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004 - Kerry kauft London

004 - Kerry kauft London

Titel: 004 - Kerry kauft London
Autoren: Edgar Wallace
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Nägeln. Es mag einmal in früheren Zeiten einen Brighten gegeben haben, aber niemand hatte ihn je gesehen oder gesprochen. Er war ein Geschäftsmythos. Der Hauptteilhaber der Firma war James Leete.
    Er war korpulent, korpulenter als der ungestüme Herr Tack. Er hatte einen Watscheligen Gang, und sein Aussehen war nicht gerade angenehm. In dem faltigen, aufgedunsenen Gesicht wechselten ungesunde Fettwülste mit tiefen Furchen ab; seine rote Nase sah aus wie eine Zwiebel, und wie um sein wenig anziehendes Äußeres noch mehr zu betonen, trug er ein Monokel mit schwarzem Rand. Er war-ungeheuer reich und trachtete danach, zu Gesellschaften in herzoglichen Häusern eingeladen zu werden; nur in Gesellschaft von Personen von Rang und Stand fühlte er sich wohl.
    »Das ist das Mädchen?« fragte er.
    Er sprach undeutlich, seine Stimme war rauh und von Natur heiser. Wenn er sprach, machte sich aber groteskerweise stets ein Anflug von Vornehmheit bemerkbar, die er sich durch sorgfältige Nachahmung seiner Vorbilder angeeignet hatte. »Dies ist Fräulein Marion«, sagte Herr Tack. »Hübsches Kind! Ich glaube, Sie wissen das auch, Fräulein Wie-heißen-Sie-doch-gleich ?«
    Else gab keine Antwort, obgleich ihr bei dieser unverhüllten Frechheit das Blut in die Wangen stieg.
    »Also hören Sie mal zu!« Leete drehte seinen plumpen Körper auf dem Drehstuhl herum, bis er sie ansehen konnte, und fuchtelte mit seinem fetten Finger. »Sie werden es sich sehr sorgfältig überlegen müssen, was Sie meinem Freund King Kerry sagen. Alles, was Sie ihm erzählen, sagt er mir wieder, und wenn Sie ihm eine einzige Lüge über dieses Geschäft sagen, kann ich Sie ohne weiteres wegen Verleumdung einsperren lassen.« Das junge Mädchen lächelte.
    »Sie können ruhig grinsen!« knurrte Leete. »Aber es bleibt dabei, verstehen Sie? Nicht, daß Sie etwas wüßten, was Sie von uns aus nicht sagen sollten. Sie sind ja nicht gerade Vertrauensperson der Firma - und wenn Sie das wären«, fügte er hinzu, »wüßten Sie auch nicht mehr als jetzt, was uns schaden könnte.«
    »Ängstigen Sie sich nur nicht«, sagte Else kühl. »Ich werde ihm nur erzählen, daß Sie gesagt haben, Sie seien ein Freund von ihm.«
    »Das brauchen Sie ihm nicht zu sagen«, fiel Leete hastig ein.
    »Ich halte es nur für anständig ihm gegenüber, ihm zu sagen, was für abscheuliche Dinge man über ihn redet«, entgegnete Else in ihrem liebenswürdigen Ton. Sie war wieder in der Stimmung: Es ist gehupft wie gesprungen, und hatte großen Hunger. Später mußte sie sich selbst über ihren Mut und ihre Keckheit wundern, aber in diesem Augenblick fühlte sie an der Stelle, wo ihr Magen saß, nichts anderes als eine entsetzliche Leere.
    »Liebes Kind«, sagte Leete langsam, »ich will nicht fragen, wie Sie zu der Bekanntschaft mit meinem Freund Kerry gekommen sind; ich will nicht fragen, will auch nicht andeuten …«
    »Das lassen Sie auch lieber bleiben!« fuhr ihn das junge Mädchen mit zornblitzenden Augen an, »denn in der Verfassung, in der ich gerade jetzt bin, mache ich mir gar nichts daraus, Ihnen dieses Tintenfaß an den Kopf zu werfen.«
    Herr Leete stieß erschrocken seinen Stuhl zurück, als das junge Mädchen das Tintenfaß vom Tisch nahm-und zum Wurf ausholte.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch«, lenkte er mit abwehrend erhobenem Arm schnell ein. »Ich will nur Ihr Bestes. Ich möchte gern, daß Sie weiterkommen, und ich will Ihnen sagen, was ich vorgeschlagen habe, Fräulein Marion - wir behalten Sie und erhöhen Ihr Gehalt auf zwei Pfund zehn Shilling die Woche und übergeben Ihnen die Scheckabteilung.«
    Nur einen Augenblick überwältigte sie das großartige Angebot. Zwei Pfund zehn Shilling die Woche - ein größeres Zimmer - all die kleinen Bequemlichkeiten, die man sich bei einem Gehalt von fünfundzwanzig Shilling nicht leisten kann …
    »Und«, fügte Leete mit Nachdruck hinzu, »eine Extragratifikation von zweitausend Pfund an dem Tage, an dem dieses Geschäft an den neuen Besitzer übergeht.«
    »Zweitausend Pfund!« sagte sie und stellte das Tintenfaß wieder hin; unter diesen Umständen brauchte sie es nicht mehr.
    »Und was soll ich dafür tun?« fragte sie.
    »Gar nichts«, warf Tack ein, der bisher stillschweigend zugehört hatte.
    »Sie halten den Mund, Tack!« fauchte Leete seinen Partner an. »Ja, selbstverständlich verlangen wir etwas: Wir verlangen, daß Sie Herrn Kerry nur das Beste über die Firma sagen.«
    Jetzt begriff sie und gab
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