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004 - Das Wachsfigurenkabinett

004 - Das Wachsfigurenkabinett

Titel: 004 - Das Wachsfigurenkabinett
Autoren: Dämonenkiller
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wollte schreien, doch kein Laut kam über seine Lippen. Er konnte nur die Augen bewegen, sonst war sein Körper gelähmt.
    Plötzlich bewegte sich etwas in der Dunkelheit. Er hörte Schritte, die immer näher kamen und schließlich vor ihm endeten. Sein Körper wurde hochgerissen und in Richtung der Stimmen davongetragen. Dann flutete Licht in den Raum. Murray wollte den Kopf zur Seite drehen, doch es gelang ihm nicht. Die Stimmen verstummten, und er wurde niedergelegt. Er versuchte mehr zu erkennen, sah aber nichts außer einer weiß gestrichenen Zimmerdecke. Es war, als wäre sein Gesichtskreis eingeengt worden.
    Dann spürte er wieder Hände an seinem Körper. Er wurde erneut aufgerichtet und gegen eine Wand gelehnt. Kurz erkannte er Madame Picard. Neben ihr stand ein äußerst seltsames Wesen. Es trug einen Smoking, doch aus den Ärmeln ragten keine Hände hervor, und das Gesicht des Mannes war nichts weiter als ein konturloser, weißer Fleck, eingerahmt von dunkelbraunen Haaren. Murray blinzelte erschrocken. Jetzt erschienen in der weißen Fläche zwei winzige Augen, die immer größer wurden. Sie standen weit auseinander, die Iris leuchtete glühendrot. Der Agent wollte schreien, als sich die fremden Blicke auf ihn richteten. Er glaubte, in einen endlosen Schacht zu fallen. Danach hatte er den Eindruck, als würde sein Körper in Stücke gerissen. Der Schmerz war unerträglich. Er konnte nicht mehr denken. Sein Inneres wurde nach außen gedreht, und zurück blieb eine grenzenlose Leere. Irgendwann starb er. Sein nutzloser Körper lehnte wie ein Brett an der Wand.
    Das Gesicht des unheimlichen Mannes nahm Konturen an. Es war ein hageres Antlitz mit einer leicht gekrümmten Nase und einem kleinen, häßlichen Mund. Der Unheimliche hatte den Geist und die Seele Murrays in sich aufgesogen. Er wandte sich jetzt Madame Picard zu, die bewegungslos auf der Couch saß. Ihr Blick war verschleiert. Der Mann im Smoking beugte sich vor und berührte leicht ihre Schulter. Augenblicklich erwachte sie aus ihrer Erstarrung. Der Unheimliche setzte sich neben sie und zog sie an sich. Sein Blick flackerte, und sie drängte sich ihm entgegen.
    »Ich muß dir einige Instruktionen geben«, sagte er.
    »Ich höre, Elmer.«
    Doch er sagte nichts. Er sah nur in ihre Augen, und ihr Gesicht veränderte sich. Er konnte ihr in einer Art von Telepathie Befehle erteilen. Madame Picard nickte immer wieder, dann löste der Unheimliche seine Hände von ihren Schultern, lächelte zufrieden und warf dem toten Agenten einen langen Blick zu. Schließlich stand er auf, und Madame Picard folgte ihm. Er ging auf ihr Schlafzimmer zu, und ihre Augen leuchteten auf. Ihr Mund verzerrte sich in Erwartung der kommenden Genüsse. Sie atmete rascher, als er die Schlafzimmertür aufstieß. Madame Picard war ihm völlig hörig; seine willige Sklavin, die jeden seiner Befehle widerspruchslos ausführte. Die Augen des Unheimlichen glühten stärker, als sich Madame Picard zu entkleiden begann. Sie spürte seinen Blick wie Feuer und erschauerte vor Lust.

    Dorian versuchte ein weiteres Mal, den Hermaphroditen in den Garten zu ziehen, doch der Junge wehrte sich. Er sah noch immer die Straße hinunter, als würde er auf etwas warten.
    »Komm ins Haus, Phillip!« drängte Dorian.
    »Schatten«, sagte der Junge nur immer wieder. »Überall sind Schatten.«
    So sehr Dorian auch bohrte, er bekam keine vernünftige Antwort.
    Der Junge wurde immer unruhiger. Ein kalter Wind blies durch die Baring Road, und Dorian fröstelte, aber daran war nicht nur die kalte Nachtluft schuld. Plötzlich schritt Phillip die Straße entlang. Dorian und Sam Pattison folgten ihm. Am Ende der Straße blieb der Hermaphrodit stehen. Ein Schluchzen schüttelte seinen Körper, und Tränen rannen über seine Wangen. Dorian holte sein Taschentuch hervor und wischte ihm über das Gesicht. Plötzlich aber hielt er inne. Eine Gestalt näherte sich auf dem Bürgersteig. Sie hatte den Gang eines Betrunkenen. Bei jedem Schritt ging sie tief in die Knie und kam dann torkelnd wieder hoch. Phillip schloß die Augen und bewegte die Lippen. Die seltsame Gestalt kam immer näher. Noch konnte der Dämonenkiller keine Einzelheiten erkennen, doch dann fiel der Schein einer Straßenlampe auf das Gesicht des Mannes.
    »Murray!« schrie Pattison und setzte sich in Bewegung.
    Dorian folgte ihm. Sie rannten dem Agenten entgegen, erreichten ihn und blieben entsetzt stehen. Sein Gesicht war ausdruckslos, und er hielt die
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