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0031 - Die Tiefsee-Monster

0031 - Die Tiefsee-Monster

Titel: 0031 - Die Tiefsee-Monster
Autoren: Michael Kubiak
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der Abbildung des Gottes Poseidon starrte.
    Langsam sank der Taucher in die Knie.
    Hinter sich hörte er ein Rascheln, ein leises Klirren.
    Sein Geist wollte sich aufbäumen, wollte ihn hochjagen, ihn schreien lassen. Nichts regte sich. Sein Körper gehorchte ihm nicht mehr.
    Ergeben erwartete Dimitri den tödlichen Schlag, der dieses Grauen beendet, aber das Rätsel dieses Tempels nicht gelöst hätte. So würde er dann sterben, ohne zu wissen warum und wofür.
    Jeden Augenblick vermeinte er den Luftzug zu spüren, mit dem die Schwertklinge seines Bezwingers durch die Luft pfeifen mußte, um ihm das Haupt vom Rumpf zu trennen.
    Da, da war es!
    Doch ganz anders, als er erwartet hatte.
    Der kalte Stahl berührte nur seinen Nacken. Ein Feuer erfüllte plötzlich seinen Körper, wollte ihn fast verzehren und ausbrennen.
    Alles um ihn her versank in ein graues Nichts.
    Nur dieses Abbild des Meeresgottes stand vor seinen Augen. Er konnte den Blick nicht davon lösen.
    Die Augen des Reliefs wollten ihn schier durchbohren.
    Und in Dimitris Schädel erhob sich eine Stimme, die jeden Winkel seiner Persönlichkeit auszufüllen schien.
    »Sieh ihn dir gut an! Er wird im Jenseits auf dich warten! Denn du sollst ihm geopfert werden! Jahrhunderte haben wir gewartet. Nie ist es uns gelungen, das Höchste auf Erden, den Menschen, in unsere Gewalt zu bringen. Doch endlich war uns in dir das Schicksal gnädig. Wenn du geopfert wirst, werden wir die ewige Ruhe finden, nach der wir uns schon so lange sehnen! Darum hab Dank, o Poseidon, der du uns dieses herrliche Opfer geschickt hast! Wir danken dir und deiner Gnade!«
    Bevor Dimitri Vassilikos in eine unendliche Schwärze versank, blickte er noch einmal hinauf zu dem Bild.
    Ihm war, als würde das vorher noch gütige, ja, fast freundlich zu nennende Gesicht Poseidons von einem Ausdruck des Unwillens und des Zornes überschattet…
    ***
    Für einige Minuten hatte sich eine Wolke vor den Mond geschoben.
    Bill Fleming stand am Steuerrad und starrte angestrengt hinaus in die undurchdringliche Finsternis. Weit hinten konnte man so gerade noch den Lichtschimmer ausmachen, der die Stadt Sunion umschwebte.
    Zamorra stand neben Bill Fleming und betrachtete im Schein einer Taschenlampe eine Seekarte der umliegenden Gegend. Dabei machte er sich auf einem Zettel einige Notizen.
    »Paß mal auf, Bill. Ich muß sofort zurück nach Sunion. Du kannst mich ja vor der Hafenausfahrt aussteigen lassen, dann schwimme ich das Stück bis zur Kaimauer.«
    Bill Fleming tippte sich mit dem Finger an die Stirn.
    »Du bist wohl nicht ganz bei Trost. Erstens hast du ja mitbekommen, mit welchem Abschiedsschmerz die Einheimischen uns haben fahren lassen. Zweitens ist es jetzt wohl kaum die richtige Zeit, ein Bad zu nehmen. Außerdem, was willst du denn demjenigen sagen, der dich vielleicht aus dem Wasser steigen sieht? Willst du ihm vielleicht erklären, du hättest einen kleinen Abendspaziergang gemacht? Du kannst natürlich auch sagen, du hättest nur einmal deinen Goldfisch ausgeführt. Allerdings müßtest du dann auch eine Leine vorzeigen können«, versuchte Bill die ganze Angelegenheit ins Lächerliche zu ziehen. »Überdies weiß ich überhaupt nicht, was hier nun eigentlich los ist. Könntest du so gnädig sein, und einmal darüber etwas verraten?«
    Zamorra nickte. »Ich gebe zu, diese Idee mit dem Schwimmen war etwas verrückt. Doch die Angelegenheit ist von größter Wichtigkeit. Du mußt nämlich wissen, daß ich nicht ganz unvorbereitet mitgekommen bin. Ich habe mich ziemlich genau über diesen Poseidon-Tempel informiert. Du wirst mich vielleicht gleich auslachen, aber in dieser Gegend muß es etwas geben, was den Leuten, die hier leben, Angst macht und was sie als Bedrohung verstehen. Es ist da die Rede von einer Insel, die es eigentlich gar nicht geben darf, und von einem goldenen Dreizack, der aus dem Tempel von Sunion verschwunden sein soll. Diese Schrifttafeln, die man hier gefunden hat, können darüber vielleicht Aufschluß geben.«
    Bill Fleming runzelte die Stirn. »Tatsächlich, davon habe ich auch schon gehört. Und das mit den Schrifttafeln stimmt wirklich. Doch nicht nur da, sondern auch auf alten Opfergefäßen, die man ebenfalls hier gefunden hat, taucht immer wieder ein Dreizack auf. Und zwar muß es ihn im Zusammenhang mit dem Tempel wirklich gegeben haben. Zumindest im Altertum, also in der Zeit, in der der Tempel erbaut wurde und man ihn als Kultstätte für den Gott des Meeres
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