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0033 - Der Pfähler

0033 - Der Pfähler

Titel: 0033 - Der Pfähler
Autoren: Jason Dark
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angelegt hat, aber soviel ich erkennen konnte, mußte unter der großen, rechteckigen Grabplatte ein Schacht in die Erde gehen, in den man die Toten damals kurzerhand hineingeworfen hatte.
    Eine einfache, aber verdammt wirkungsvolle Methode. Unsere oftmals hochgelobten Vorfahren hatten sich schon immer etwas ausgedacht.
    »Die Platte kriegen wir nie hoch«, sagte Marek.
    »Abwarten«, meinte Suko.
    Ich lächelte. »Er hat heute schon ein Auto gestemmt. Der will dem guten Samson Konkurrenz machen.«
    »Neidhammel.«
    Die dummen Sprüche übertünchten die Spannung, unter der wir standen. Wer konnte schon wissen, was uns erwartete, wenn wir die Grabplatte tatsächlich hochbekamen?
    Als wir sie genauer untersuchten, stellten wir fest, daß sie bereits in Bewegung gesetzt worden war. Die Vampire hatten hier ihren Einstieg gefunden.
    An beiden Seiten der Platte fanden wir Ringe. Suko ging nach rechts. Marek und ich zogen links.
    Wir drehten dabei dem übrigen Teil des Friedhofs den Rücken zu und sahen nicht, wie sich die Erde wenige Schritte hinter uns bewegte.
    Plötzlich tauchte eine mit Erde und Gras bedeckte Gestalt aus dem Grab auf. Das bleiche Gesicht zeigte eine schmierige feuchte Lehmspur, die sich tief in die Hautfalten hineingegraben hatte.
    Die Gestalt war ein Vampir. Sie hielt einen armdicken Holzknüppel in der rechten Hand und näherte sich dem ahnungslosen Marek…
    ***
    Die Angst fraß sich mit ungeheurer Geschwindigkeit in Marie Mareks Herz.
    Sie wünschte sich, daß alles nur ein Traum war, doch es war kein Traum.
    Sie erlebte die brutale Realität bis zur letzten Sekunde mit. Das, was sie immer in Alpträumen gesehen und durchlitten hatte, wurde nun wahr.
    Ein Vampir hatte sie besucht!
    Silvia Varescu! Eine Frau in Maries Alter. Ihr Leben lang hatte sie gearbeitet, war genügsam gewesen und hatte sich mit dem wenigen zufrieden gegeben, was sie bekam.
    Doch ein grausames Schicksal hatte sie zur Untoten gemacht. Zu einer Wandlerin zwischen den Welten. Äußerlich hatte sich die Varescu nicht verändert. Aber eines hatte sie verloren.
    Die Seele!
    Vampire besaßen sie nicht mehr. Sie waren seelenlose Geschöpfe. Produkte einer finsteren grausamen Brut, bei denen nur die körperliche Hülle existierte und sonst nichts mehr.
    Es gab Vampire in allen Schattierungen, wie auch bei den Menschen. Schöne Frauen lockten oft mit ihrem Körper, machten Jagd auf Jünglinge, um sie dann mit den Fängen der Hölle zu umgarnen.
    Vampire – seit jeher Angsttraum der Menschen. Inkarnation von Tod, Grab und Moder…
    Sie scheuten das Sonnenlicht, haßten die Macht des Guten, waren oft beinahe ausgerottet worden, wurden im Mittelalter und auch später von der Kirche gejagt und überlebten doch.
    Einer blieb oft immer übrig. Und er pflanzte den Giftstachel des Bösen weiter, bewirkte damit eine höllische Kettenreaktion, der die normalen Menschen oft machtlos gegenüberstanden.
    Wie Marie Marek!
    Sie war eine gläubige Frau, aber wie so oft bei einfachen Menschen mischten sich Glaube und Aberglaube zu einer brisanten Mischung. Wenn die Konfrontation kam, war die Angst oft stärker.
    Und Marie hatte Angst.
    Die Untote stand im Gegenlicht. Ihre Zähne schimmerten, traten weit über den Oberkiefer hervor und waren dazu ausersehen, auch Marie Marek in den Strudel der Hölle zu reißen.
    Marie atmete schneller. Ihre Augen traten aus den Höhlen hervor, starrten die Untote an, die jetzt ihre Hand ausstreckte und den rechten Zeigefinger bewegte.
    »Komm«, lockte sie, »komm zu mir!«
    Stumm schüttelte Marie den Kopf.
    »Dann muß ich dich holen. Wir warten auf dich. Der Schwarze Graf braucht Diener, um sein Reich aufzubauen. Und dich, Marie, hat er dazu ausersehen!«
    »Nein!« flüsterte die Frau. »Nein, niemals!«
    »Du wirst mir nicht entgehen«, erwiderte Silva Varescu. Sie ging vor. Langsam, wie an einem unsichtbaren Faden hängend. Die Untote war eine Marionette, die einem anderen gehorchte und von ihm geleitet wurde.
    Ein Schritt, zwei Schritte…
    Der weibliche Vampir kam näher.
    Und Marie stand noch schreckensstarr. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken. Es war ein völliges Durcheinander und gleichzeitig eine bodenlose Leere.
    Oft hatte sie sich vorgestellt, wie es sein würde, wenn einer der Blutsauger vor ihr stand. Aber jetzt, wo es tatsächlich geschah, hatte sie alles vergessen.
    Noch ein Schritt…
    Marie sah die welke Haut, die sie an faulende Blätter im Herbst erinnerte, sah die lappigen Lippen, das
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