc Helgath
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durchsichtiger, doch gleich darauf wieder fester wie vorher.
    »Das wird er mir zu büßen haben!«, fauchte er dann, ließ sich auf die Knie fallen und betete einen an, der stärker war als er.
    Den Satan…
    ***
    Das Amulett an seiner Brust wurde heißer und heißer. Zamorra hatte das Gefühl, er könne das Brennen nicht mehr länger ertragen.
    Schnell zerrte er es aus dem Ausschnitt seines offenen Hemdes und ließ es wieder los. Der Schmerz ließ nach. Das Metall kühlte ebenso plötzlich wie es heiß geworden war wieder ab.
    Zamorra sah sich um. Obwohl er hätte schwören können, dass die Frau tot war, lief jetzt ein Zucken durch ihren Körper. Er hatte ihren Puls gefühlt. Er hatte nicht mehr geschlagen.
    Und doch regte sich die Frau.
    Die Augen blieben verdreht und gläsern. Zamorra hatte sie eben schließen wollen, doch jetzt richtete sich der Kopf in seine Richtung wie die Fangantenne eines Peilsenders. Wie der Schädel einer Schlange pendelte der bleiche, breitflächige Schädel auf dem dürren Hals. Zamorra hatte vorher nicht bemerkt, welch unglaublich dürren Hals diese Frau besaß. Wie eine Schildkröte, und genauso glotzte sie ihn an.
    Ein zweiter Ruck. Er pflanzte sich vom Kopf aus fort über den ganzen Körper. Wie eine Marionette, die plötzlich an allen Fäden gleichzeitig gerissen wird, fuhr der Körper hoch, jedem Gesetz der Anatomie und der Schwerkraft trotzend. Blitzschnell war diese Bewegung.
    Und blitzschnell hatte die Frau das lange Küchenmesser in der Faust, mit dem sie vorher die Schlange zerteilt hatte. Sie nahm es vom blutigen Hackbrett und stürzte auf Zamorra zu.
    Nur ein Ausfallschritt bewahrte Zamorra vor der üblen Bekanntschaft mit dem immer noch blutbesudelten Stahl. Haarscharf schoss die Klinge an seinem Körper vorbei.
    Zamorra ließ ein Bein stehen und schrie sofort schmerzvoll auf.
    Die Knochen der Hexe schienen aus Eisen zu sein. Ein Gefühl raste durch seine Beine, als hätte er sich alles gebrochen. Doch die Untote kam zu Fall.
    Sie stolperte in ihr eigenes Messer. Zamorra konnte gerade noch sehen, wie der Stahl aus dem Rücken dieses Körpers drang. Fast eine Hand breit.
    Zamorra riss den Fensterladen auf. Noch ehe er wusste, was überhaupt passierte, schnellte ein schwarzgrau getigerter Schatten an ihm vorbei. Zamorra registrierte gerade noch den Raubtiergeruch.
    Dann griff die Katze die Frau an. Zamorras einziger Gedanke war, so schnell wie möglich von hier wegzukommen. Unter der Sykomore vorbei hastete er auf die Straße hinaus, das wilde Fauchen der Katze immer noch im Ohr. Wie blind hetzte er durch diesen Teil der Stadt, und er kam erst wieder zur Besinnung, als er sich schon auf halber Höhe zu Vincentes Grotte befand.
    Sein Atem flog, der Puls raste. Zamorra verschnaufte mit hebenden und senkenden Schultern. Viel Zeit hatte er nicht mehr. Er spürte das mit allen Nervenfasern. Die Tote war zu einem Scheinleben erweckt worden. Das Messer in der Brust konnte dieses Scheinleben nicht beendet haben. Und diese Katze! Welche Bewandtnis hatte es mit ihr? In Zamorras Mosaik war sie nicht eingeplant gewesen. Sollte jetzt das ganze Bild nicht mehr stimmen? Sollten all seine Vermutungen sich nicht bewahrheitet haben? Dann war die Gefahr noch drohender, als er ohnehin schon angenommen hatte. Er musste unbedingt zurück in den Berg. Er musste in die Kammer mit diesen furchtbaren Mordinstrumenten und zu den Erstarrten, die daran hingen.
    Zamorra ließ sich nur noch von seinen Instinkten treiben. Er hetzte den Berg hinauf und verhielt den Schritt erst wieder, als er vor Vincentes Höhle stand.
    Trübes Kerzenlicht schimmerte ihm entgegen.
    Der Einarmige fuhr von seinem zerlumpten Lager hoch, als Zamorra hereinstürmte. Neben ihm auf einer Obstkiste brannte ein Talglicht. Ein aufgeschlagenes Buch lag auf dem schmutzigen Strohsack. Es fiel zu Boden.
    Dann ging eine Wandlung mit dem Einarmigen vor. Hatte er eben noch erschrocken aufgeblickt, so blieb jetzt dieser Ausdruck in seinem Gesicht wie festgefroren. Es sah gespenstisch aus. Auch der Einarmige war jetzt nicht mehr Herr seiner selbst. Was musste das für eine furchtbare Kraft sein, die ihn leitete.
    Der Einarmige schoss vor und stellte sich Zamorra in den Weg, vom kärglich brennenden Docht nur mäßig beleuchtet. Von unten fiel das Licht in seine dämonisch verzerrten, unnatürlichen Züge, und er stand fest wie ein Fels.
    Zamorra hatte seine Erfahrungen gemacht. Er versuchte erst gar nicht, das Hindernis in seinem Weg mit
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