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0035 - Die Vampirfalle

0035 - Die Vampirfalle

Titel: 0035 - Die Vampirfalle
Autoren: Jason Dark
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zurückschob.
    Die Hühner gackerten auf und wollten in die entfernteste Ecke flüchten, doch Farrows Hand war schneller. Blitzschnell und mit routiniertem Griff hatte er ein Huhn gepackt, drückte ihm die Flügel zusammen und zog es aus dem Verschlag.
    »Du kommst auch noch dran«, sagte er zu dem anderen.
    Mike Farrow trat an den Hauklotz, legte sich dann das Huhn zurecht, hob den rechten Arm und schlug zu.
    Fachmännisch trennte er den Kopf vom Rumpf. Das Tier empfand keinen Schmerz. Andere Schlachter waren nicht so human.
    Mike Farrow legte das Huhn beiseite und holte sich das zweite Tier.
    Auch hier geschah das gleiche. Schnell und routiniert.
    Trotzdem schrie das Mädchen unterdrückt auf, als es plötzlich in der offenen Tür auftauchte.
    Es war die rothaarige Karen Black mit den großen, dunklen Kirschenaugen und der Figur eines Vamps. Jetzt hatte sie die Hand gegen den Mund gepreßt und sprach zwischen den gespreizten Fingern hindurch: »Mein Gott, wie grausam.«
    »Finden Sie?«
    Karen nickte.
    Mike Farrow schmunzelte. »Wenn Sie so denken, dürfen Sie nichts essen. Was meinen Sie, wie es bei einer Schweineschlachtung zugeht?«
    »Hören Sie auf, Mr. Farrow, davon will ich nichts wissen.«
    Farrow lachte. »Wenn Sie später mal auf dem Land leben sollten, wird die Schlachterei für Sie so normal sein wie das tägliche Autofahren. Glauben Sie mir.«
    Farrow hob die toten, ausgebluteten Hühner hoch und wickelte sie in Papier.
    »So«, sagte er, »jetzt kann meine Frau die Tierchen rupfen, und dann kommen sie in den Kochtopf. Was glauben Sie, wie Ihnen die Suppe nachher schmecken wird.«
    »Ich weiß nicht, ob ich eine esse.«
    Farrow lachte nur. Er war fast sechzig Jahre alt und hatte vor vierzig Jahren auch so gedacht. Aber ein Leben auf dem Land härtete wirklich ab. Auch körperlich. Mike hatte eine Haut wie Leder, gezeichnet von Wind und Wetter. Trotzdem strahlten seine blauen Augen noch einen jugendlichen Optimismus aus, und auch an Körperkraft war er den meisten jungen Leuten überlegen.
    Mike Farrow trat nach draußen. Karen war zur Seite gegangen. Sie schaute zu dem alten Bus hin, unter dem Barry, ihr Bruder, lag. Er wollte die Achsen nachsehen, studierte Maschinenbau. Er war es auch, der den Bus – er bot immerhin Platz für zwanzig Personen – erstanden hatte. Für ein paar Pfund hatte der Schrotthändler ihn abgegeben. Barry möbelte den Wagen wieder auf, und für die Reise, die sie vorhatten, war er ideal. Er stand unter den Zweigen der alten Platanen auf einem Laubteppich. Die Wiese vor dem Gasthaus sah braun aus. Das Gras faulte dem Winter entgegen.
    »Ich verschwinde in der Küche«, sagte Mike Farrow. Er winkte Karen zu und betrat durch einen Seiteneingang das Gasthaus.
    Karen schlenderte derweil auf ihren Bruder zu. Der sah sie nicht kommen. Von ihm schauten nur die Beine unter dem Bus hervor.
    Mit der Fußspitze stieß das Mädchen ihren Bruder leicht in die Seite.
    »Verdammt!« fluchte Barry.
    »Leg dir wenigstens was unter, sonst erkältest du dich noch«, schimpfte Karen.
    »Bin ja gleich fertig.«
    Es dauerte zwei Minuten, bevor Barry unter dem Wagen hervorkroch. Er hatte die gleichen roten Haare wie seine Schwester. Jetzt waren sie allerdings ölverklebt. Ebenso wie die kräftigen Unterarme und das Hemd.
    Er spreizte beide Hände und tat so, als wollte er seine Schwester mit den schmutzigen Fingern anfassen. Kreischend floh Karen einige Schritte zurück. »Untersteh dich!« rief sie.
    Barry lachte und ging zum Bach hinunter, der dicht an dem Grundstück vorbeifloß. Dort wollte er sich säubern. Karen aber betrat das Gasthaus. Es war mit einem Reetdach gedeckt. Die dicke Eichentür quietschte in den Angeln, als Karen die Gaststube betrat.
    Neben dem Eingang saßen zwei Männer aus dem Nachbarort. Ihre Blicke glitten bewundernd über Karens Figur, und einer der Männer nickte andächtig. Dann meinte er flüsternd zu seinem Freund: »Die Kurven hat meine Alte nicht aufzuweisen.«
    »Nee, deine Alte kannst du auch als Garderobenständer nehmen. Cheerio.«
    Die Männer lachten und leerten ihre hohen Gläser. Karen aber ging auf den Tisch am Eckfenster zu, wo ihr Verlobter und Barrys Freundin warteten. Barry und Christine wollten sich im nächsten Jahr verloben.
    Christine war genau das Gegenteil von Karen. Ziemlich schmal, ein etwas blasses Gesicht, und auch mit der Größe hatte die Natur bei ihr gespart. Das Girl reichte Barry eben bis zur Schulter. Das blonde Haar trug sie kurz. Am
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