Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne

0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne

Titel: 0036 - Das Rätsel von Schloß Montagne
Autoren: Traute Maahn
Vom Netzwerk:
begrüßen. Bleiben Sie hier und warten Sie, bis der Chef aus der Unterwelt wieder auftaucht«, schlug sie ein wenig spitz vor und deutete auf die Kellertreppe. »Da ist bei den Bauarbeiten ein böses Unglück geschehen. Melden Sie ihm die Besucher, Raffael, damit er vorgewarnt ist…«
    Dann ging sie, um die Merediths willkommen zu heißen.
    ***
    »Beautiful!« schwärmte Lana Meredith. Sie war eine schlanke Lady von etwa vierzig Jahren mit üppiger Oberweite und langem, blondem Haar, das sie lose im Nacken hochgesteckt hatte. Ihr gut geschnittenes Gesicht war dick mit Make-up bedeckt. »Hättet ihr gedacht, daß unser Professor Zamorra in so einem Palast wohnt?« Ihre wasserblauen Augen glänzten. »Oh, daß er so im Trüben gefischt hat… Ich kann mich gar nicht sattsehen an dieser herrlichen Schloß- halle.«
    Jill Meredith trug lange Jeanshosen und einen saloppen T-Shirtpullover dazu. Ihre Füße steckten in Jute-Mokassins. Sie war sehr zart, langhaarig und mädchenhaft. Alle Ermahnungen ihrer Mutter, sich etwas eleganter anzuziehen, schlug sie in den Wind. Jill war nicht eitel. Sie kleidete sich am liebsten bequem und unauffällig.
    »Na ja«, sagte sie, »ganz interessant, Mummy. Was meinst du, Ken?«
    Ken, ihr Verlobter, rückte an seiner randlosen Brille. »Warum wird dieses Schloß nicht als Museum genutzt?« erkundigte er sich. »Ich jedenfalls würde dafür plädieren. Für einen Gelehrten allein ist dieses Gebäude doch viel zu groß und gewaltig. Besucher aber wären gewiß sehr interessiert an den verschiedenen Stilepochen der Möbel…«
    Irritiert sah Lana Meredith ihren künftigen Schwiegersohn an.
    »Was weißt du von Stilepochen?« fragte sie bestürzt. »Da eröffnen sich für mich ja völlig neue Perspektiven.«
    »Egal«, winkte Ken Baker ab. »Ich rechne mir aus, daß täglich nur zehn Personen erscheinen, um das Schloß zu besichtigen. Und jede Person würde – über den Daumen gepeilt – drei Francs bezahlen. Gruppenbesichtigungen müßten natürlich Rabatt bekommen. Das würde im Monat eine Einnahme von…« Er rechnete mit geschlossenen Augen. Seine Lippen bewegten sich lautlos.
    »Als ob Professor Zamorra es nötig hätte, fremde Leute in sein Schloß zu lassen«, winkte Lana Meredith verächtlich ab. »Er ist ein Genie, Ken. Wenn du das doch endlich begreifen würdest! Seine Forschungen sind weltweit beachtet worden, und die Artikel, die er veröffentlich, finden solches Interesse, daß…«
    »Ja, Mummy?« Jill schob sich näher. »Wir wissen doch, daß du für Zamorra schwärmst. Das ist doch keine Neuigkeit.«
    »Aber Kind…« Lana Meredith holte Luft. »Wenn ich gewußt hätte, daß du so desinteressiert bist, hättest du auch zu Hause in Queens bleiben können. Aber von mir hast du diese langweilige Temperamentslosigkeit nicht. Du machst ein Gesicht, als ob dir alles zuwider wäre.«
    »Womit du nicht ganz unrecht hast, Mummy«, gab Jill achselzuckend zurück. »Na schön, früher haben die Leute in solchen alten Kästen gewohnt. Warum bist du so aus dem Häuschen? Dieser Pomp von damals paßt doch gar nicht mehr in unsere heutige Zeit. Und die sanitären Verhältnisse in diesen Schlössern…« Sie atmete langsam aus. »Was kümmern mich goldene Leuchter und schwere Marmorfiguren als Treppenverzierungen, wenn das ganze Schloß nach Abwässern stinkt?«
    »Über neunhundert Francs könnte er im Monat verdienen«, rief Ken triumphierend. »Und wenn man es auf ein Jahr umrechnen würde, dann…«
    »Ken! Hör endlich auf mit dem Unsinn. So lange ich lebe und Geld hab, werde ich nie zulassen, daß der Professor sich als Fremdenführer für Touristen betätigt.«
    »Vielleicht könnte dieser alte Diener in der Livree…« stotterte Ken Baker.
    Jill lachte laut auf. »Du bist wirklich zu komisch in deiner Sturheit, Ken. Wenn wir verheiratet sind, werden wir eine Menge Spaß haben, glaube ich.«
    »Vorausgesetzt, er springt nicht vorher ab, Jill«, warnte Lane Meredith nervös. »Wo bleibt nur der Professor?«
    »Er hofft, daß es uns zu lange dauert und wir freiwillig abhauen«, vermutete Jill. »Und ein klimabeheiztes Hotel wäre mir tausendmal lieber als dieses mittelalterliche Schloß. Château Montagne… iih, Mummy, wenn du es uns doch ersparen könntest, hier zu wohnen. Warum sind wir nicht in Tours geblieben?«
    »Weil wir mit Professor Zamorra befreundet sind. Und weil er uns eingeladen hat, seine Gäste zu sein. Und weil es eine Ehre für uns ist, von einem Professor Zamorra
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher