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004 - Der Dämon mit den Totenaugen

004 - Der Dämon mit den Totenaugen

Titel: 004 - Der Dämon mit den Totenaugen
Autoren: Larry Brent
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alles gedacht zu haben. Nicht
mal einen Komplizen hatte er in seinen Plan eingeweiht. Seit Wochen arbeitete
er an nichts anderem mehr als an dem Einbruch in die Central-Bank.
    Aber den berühmt-berüchtigten Zufall konnte man eben nicht einplanen.
Passanten hatten die Polizei alarmiert! Ein ganz simples Vorkommnis hatte die
Jagd auf ihn ausgelöst. Erst im letzten Augenblick hatte er bemerkt, was los
war, und seine Zelte sofort abgebrochen.
    Während ihm diese Gedanken durch den Kopf schwirrten, warf er einen schnellen
Blick auf die prall gefüllte Aktentasche auf dem Nebensitz. Zwanzig- oder
dreißigtausend Dollar hatte er kassiert, davon war er überzeugt. Aber was war
das im Vergleich zu dem, was er eigentlich hätte mitnehmen können? Er hätte das
Zehnfache einpacken können, wenn die Polizei nicht aufgetaucht wäre.
    Sein Gesicht verzerrte sich unter einem widerwärtigen Grinsen, als er daran
dachte, wie die Schlagzeilen der Massenblätter gelautet hätten. Ein einzelner
Mann hatte den größten Banküberfall in der Geschichte der Vereinigten Staaten
durchgeführt. Und nun hatte er höchstens lumpige dreißigtausend erwischt ...
    Die Brückenpfeiler der Brooklyn Bridge huschten an ihm vorüber. In gewagten
Überholmanövern passierte Ted Forman die vor ihm fahrenden Wagen. Hinter ihm
ertönten die Martinshörner und blitzten die blauen Lichter der
Polizeifahrzeuge. Noch immer waren sie ihm auf der Spur. Der Bandit steuerte
den dunkelgrauen Buick scharf nach rechts. Der Wagen geriet ins Schlingern.
Forman fing ihn im letzten Augenblick ab. Die äußerste Brückenstütze kam
bedrohlich näher. Da trat Forman auf die Bremse, der Buick rutschte, kam von
der gefrorenen Fahrbahn ab und schlitterte über den harten Sandboden. Keinen
Meter vom Damm entfernt, der steil in die Tiefe führte, kam das Fahrzeug zum
Stehen.
    Forman verlor keine Sekunde, riss die Tür auf, nahm die prall gefüllte
Aktentasche mit dem Geld an sich und stürmte in die Dunkelheit.
    Die frische Schneedecke unter seinen Füßen knirschte. Jede Spur war
deutlich zu sehen. Er bot sich seinen Verfolgern dar wie auf einem Tablett.
Forman befand sich am Rand von Brooklyn. Die Häuser waren alt und ärmlich, die
meisten von ihnen hätten einen Anstrich vertragen. Der Wind rüttelte an den
morschen Fensterläden, eine verrostete Eisentür hing quietschend in ebenso
rostigen Angeln an einem Staketenzaun.
    Der Gangster hielt sich links und stürmte über die Böschung nach unten.
Sein kantiges, pickeliges Gesicht glänzte vor Schweiß. Das lange, ungepflegte
Haar hing ihm wie eine Fahne vom Kopf herab. Er lief weg von der Brücke, weg
von den Wohnhäusern. Am Stadtrand gab es einen Platz, auf dem von Zeit zu Zeit
Schausteller ihre Karussells und Buden aufschlugen, und am Ende dieses Platzes,
versteckt hinter einem Erdhügel, hatte vor einigen Monaten ein predigender
Inder sein Zelt errichtet. Aus diesem war in letzter Zeit so etwas wie eine
Zufluchtsstätte für die Unverstandenen, Einsamen, für die Vergessenen und zu
kurz Gekommenen geworden. Unter denen, die hier Zuflucht und Trost suchten,
befanden sich auch viele Alkoholsüchtige und drogenabhängige Jugendliche.
    Kambor Shari hieß der Mann, der seit Wochen durch die Armeleuteviertel zog
und seine Friedenslehre von Gleichheit und Brüderlichkeit verbreitete. Das
Zelt, das wie ein Tempel eingerichtet war, hob sich wie ein breiter Kegel
hinter dem Erdhügel auf dem weißen Untergrund ab.
    Forman hetzte darauf zu. Vielleicht konnte er dort Unterschlupf finden. Wie
gut, dass ihm diese Idee im letzten Augenblick gekommen war ...
    Das Zelt stand immer offen. Es bestand zur Hälfte aus Holz. Forman erkannte
die Umrisse eines Schuppens und einer flachen Wohnbaracke, die erst seit
einigen Tagen existierten. Aus Sammlungsgeldern hatte Shari die Baracken
gekauft, um den Obdachlosen eine Stätte für die Nacht zu geben. Gerade jetzt im
Winter würde mancher gern hierherkommen, der es sonst vorzog, sich abseits der
Gesellschaft zu halten.
    Forman stürzte. Er strauchelte über einen mächtigen Stein, der mit Schnee
und Eisresten überzogen war. Sofort aber raffte er sich wieder auf und warf
einen Blick zurück. In der Ferne erkannte er die roten, blitzenden Lichter. Die
Polizei hatte seinen verlassenen Buick gefunden, und er erblickte die dunklen
Gestalten, die die Böschung herabkamen.
    Unwillkürlich tastete Forman nach dem schweren 45er Colt, den er wie einen
Schlüsselbund in der Hosentasche mit sich
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