Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0030 - Hexentanz

0030 - Hexentanz

Titel: 0030 - Hexentanz
Autoren: Friedrich Tenkrat
Vom Netzwerk:
bei dir gewesen wären…«
    »Nicht auszudenken«, stieß Waldo Tarum erschrocken hervor. »Aber wieso kann ich mich nicht daran erinnern?«
    »Oxoran hat dich in Trance versetzt.«
    »Furchtbar. Und warum hat er euch nicht…«
    »Er hat sich den Schwächsten ausgesucht. Versteh das bitte nicht falsch. Ich weiß, daß du meinen Bentley die Bond Street rauf- und runtertragen könntest. Aber hier geht es nicht um körperliche Kraft, sondern um Willensstärke. Auf diesem Gebiet sind wir beide besser trainiert als du. Deshalb hat Oxoran sich dich ausgesucht.«
    Ich hatte kaum ausgesprochen, da erbebte die Erde unter unseren Füßen, und dann tönte über unseren Köpfen eine donnernde Stimme: »Die Zeit der Auferstehung ist gekommen! Bereitet euch auf Angst und Schrecken vor! Die Macht gehört wieder mir! Ich werde meine Getreuen um mich versammeln und das Werk von einst fortsetzen! Ich werde den Auftrag der Hölle in dieser Stadt ausführen – und niemand von euch schwächlichen Wichten wird mich daran hindern können!«
    »Verdammt, das wollen wir erst mal sehen!« knirschte ich.
    Oxoran stimmte ein schauriges Gelächter an, das sich mehr und mehr entfernte, bis es irgendwo verhallte.
    Der Bursche war mir zu selbstbewusst. Mein Ehrgeiz ließ das nicht zu. Ich schwor mir, nichts unversucht zu lassen, um Oxoran das Handwerk zu legen. Auf irgendeine Weise mußte das doch möglich sein.
    Aber es würde ein erbitterter Kampf werden, das war mir zu diesem Zeitpunkt schon klar.
    ***
    Wir verbrachten eine Nacht ohne Störungen. Am nächsten Morgen frühstückten wir ausgiebig. Anschließend telefonierte ich kurz mit Waldo Tarum. Ich sagte dem Inspektor, was ich brauchte. Wir verabredeten uns auf neun Uhr beim Planetarium.
    Die Zeit reichte noch, um einen Wagen zu mieten. Ich entschied mich für einen seegrünen Pontiac.
    Und Suko lieh sich eine schwere Kawasaki. Somit waren wir beide beweglich und unabhängig voneinander.
    Inspektor Tarum war pünktlich zur Stelle. Wir setzten uns in eine kleine Bar und gingen gemeinsam die Unterlagen durch, die Waldo mitgebracht hatte. Arztberichte, Daten und Fakten. Zeugenaussagen. Mutmaßungen, die als Randbemerkungen abgefasst waren.
    Auf diese Weise prägte ich mir alles Wissenswerte ein. Ich notierte mir im Geist Namen und Anschriften, und Suko arbeitete das vorliegende Material auf die gleiche Art durch.
    Wir schauten uns die Fotos der toten Mädchen an, erfuhren alles, was für uns irgendwann mal wichtig sein konnte. Nachdem wir Waldos Akten gründlich studiert hatten, ließ er sie wieder in seiner Tasche verschwinden.
    Ich hielt die Hand auf.
    Er schaute mich irritiert an.
    »Du hast etwas vergessen«, erinnerte ich ihn.
    Er schlug sich auf die Stirn. »Ach so, ja.« Er kramte in seiner Tasche herum und legte anschließend zwei Funksprechgeräte auf den Tisch. Ich nahm mir eines. Suko griff sich das zweite.
    Wir hatten vor, getrennt zu arbeiten, um schneller vorwärts zukommen. Über Funk standen wir miteinander in Verbindung.
    Waldo Tarum drehte das Rad der Zeit zurück. Er blickte starr vor sich hin, war mit seinen Gedanken wieder auf dem Friedhof.
    »Er will sein altes Treiben wiederaufnehmen«, sagte der Inspektor mit tonloser Stimme.
    Wir wußten, wen er meinte.
    »Was hatte das zu bedeuten, daß er seine Getreuen um sich versammeln wird?« wollte Waldo wissen. Er hob den Blick und schaute mich fragend an. »Hat er damit Cora Finley, Ann Rogan und Gwendy Pengger gemeint? Wie können diese Mädchen seine Getreuen sein? Sie waren grundanständig. Und sie waren so jung, daß sie noch gar nicht auf der Welt gewesen sind, als Oxoran diese Stadt zum erstenmal heimsuchte.«
    »Vielleicht können Suko und ich herausfinden, was Oxoran gemeint hat.«
    Es war halb zehn, als wir uns trennten.
    Waldo Tarum kehrte ins Präsidium zurück. Er wollte versuchen, mehr über Oxoran in Erfahrung zu bringen.
    Suko wollte Roy Pengger aufsuchen.
    Und ich hatte die Absicht, Derek Shapiro im Krankenhaus zu besuchen. Waldo hatte berichtet, daß es dem jungen Mann bereits etwas besser ging.
    ***
    Dr. Crofton Lindsay war sofort auf meiner Seite, nachdem ich mich mit meinem Sonderausweis vorgestellt hatte.
    Lindsay war ein sympathischer Mann mit einer weißen Igelfrisur. Freundlich informierte er mich.
    »Es geht Shapiro den Umständen entsprechend gut«, sagte Crofton Lindsay. »Er hat den schlimmen Schock größtenteils überwunden. Aber er wird zu einem guten Psychiater zur Nachbehandlung gehen müssen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher