Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0038 - Die letzte Runde ging an uns

0038 - Die letzte Runde ging an uns

Titel: 0038 - Die letzte Runde ging an uns
Autoren: Die letzte Runde ging an uns
Vom Netzwerk:
übersehen einen wichtigen Faktor.«
    »Welchen?«
    »Der Prozess fand fast unmittelbar nach Kriegsende statt. Erinnere dich, was für eine Zeit war! Die meisten Leute hatten große Sorgen, wie sie ihre Geschäfte und Betriebe von der Kriegsproduktion wieder auf friedliche Zwecke umstellen könnten. Die Geschworenen werden den Kopf mit anderen Dingen voll gehabt haben. Ich nehme an, dass sie die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen wollten. Und da kam dann ein übereiltes Urteil heraus.«
    »Ja«, nickte Phil. »Die turbulenten Zeiten der ersten Nachkriegsmonate werden natürlich ihre Rolle gespielt haben. Trotzdem bleibt es eine Schweinerei.«
    »Da sind wir einer Meinung.«
    Wie schwiegen. Neue Gesichtspunkte hatte das Studium der Akten nicht ergeben, und wir waren praktisch nicht weiter als am Morgen dieses Tages. Schön, unser Glaube an McMires Unschuld hatte sich verstärkt, aber das konnte dem Mann auch nicht helfen. Was wir brauchten, waren Beweise gegen den wirklichen Mörder, bessere Beweise, als im Prozess gegen McMire zur Sprache gekommen waren.
    Wir hingen unseren Gedanken nach. Auf der Wanduhr in meinem Wohnzimmer war es bereits nach elf, als das Telefon schrillte. Phil sah mich erschrocken an. Wir fühlten instinktiv, dass etwas geschehen war.
    Ich hob den Hörer ab und meldete mich.
    »Cotton! Hallo?«
    »Federal Bureau of Investigation, Marley am Apparat. Hallo, Jerry!«
    »Hallo, was gibt’s?«
    »Samuel Proom hat angerufen. Er war in höchster Aufregung. Sein Sohn ist seit heute Morgen nicht wieder nach Hause gekommen. Proom meinte, es müsse ihm etwas passiert sein. Der Junge hatte um sechs zu Hause sein wollen, weil seine Eltern mit ihm in die Oper wollten. Er verlangte, dass ich dir Bescheid gebe, Jerry.«
    »Okay, ich kümmere mich um die Sache. So long.«
    Ich legte den Hörer auf und informierte Phil.
    »Ob da wirklich was passiert ist?«, fragte er.
    Ich zuckte die Achseln.
    »Keine Ahnung. Vielleicht ist er noch bei seinem Mädchen. Ich werde mal anrufen.«
    Ich suchte die Nummer aus dem Telefonbuch und wählte. Es dauerte nicht lange, da meldete sich Percy Lane, der Vormund von Eve McMire, am Apparat.
    »Hallo, Mister Lane!«, sagte ich. »Tut mir leid, dass ich Sie so spät noch stören muss. Ich möchte nur schnell ein paar Worte mit Miss Eve sprechen. Würden Sie sie mal an den Apparat rufen?«
    Seine Stimme klang erregt, als er erwiderte: »Das geht leider nicht, Mister Cotton. Eve ist noch immer nicht von der Universität zurück. Ich mache mir wirklich Sorgen. So lange ist sie nie weggeblieben, ohne mir vorher Bescheid zu sagen. Und heute wollte sie gegen sechs zurück sein. Aber ich hoffe, dass sie vielleicht bei diesem Jack Proom ist…«
    »Die Hoffnung muss ich Ihnen zunichte machen«, sagte ich. »Der alte Proom hat schon den FBI angerufen und mitgeteilt, dass sein Sohn verschwunden sei.«
    »Um Gottes willen! Und Eve auch! Das ist ja entsetzlich!«
    »Ich bin in einer Stunde bei Ihnen.«
    Ich warf den Hörer auf die Gabel. Phil stand schon im Flur. Er reichte mir meinen Hut, und wir stürmten hinaus. Wenige Minuten, später flitzte mein Jaguar durch die nächtliche Stadt. Ich vermied die Hauptstraßen, in denen die Vergnügungslokale liegen, und kam dadurch ziemlich ungehindert voran. Nach etwas mehr als einer Viertelstunde hielten wir vor dem Wolkenkratzer, in dem Proom laut Telefonbuch seine Privatwohnung hatte.
    Wir stürmten durch die Halle und orientierten uns an der großen Tafel des Bewohnerverzeichnisses. Proom wohnte in der sechzehnten Etage. Wir nahmen den Schnelllift bis zur zwanzigsten und fuhren mit dem langsameren Lift, der in jeder Etage hielt, zurück bis zum sechzehnten Stockwerk. Als unsere Schritte den Korridor entlanghallten, öffnete sich eine Tür, und Proom kam uns entgegen.
    Er schien irgendwie erleichtert zu sein, als er uns sah.
    »Gott sei Dank, dass Sie kommen«, rief er uns entgegen. »Meine Frau ist schon völlig mit den Nerven herunter. Aber wenn Sie sich der Sache annehmen, dann wird ja alles gut werden.«
    Er führte uns in ein sehr schön eingerichtetes Wohnzimmer, wo eine ängstliche, blasse Frau auf dem Sofa saß.
    »Kopf hoch, Mutter!«, rief Proom ihr zu. »Das sind die beiden tüchtigsten G-men, die in New York herumlaufen. Die bringen uns unseren Jack wieder, verlass dich drauf! Setzen Sie sich. Whisky habe ich euch schon eingeschenkt.«
    Er schob uns zwei Gläser hin. Aber wir hatten im Augenblick andere Sorgen. Ich fragte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher