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0033 - Der Pfähler

0033 - Der Pfähler

Titel: 0033 - Der Pfähler
Autoren: Jason Dark
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zurückgeschobene Kinn, nahm den Geruch wahr, den sie nicht genau identifizieren konnte und fühlte, wie ihre Knie weich wurden.
    Da berührte sie die Hand!
    Eiskalte Totenfinger strichen über ihr rechtes Gelenk. Vielleicht war es dieser Kontakt, der Marie Marek aus ihrer Erstarrung riß.
    Sie schrie plötzlich auf und machte auf dem Absatz kehrt. Noch ehe Silva Varescu zupacken konnte, stürzte Marie durch die offenstehende Tür in die Küche hinein.
    In ihrer Panik lief sie jedoch nicht auf dem kürzesten Weg zur Tür.
    Eiskalt nutzte die Untote ihre Chance und schnitt Marie den Weg ab. Mit einem gewaltigen Sprung erreichte sie die Tür und baute sich davor auf.
    »Du kommst nicht weg, Marie! Du nicht!«
    Die Frau war stehengeblieben, preßte beide Hände gegen ihr wild pochendes Herz. Sie sah in das teuflische Gesicht der Nachbarin, das kaum noch menschliche Züge aufwies. In ihrer wahnsinnigen Angst fielen ihr plötzlich wieder die alten Gebete ein.
    Automatisch murmelten ihre Lippen die Worte. Sie sprach lauter und lauter, schleuderte dem Vampir das Credo des Guten ins Gesicht, und sah, wie Silva Varescu zusammenzuckte, den Kopf zwischen die Schultern zog und anfing zu greinen.
    Die Worte des Guten schienen ihr körperliche Schmerzen zu bereiten. Beide Hände preßte sie gegen die Ohren, und Marie dachte gar nicht daran, aufzuhören.
    Es war plötzlich eine Kraft in ihr, die ihr nur jemand eingegeben haben konnte, der weit über den Dingen stand. Marie Marek wußte plötzlich, was sie zu tun hatte.
    Sie drehte sich um und verließ mit sicheren Schritten und immer noch Gebete murmelnd die Küche.
    Mit hocherhobenem Haupt ging sie auf die Treppe zu, nahm Stufe für Stufe und gelangte so in die oberen Räume.
    Sobald die Untote die Gebete nicht mehr vernahm, ging eine Wandlung mit ihr vor. Dir Gestalt straffte sich. Sie kam aus ihrer geduckten Haltung hoch, fauchte böse und näherte sich ebenfalls mit schleichenden Schritten der Küchentür.
    In dem schmalen Treppenhaus blieb sie einen Augenblick stehen und schaute sich um.
    Es stand keine Tür offen, demnach war ihr Opfer noch im Haus.
    Silva Varescu hörte auf der oberen Etage Schritte und lächelte diabolisch.
    Wenn sich Marie dort oben versteckte, dann war sie verloren.
    Silva Varescu hatte plötzlich Zeit. Ihrer Meinung nach konnte Marie Marek nicht mehr entkommen.
    Auch die Untote schritt die Stufen hoch. Sie bemühte sich nicht, leise zu sein, sondern trat bewußt fest und hart auf, um so ihr Kommen anzukündigen.
    Rasch ließ sie den ersten Absatz hinter sich. Dann lag noch eine Stiege vor ihr.
    Sie sah schon die Tür des Schlafzimmers, die offenstand. Silva Varescu war nicht zum erstenmal im Haus der Mareks und kannte sich deshalb aus.
    »Ich weiß, wo du dich versteckt hast!« rief sie. »Komm her, Marie, damit ich dich…«
    Sie verstummte, denn die Tür wurde langsam aufgedrückt.
    Auf der zweitletzten Stufe blieb die Untote stehen.
    Dann hörte sie Maries Stimme. »Ja, Silva Varescu, ich komme. Warte nur, bald bin ich bei dir!«
    Dann riß sie die Tür auf!
    Noch im gleichen Atemzug trat Marie Marek auf die Schwelle. Und sie hielt ein großes Kreuz fest mit beiden Händen umklammert.
    »Neiinnn…« Die Untote schrie auf, als ihr Blick das Symbol des Guten traf. Es war mit geweihtem Wasser besprengt worden, und Silva spürte die gefährliche Ausstrahlung.
    Wild schüttelte sie den Kopf, riß beide Hände in Schulterhöhe, zitterte und schrie.
    Marie Marek ließ sich davon nicht beeindrucken. Sie ging vor. Mit unbewegtem Gesicht. Wie eine Heilige, die ein flammendes Schwert in der Hand hält, um das Böse zu vernichten und in die schreckliche Tiefe der Hölle zu verbannen.
    »Weg!« kreischte die Untote. »Geh weg! Weg…«
    Marie dachte nicht daran. Furchtlos und im Vertrauen auf die Macht des Kreuzes betrat sie die erste Stufe.
    Da fiel der weibliche Vampir zurück. Silvas Fuß verfehlte die nächste Stufe, sie bekam das Übergewicht, konnte sich nicht mehr halten und kippte nach hinten.
    Sie rutschte die Stufen hinab. Polternde Geräusche begleiteten den Fall, bis die Untote am Ende der Treppe gegen die Wand prallte und liegenblieb.
    In verkrümmter Haltung hockte sie am Boden und wimmerte.
    Marie aber kam.
    Mit einer langsamen Bewegung drehte die Untote den Kopf und schaute Marie von unten her an.
    Übergroß kam ihr die Frau vor. Wie ein Denkmal aus Stein stand sie da, mit dem großen Kreuz in der Hand und einem Ausdruck in den Augen, der von
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