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004 - Der Dämon mit den Totenaugen

004 - Der Dämon mit den Totenaugen

Titel: 004 - Der Dämon mit den Totenaugen
Autoren: Larry Brent
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Kopf seines Chauffeurs vorgehe. »Jemand hat sie
versetzt ...«
    Sie passierten die letzten Häuser der Straße. Hinter den klapprigen
Fensterläden brannten schummrige Lichter. Die verwaschenen Schatten einiger
Bewohner zeichneten sich hinter den Vorhängen ab.
    Neben einem alten Haus standen zwei übervolle Mülltonnen. Der Unrat lag
halb über die Straße verstreut. Papierknäuel, Konservendosen, Konfektschachteln
und Zeitungen von heute, deren Balkenüberschriften noch nicht richtig trocken
waren, wurden bereits wieder vom Wind durcheinander gerüttelt, stoben über die
Straße, landeten zwischen Rädern parkender Autos oder wurden zum Wasser
hinübergeht. Unter dem Unrat befand sich sogar ein violett besprühter
Tannenbaum, den in der Zwischenzeit jemand aus dem Fenster geworfen hatte.
Dabei lag Weihnachten gerade erst drei Tage zurück.
    David Gallun zuckte plötzlich zusammen.
    »Da vorn, Bony!« kam es wie ein Hauch über seine Lippen. Sie bewegten sich
kaum. »Da vorn – rechts ist es ... Silker – ich spüre seine Nähe ...«
    Der hagere Chauffeur reagierte sofort. Er steuerte den weißen Ford Mustang
an die rechte Fahrbahnseite. In das abgelegene Viertel kam um diese Zeit kaum
noch jemand. Die Kneipen waren schon zum Brechen voll, und auf der Straße
herrschte kein Verkehr. Der weiße Wagen rollte langsam weiter.
    Bony war einzige, gespannte Aufmerksamkeit. Zu lange schon war er mit
diesem Mann zusammen, um nicht zu wissen, wie er sich ihm gegenüber zu
verhalten hatte. Er hatte das richtige Fingerspitzengefühl entwickelt und
wusste genau, wie David Gallun reagierte.
    Der Blinde hatte sich im Rücksitz halb aufgerichtet. Sein Gesicht war
maskenhaft starr, er schien kaum zu atmen.
    »Da ... da ist es ... Bony! Ich spüre es ganz deutlich. Keine zehn Schritte
von uns entfernt muss eine Kneipe sein. Die Einflüsse, die Ausstrahlungen
unzähliger Menschen sind zu spüren ... Aber eine ist darunter, die sich scharf
von den anderen abhebt ... Silker ... Ron Silker!«
    David Gallun sprach den Namen aus, als verkünde er ein Todesurteil.
    Nur zehn Schritte von ihnen entfernt war tatsächlich noch eine Kneipe. In
alten, stumpfen Neonröhren glühte der Name Peggys
Place über dem Eingang.
    Gejohle, Gesang und das monotone Hämmern eines Schlagzeugs drangen bis auf
die Straße. Ein Betrunkener torkelte zu seinem Wagen und suchte brabbelnd in
den Taschen nach den Autoschlüsseln. Die fand er zwar, verlor sie aber wieder.
Sie rutschten ihm aus den Fingern – und fielen genau in einen Gully. Fluchend
bückte sich der Betrunkene, legte sich auf den kalten, mit einer hauchdünnen
Schneeschicht bedeckten Boden und starrte durch die Metallstäbe. Er versuchte
mit seinen dicken Fingern in die Öffnung zu greifen. Aber erstens ging das
nicht, und zweitens war das Metallgitter zu schwer und vereist, so dass es
unmöglich schien, es anzuheben. Doch dem Mann gefiel es offensichtlich in
dieser Stellung. Er blieb gleich neben seinem Wagen liegen.
    Bony, der das ganze Drama beobachtet hatte, nahm sich vor, nachher noch
einmal nach dem Mann zu sehen, für den Fall, dass er sich noch nicht wieder
erhoben hatte. Man konnte den Fremden schließlich nicht in der Kälte liegen
lassen. Die Gefahr, dass er in seinem Rausch erfror, war groß.
    »Er ist ziemlich schwach«, reagierte David Gallun in diesem Augenblick und
kam damit auf den Zustand des Mannes zu sprechen, dessen gefühlsmäßige Stimmung
er wie ein Geigerzähler registrierte. »Aber drei, vier Minuten ohne unsere
Gesellschaft werden ihm wohl nichts ausmachen ... Schnell, Bony ... Silker«,
veränderte sich David Galluns Stimme plötzlich und wurde um eine Nuance
schärfer. Bony erlebte seinen Herrn zum ersten Mal in einer solchen Erregung.
Die Nähe des Mannes, den er vor drei Jahren während eines dienstlichen
Einsatzes verfolgt hatte, packte ihn heftiger als erwartet.
    Plötzlich fuhr David Gallun zusammen. »Silkers Einflüsse ... sie entfernen
sich, Bony ...« Seine Stimme klang völlig verändert und verwundert. Und dann
wurde er vollkommen ruhig und gefasst. »Er verlässt das Lokal?«
    Nun war es an Bony, Überraschung zu zeigen. Der dürre Mann am Steuer
starrte zum Eingang des angegebenen Lokals. »Tut mir leid, Sir«, entgegnete er.
»Aber ich kann nichts sehen ... Da ist niemand, Sir ...«
    »Wir dürfen ihn auf keinen Fall aus den Augen verlieren. Wir bleiben ihm
auf den Fersen. Silkers Ausstrahlungen werden schwächer. Sie verlieren sich
unter den
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