Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0034 - Dracula gibt sich die Ehre

0034 - Dracula gibt sich die Ehre

Titel: 0034 - Dracula gibt sich die Ehre
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
der Lukenöffnung, und im nächsten Moment fiel mein chinesischer Partner von der Leiter. Schwer schlug er zu Boden. Die Stange hatte ihn im Nacken getroffen. Einem normalen Menschen hätte der Hieb wer weiß was angetan, doch Suko hatte karategestählte Muskeln. Er war zwar groggy, aber nicht bewußtlos. Rasch ging ich neben ihm in die Knie. »Kümmere dich um den Vampir!« keuchte er. »Mach schon, ich… au, verdammt…«
    Ich konnte Suko ruhig allein lassen, steckte die Lampe weg und erklomm die Leiter.
    Der Lauf der Beretta zeigte nach oben. Ich wollte schießen, sobald der Vampir auftauchte.
    Doch den Gefallen tat er mir nicht. Er hatte sich auf das Dach zurückgezogen.
    Mit dem Waffenlauf zugleich steckte ich meinen Kopf aus der Luke. Beißend fuhr mir der Wind in die Augen, schleuderte Staub mit sich, aber von meinem Gegner sah ich nicht einen Rockzipfel. Kein Wunder, denn auf dem Flachdach gab es genügend Verstecke. Mehrere gemauerte Kamine und einen Abfallberg aus rostigen Eisenteilen. Eine Brüstung, die das Dach begrenzte, entdeckte ich nicht.
    Doch dafür sah ich den Vampir. Hinter einem Kamin schoß er hoch. Geduckt hetzte er auf den Abfallberg zu, und noch ehe ich feuern konnte, war er dahinter verschwunden. Jetzt wußte ich, wo er sich versteckt hielt. Ich schaute über das Dach hinweg und sah die nackten Äste der kahlen Bäume wie skelettierte Finger in die Luft ragen. Nebelschwaden umwehten sie, führten bizarre Tänze auf und wurden vom Nachtwind auf das Dach geweht, wo sie als lange, graue Schleier in der Luft hängenblieben. Es war kälter geworden. Die Luft roch nach Schnee, und der Wind stieß beißend durch meine Kleidung. Geduckt lief ich weiter. Nach wie vor hielt ich die Beretta schußbereit. Der Untote sollte mich nicht überraschen. Mit dem Rücken preßte ich mich gegen einen gemauerten Kamin. Ich sah den Eisenberg, der aus was weiß ich für Gründen hier gelagert wurde, schräg vor mir. »Komm raus!« rief ich. »Du hast keine Chance!« Der Vampir gab keine Antwort.
    Ein kaltes Lächeln grub sich in meine Mundwinkel. Dieser Untote konnte mich nicht täuschen. Hier auf dem Dach saß er wie in einer Rattenfalle.
    Und ich würde ihn mir holen! Ich wollte ihn lebend haben, denn er war der einzige, der uns zu Kalurac führen konnte. Er mußte wissen, wo sein Meister saß. Daß zwischen dem Auftauchen der Vampire hier im Ministerium und der Entführung ein unmittelbarer Zusammenhang bestand, daran gab es für mich nicht den geringsten Zweifel. Und deshalb mußte ich den Untoten haben. Er würde mir sagen, wo Sheila und das Kind gefangengehalten wurden.
    An eine andere Möglichkeit durfte ich gar nicht denken. Ich löste mich von der Mauer und huschte auf den Abfallberg zu. Aus der Nähe erkannte ich, daß hier alte Wasserrohre, Kräne, Leitungen und Waschbecken lagen. An den Seiten stachen die unförmigen Rohre wie metallene Fangarme hervor. Wieselartig huschte ich um den Abfallberg herum, blieb dann breitbeinig stehen – und sah nichts. Verdammt, der Vampir hatte mich geleimt! Ich drehte den Kopf. Da entdeckte ich ihn.
    Gar nicht weit entfernt jagte der Vampir auf den Dachrand zu. Eine Deckung gab es zwischen dem Abfallberg und dem Dachende nicht.
    Also nichts, hinter dem er sich verstecken konnte. Ihm blieb keine andere Wahl. Er mußte springen. Oder…?
    Ich rief ihn an, während ich gleichzeitig loslief. »Stehenbleiben!«
    Der Vampir hörte meine Stimme, schaute über die Schulter zurück, und ich sah in sein bleiches Gesicht. Drohend schüttelte er die Faust, und aus seinem Mund drang ein höhnisches Lachen. Vor dem Dachrand konnte ich ihn nicht mehr erreichen. Es gab nur eine Möglichkeit. Ich mußte schießen.
    Abrupt blieb ich stehen, senkte den Pistolenlauf und zielte auf die Beine des Blutsaugers. Ich hoffte, ihn mit einer Kugel stoppen zu können.
    Doch der Untote machte mir einen Strich durch die Rechnung. Urplötzlich stieß er sich aus vollem Lauf ab, und noch ehe ich reagieren konnte, war seine plumpe Gestalt über dem Dachrand verschwunden.
    Einen Sprung aus dieser Höhe würde auch ein Vampir nicht ohne Schaden zu nehmen überstehen.
    Ich verstand den Untoten nicht, hetzte zum Dachrand, stoppte dicht davor ab und starrte in die Tiefe. Der Vampir war nicht auf dem Boden gelandet, sondern auf einem Anbau. Etwa drei Yards tiefer lag das flache Dach. Die Teerdecke schimmerte. Dunst waberte vom Boden hoch, kroch über den Anbaurand und bildete kleine Wolken auf dem Dach. Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher