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0032 - Wir setzten drei Millionen ein

0032 - Wir setzten drei Millionen ein

Titel: 0032 - Wir setzten drei Millionen ein
Autoren: Delfried Kaufmann
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Combey, die Abrechnungsabteilung hat einen anderen Begriff von Spielzeug. Der Wagen ist hin.«
    »Ach ja, aber trotzdem war das Ding kaum mehr als ein Knallbonbon. Es liegt am Alter, Jerry. Wenn die Handgranate neu gewesen wäre, dann lägen Phil und du jetzt im Krankenhaus.«
    »Und der Knall am Gefängnistor?«
    »Verursacht vom gleichen Modell. Die Wirkung war ja auch nicht gerade überragend.«
    »Seit es Atombomben gibt, scheinen euch Sprengstoffleuten alle anderen Explosionsstoffe uninteressant geworden zu sein«, brummte ich. »Jedenfalls vielen Dank, Combey, für die prompte Bedienung.«
    »Stets gern zu Ihren Diensten, Agent«, antwortete er.
    »Womit geworfen worden ist, wissen wir nun, Phil«, sagte ich, als ich aufgelegt hatte. »Fragt sich nur, wer geworfen hat.«
    ***
    Am anderen Morgen sprach ich mit Pfarrer McOner, der den 12. Bezirk in der Bronx betreute, jenen Bezirk, in dem die 86. Straße liegt. Und in einem dieser düsteren Häuser in der 86. war Glen Chapper geboren, und in dem düsteren und schmutzigen Viertel war er aufgewachsen. An einem Tabakwarengeschäft der 86. hatte er seine ersten Einbruchsfähigkeiten ausprobiert. Damals war er vierzehn Jahre alt gewesen.
    Pfarrer McOner war ein fünfzigjähriger Mann, stark und breit, aber mit einem fein geschnittenen Gesicht, dessen rotgeränderte Augen von ständiger Übermüdung zeugten.
    »Vor zwei Tagen ist ein Mann aus Ihrem Bezirk hingerichtet worden«, begann ich die Unterhaltung.
    »Ja, ich weiß«, antwortete er. »Glen Chapper. Als ich als junger Hilfsprediger im Bezirk begann, war er ein Bürschchen von sechs oder sieben Jahren. Ich habe jede Etappe seines Weges nach unten miterlebt, Agent Cotton, bis er aus dem Bezirk fortging. Ich habe alles versucht, um ihn auf den rechten Weg zu bringen, aber er war von Grund auf schlecht. Er bestahl die Kirchenkasse, als ich versuchte, ihn zum Gemeindeschreiber zu machen. Ich telefonierte mit dem Gefängnispfarrer und ließ fragen, ob er mich zu sehen wünschte. Glens Antwort war ein Fluch.«
    »Lebt von seiner Familie noch jemand?«, erkundigte ich mich.
    »Seine Eltern sind seit sieben Jahren tot. Seine Mutter starb an einer Lungenkrankheit, und der Vater verunglückte wenig später. Er wurde überfahren. Vielleicht wissen Sie, dass mit dem alten Chapper nicht viel los war. Er trank, und er war betrunken, als er unter den Autobus torkelte. Aber die Mutter war eine liebenswürdige Frau.«
    »Hatte Chapper keine Geschwister?«
    »Eine Schwester, die jetzt sechzehn Jahre alt ist. Sie ist in einem kirchlichen Heim gut untergebracht und lernt einen ordentlichen Beruf. Und ich glaube, dass es mir auch gelungen ist, Glens Bruder, Alban Chapper, vor dem Absturz zu bewahren. Seit dem Tod der Eltern arbeitet er auf einer Farm in Utah, und ich bekomme vom Farmer regelmäßig gute Nachrichten von ihm.«
    »In Utah?«, fragte ich. »Bei welcher Stadt?«
    »Nicht weit von Concordy.«
    »Ach!«, stieß ich leise hervor. Denn als wir Glen Chapper nach langem Feuergefecht festnahmen, hatten wir in seiner Tasche eine Fahrkarte von Concordy nach New York gefunden, und er hatte auf alle Fragen nach dem Zweck seines Besuches in Utah nur geantwortet, er hätte sich die Gegend anschauen wollen.
    »Ja, es war notwendig, Alban so weit wie möglich von seinem Bruder zu entfernen, um ihn dem schlechten Einfluss Glens zu entziehen. Alban ist zwar ein Jahr älter als Glen, aber trotzdem beherrschte der Jüngere ihn ganz. Es war schon so weit, dass Alban an zwei oder drei Einbrüchen seines Bruders teilgenommen hatte, aber damals waren beide noch unter achtzehn Jahre alt, und sie kamen mit Jugendstrafen davon. Dann griff ich ein, und es gelang mir, Alban dazu zu bewegen, nach Utah zu gehen, während Glen meine Wünsche ignorierte. Sie wissen sicherlich, dass Glen Chapper nicht gerade eine Leuchte des Geistes war, aber Alban ist noch einfältiger. Man kann nicht gerade sagen, dass er dumm ist, aber er ist ungeheuer leicht zu beeinflussen. Ihm fehlen viele der unangenehmsten Seiten von Glen. Eigentlich ist er ein netter, harmloser Junge, der im falschen Milieu aufgewachsen ist.«
    »Sahen die Brüder sich ähnlich?«
    »Ja, sehr. Alban ist untersetzter und kräftiger, aber im Gesicht haben sie viel Ähnlichkeit miteinander. Und wissen Sie, Agent Cotton, ich halte Alban Chapper für viel mutiger als seinen Bruder, obwohl Glen gern den großen und kaltschnäuzigen Gangster spielte.«
    »Ja, das glaube ich auch«, sagte ich gedehnt.
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