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0031 - Die Tiefsee-Monster

0031 - Die Tiefsee-Monster

Titel: 0031 - Die Tiefsee-Monster
Autoren: Michael Kubiak
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rief Zamorra.
    Und mit fieberhafter Eile kappte er die Taue, während Bill Fleming den Motor mit der Zwillingsschraube anwarf. Zamorra griff nach dem Steuerrad, wendete die Jacht und jagte dann mit voller Kraft in die Schwärze der Bucht hinaus.
    ***
    Ein dumpfer, brennender Schmerz in seinem Kopf und in seiner Lunge bewies Dimitri Vassilikos, daß er noch lebte. Er hatte die Augen fest geschlossen und mußte erst begreifen, was er empfand und was ihm grauenhafte Angst einflößte.
    War ihm in seinem letzten wachen Augenblick mit lähmender Gewißheit der personifizierte Tod entgegengetreten, so mußte er spüren, daß auf rätselhafte Weise sein Leben noch nicht beendet sein konnte. Denn sein Körper war ihm ebenso bewußt wie die kalte und rauhe Unterlage, auf der er ruhte.
    Die Kälte der Liegefläche übertrug sich auf seinen ganzen Leib und ließ ihn frösteln. Eine Gänsehaut spannte sich über seine Kopfhaut, und die Haare standen ihm zu Berge.
    Oder sollte das doch der Tod sein? Empfand man so, wenn man seine Reise ins Jenseits vollendet hatte?
    Den milchigen Schimmer, der um ihn herrsche, spürte er durch die geschlossenen Lider mehr als daß er ihn bewußt sah. Nur zögernd wagte er, die Augen zu öffnen.
    Was er erblickte – es waren Säulen eines griechischen Tempels – erschien ihm so unglaublich und doch gleichzeitig so vertraut. Irgendwie wußte er, daß er diese Umgebung schon einmal gesehen hatte. Jedoch unter ganz anderen Umständen und Bedingungen.
    Krampfhaft versuchte er sich daran zu erinnern. Aber es gelang ihm nicht. Seine Erinnerung setzte aus, als vor seinem geistigen Auge die Bilder seiner letzten Eindrücke wieder aufstiegen.
    Diese gräßlichen Gestalten, die grinsenden Totenschädel. Woher kamen diese Wesen? Wessen Wille steuerte sie? Was wollten sie von ihm?
    Ihm brach der kalte Schweiß aus, als er daran dachte, daß sie vielleicht in seiner Nähe lauerten und nur auf ein Lebenszeichen von ihm warteten. Jeden Augenblick erwartete Dimitri, daß sie erschienen.
    Angsterfüllt schaute er sich um. Sein Blick tastete sich über die Säulenreihen, die ihn umgaben. Unauslöschbar hatte sich ihm dieser letzte Eindruck vor seiner Bewußtlosigkeit eingeprägt. Ihm war, als befände er sich in einem Tempel.
    Tempel?
    Atemlos lauschte er dem Klang dieses Wortes, das schattengleich in seinen Gedanken erschienen war. Tempel – Tempel – Tempel.
    Und da durchzuckte ihn die Erkenntnis, ein Wissen, ein Bild mit fotografischer Genauigkeit.
    Der Poseidon-Tempel von Sunion! Genauso mußte er ausgesehen haben! Nur standen von diesem kolossalen Gebäude jetzt allenfalls noch ein paar Ruinen. Doch die Säulen waren die gleichen. Und auch der Tempelraum.
    Er wußte es genau. Er kannte den Tempel, das Wahrzeichen von Sunion. Er hatte es schon oft gesehen, so oft, daß er sich dort fast zu Hause fühlte. Früher hatte er einmal dort als Fremdenführer gearbeitet. Er wußte viel über diese steinernen Zeugen der klassischen Vergangenheit seines Landes. Und er kannte auch die Geschichten und Legenden, die sich um die alten Mauern woben.
    Sollte an diesen Erzählungen doch etwas Wahres dran sein?
    Der Strom seiner Gedanken wurde durch eine Bewegung gestoppt.
    Zu seiner Rechten, zwischen zwei Säulen, war etwas aufgeblitzt.
    Es dauerte einige Zeit, bis Dimitri Vassilikos erkannte, was es war.
    Ein Fisch!
    Wie konnte hier ein Fisch existieren. Dann traf es den Schwammtaucher wie ein Keulenschlag.
    Der Tempel, in dem er hier lag, befand sich auf dem Meeresgrund, tief unter der Oberfläche des Ägäischen Meeres. Nun konnte er auch verstehen, warum es um ihn her so kalt war. Und jetzt verstand er auch die tödliche Stille zu deuten, die in dem weiten Tempelraum herrschte.
    Er kam sich vor wie auf einem fernen Planeten, den noch nie eines Menschen Fuß betreten hatte. Den Astronauten auf dem Mond kann es nicht anders gegangen sein.
    Daß er hier in der Halle im Trockenen lag und das Wasser jenseits der Säulen eine richtige Wand bildete, nahm er als selbstverständlich, als gegeben, als grausames Spiel seines Schicksals, das er nun besiegelt glaubte. Von hier gab es kein Entrinnen mehr. Vielleicht wollten sich diese Monster der Tiefe an seinem Todeskampf weiden.
    Doch diese Freude wollte er ihnen nicht gönnen.
    Suchend ließ er seinen Blick schweifen. Er hielt Ausschau nach einer Waffe, mit der er seinem Leben ein vorzeitiges Ende setzen könnte. Er fand nichts, außer, daß er nun seine Umgebung betrachtete und
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