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0036 - Wir spielten hinter den Kulissen

0036 - Wir spielten hinter den Kulissen

Titel: 0036 - Wir spielten hinter den Kulissen
Autoren: Wir spielten hinter den Kulissen
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einschlagen.«
    »Also los.«
    Wir liefen die Treppe hinab und nach draußen. Über der Freitreppe erhob sich ein von Säulen getragener Balkon, der vor dem fraglichen Zimmer liegen musste. Aber wie sollte man an den marmorglatten Säulen hinauf kommen?
    Sie waren gut fünf bis sechs Meter hoch, und selbst wenn ich Phil auf die Schultern kletterte, würde ich nicht die Brüstung des Balkons erreichen.
    »Verdammt!«, knurrte Phil. »Hier geht aber auch gar nichts so, wie man es sich wünscht.«
    »Vielleicht hat Mrs. Barris einen Schlüssel zu der Tür«, sagte ich. »Das würde uns wesentlich helfen. Komm, fragen wir sie.«
    Wir konnten sie mit einem Wink aus den Augen für einen Augenblick von ihren Gästen wegrufen. Sie kam sofort.
    »In der ersten Etage liegt ein Zimmer mit schwierigem Schloss. Haben Sie einen Schlüssel dazu?«
    Sie wurde blass.
    »Warum - warum fragen Sie?«, hauchte sie tonlos.
    »Wir haben Ihren Gatten gesucht. Im ganzen Haus, vom Keller bis zum Boden. Es bleibt nur noch dieser eine Raum.«
    Sie schwieg. Erst nach einer ganzen Weile sagte sie: »Sie sind doch beim FBI, nicht wahr?«
    »Ja, wir sind von der Bundespolizei.«
    »Sind Sie vereidigt? Ich meine, gibt es bei Ihnen so etwas wie berufliche Schweigepflicht?«
    »Es gibt so etwas Ähnliches.«
    Sie nickte.
    »Dann darf ich es vielleicht wagen. Warten Sie bitte hier einen Augenblick. Ich bringe Ihnen den Schlüssel.«
    Sie verschwand hinter der Portiere. Wir nahmen uns, um überhaupt etwas zu tun, noch ein Glas Sekt vom Tablett und tranken es langsam. Noch bevor wir den Kelch geleert hatten, war die Gastgeberin wieder bei uns. Sie drückte mir einen zackigen Spezialschlüssel in die Hand.
    »Es gibt nur zwei Schlüssel«, sagte sie. »Einen hat mein Mann, den anderen habe ich in Verwahrung für den Fall, dass im Haus vielleicht in der Abwesenheit meines Mannes ein Feuer ausbricht oder so etwas. Dann muss ja jemand da sein, der in das Zimmer hineinkann.«
    »Ja, ja, natürlich. Wollen Sie dabei sein, wenn wir uns in dieses Zimmer begeben?«
    »Nein, das geht doch nicht. Ich muss bei den Gästen bleiben.«
    »Gut. Wir werden Sie sofort informieren, wenn wir etwas finden sollten.«
    »Ja, ich bitte darum.«
    Zum dritten Mal stieg ich nun die Treppe zum Obergeschoss empor. Was würde uns der verschlossene Raum offenbaren? Phil schien genauso gespannt zu sein wie ich.
    Ich schob den Schlüssel in das komplizierte Schloss und drehte. Geräuschlos öffneten sich die Riegel. Ich legte die Hand auf die Türklinke und drückte sie auf.
    Die Tür ging nach außen auf und wir mussten zwei Schritte zurücktreten, als ich die Tür aufzog. Dann traten wir über die Schwelle. Dicke Teppiche erweckten den Eindruck, als schritte man über weichen Rasen. An den Wänden standen große Stahlschränke, von denen zwei Kombinationsschlösser mit Buchstaben oder Zahlen hatten. Rechts hinten stand ein schräg gestellter, ungeheuer großer Schreibtisch. Er stammte ebenfalls aus einer Stahlrohr-Möbelfabrik und glänzte von spiegelblankem Chrom. Als ich auf ihn zuging, sah ich plötzlich den Schuh, der seitlich neben dem Schreibtisch herausragte.
    Mit einem Satz war ich dort.
    Hinter dem Schreibtisch lag ein grauhaariger Mann von etwa fünfzig Jahren. Er hatte eine seltsam verkrümmte Körperhaltung. Ich beugte mich über ihn und sah ihn an.
    Er war tot.
    ***
    »Ist es der Hausherr?«, fragte Phil, der seitlich hinter mir stand.
    »Nein. Ein Fremder. Ich habe ihn auch unter den Gästen nicht gesehen.«
    »Woran starb er?«
    »Keine Ahnung. Jedenfalls nicht an einem Schuss und nicht an einem Stich. Auch erschlagen wurde er nicht. Es ist keine Wunde zu sehen. Auch kein Blut.«
    »Also Gift?«
    Ich sah mich einmal im Raum um.
    »Das glaube ich schon gar nicht«, sagte ich dann.
    »Ja, zum Teufel, aber irgend woran muss er doch gestorben sein!«, rief Phil.
    »Natürlich. Warte mal.«
    Ich ging um den Schreibtisch herum zu der Seite, wo der Kopf und die angewinkelten Arme des Toten lagen. Vorsichtig beugte ich mich über seine Hände.
    Er trug graue Stoffhandschuhe. An den Fingerspitzen waren sie verkohlt und die Fingerkuppen darunter zeigten deutliche Brandwunden.
    Zwischen seinen Armen lag ein Bund kleiner Schlüssel, an dem auch zwei verstellbare Dietriche hingen.
    »Ich weiß, woran er gestorben ist«, sagte ich.
    »Nämlich?«
    Ich schüttelte abwehrend den Kopf. »Denk doch nach. Es ist ganz einfach. Siehst du ein Telefon?«
    »Nein.«
    »Komm, gehen wir wieder
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