Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0031 - Die Tiefsee-Monster

0031 - Die Tiefsee-Monster

Titel: 0031 - Die Tiefsee-Monster
Autoren: Michael Kubiak
Vom Netzwerk:
er noch unsicherer und verwirrter wurde.
    Nichts deutete darauf hin, daß der Tempel benutzt wurde. Alles wirkte unberührt. In makelloser Glätte reckten die schlanken Säulen sich in die Höhe und trugen das Dach dieses Unterwassertempels.
    Fresken zogen sich über die innere Seite der Dachkante – Darstellungen kriegerischer Szenen.
    Der Unglückliche lag auf einem steinernen Tisch, zu dem einige Stufen hinaufführten. Hinter dem Stein erhob sich eine Wand, die bis zum Dach reichte. Auf der Wand erkannte Dimitri eine Abbildung des Gottes der Meere.
    Das stilisierte Gesicht des Gottes trug einen erhabenen Ausdruck von Ruhe, Güte und gleichzeitig auch gnadenloser Strenge. In der Rechten hielt der Gott seinen Dreizack, der sich als Relief von der aus Steinblöcken gefügten Wand abhob.
    Unter dem Bild Poseidons ragte ein Vorsprung aus der Wand.
    Darauf bemerkte Dimitri einen goldenen Schimmer.
    Er schaute genauer hin und hielt unwillkürlich die Luft an.
    Es war der gleiche Dreizack wie auf dem Relief, nur war dieses Symbol der Macht des Meeresgottes aus purem Gold.
    Der sagenhafte Dreizack von Sunion! In alten Schriften war davon die Rede. Auf Darstellungen im Tempel von Sunion tauchte er immer wieder auf.
    Generationen von Archäologen hatten bereits danach gesucht, ihn jedoch nie gefunden.
    Dimitri wußte instinktiv, daß dies hier der gesuchte Schatz war.
    Dimitri wollte sich erheben, wollte zu diesem Dreizack hingehen, ihn nur einmal berühren, da wurde sein Blick von einer Bewegung in der graugrünen Finsternis jenseits der Säulen gefangen.
    Ihm stockte das Blut in den Adern.
    Durch das Wasser grotesk verzerrt, grinste ihn ein Totenschädel an. Auf diesem Totenschädel saß ein geflügelter Helm, der den Anblick des Schädels noch verfremdete, ihn noch schrecklicher, gefährlicher erscheinen ließ.
    Dimitri hatte sich aufgesetzt. Er zitterte an allen Gliedern.
    Der Schädel kam immer näher. Nun konnte der Taucher auch den Körper ausmachen. Als gäbe es überhaupt keinen Widerstand, bewegte er sich schnell durch das Wasser auf den Tempel zu.
    Schon hatte er den Rand der Wasserwand erreicht.
    Die Gestalt des Grauens trug einen antiken Brustpanzer, wie ihn vielleicht die Krieger zu Zeiten Alexanders des Großen getragen haben mochten. An der linken Hüfte baumelte ein langes Schwert und klirrte bei jeder Bewegung des Knochenmannes.
    Die fleischlosen Schienbeine wurden durch Beinpanzer geschützt.
    Jeder Schritt, den der Unheimliche tat, hallte weithin durch den Tempelraum. Der Takt der Schritte war für Dimitri der Rhythmus zu einem Totengesang. Einem Lied des Untergangs, das ihm gewidmet war.
    Wie fern war für ihn doch seine Welt gerückt. Längst schien er sein Dasein auf der normalen, naturstrotzenden Erde vergessen zu haben. Seine Verwandten und Freunde waren für ihn nur noch gesichtslose Schemen, die keinen realen Wert besaßen.
    Dies hier, dieser Schrecken, dieses Grauen, das war jetzt seine Wirklichkeit, der er sich nicht entziehen konnte. Dimitri Vassilikos schauderte, als er in den Augen des Totenschädels ein satanisches Glühen entdeckte. Der Mund des Schädels schien sich zu einem hämischen Grinsen zu verzerren.
    Der Federbusch auf dem geflügelten Helm zitterte leicht, als die Gestalt am Fuß der Treppe den Schritt verhielt.
    Eiskalter Schweiß rann über das von Wind und Wetter gegerbte Gesicht des Griechen, Starr hielt er seinen Blick auf den Skelettkrieger ausgerichtet. Vergessen war der Wunsch, seinem Leben ein Ende zu bereiten. Vergessen auch auf einmal die Verzweiflung über die anscheinend ausweglose Situation. Eiskalter Haß erfüllte den Taucher, ließ seinen Herzschlag beschleunigen und Tatkraft den Körper erfüllen.
    Die Starrheit wich von ihm, und er konnte sich wieder bewegen.
    Er schwang sich an der dem Schreckenskämpfer abgewandten Seite des Steinklotzes herunter und landete wie eine Katze geschmeidig auf den Treppenstufen.
    Blitzschnell tastete er mit den Augen seine Umgebung ab, ob er nicht etwas finden konnte, eine Waffe vielleicht, mit deren Hilfe er sich zur Wehr setzen konnte.
    Ein metallischer Schimmer ließ ihn stutzen. Sein Blick saugte sich förmlich an dem Schwert fest, das wie hingezaubert plötzlich auf den Stufen vor ihm lag.
    Mit einem wilden Satz erreichte er es und hob es hoch.
    Es war eine schwere Klinge. Der Griff war mit Leder umwickelt, und ein geübter Schwertkämpfer hätte sicher den überragenden Wert dieser mörderischen Waffe sofort erkannt.
    Dimitri
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher