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0030 - Hexentanz

0030 - Hexentanz

Titel: 0030 - Hexentanz
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Tod!
    Ich konnte mir ihre Freude nur so erklären, daß diese Mädchen damit rechneten, nach ihrem Tod weiterzuleben. Bei Oxoran. Wo immer das auch sein mochte. Vermutlich hatte er ihnen ein Weiterleben versprochen.
    Aber konnte Oxoran dieses Versprechen auch halten?
    Inspektor Tarum brachte uns zum Dominion Square, wo er in einem supermodernen Hotel gegenüber dem Hochhaus der Royal Banc of Canada zwei Zimmer für uns gebucht hatte.
    Wir trafen uns zehn Minuten nach unserer Ankunft in der Hotelbar, und dort ließ Waldo Tarum eine Bombe platzen, die mich fast vom Hocker warf.
    »Ich habe versucht, inzwischen etwas mehr über diesen geheimnisvollen Mister Oxoran herauszufinden.«
    »Und?« fragte ich gespannt.
    »Er lebt nicht mehr.«
    Ich riß die Augen auf. »Was sagst du da?«
    »Er ist damals, als er spurlos verschwand, gestorben.«
    »Ich nehme an, er wurde auch begraben«, sagte ich schnell.
    »Natürlich.«
    »Wo?« wollte ich wissen.
    »Auf einem kleinen Friedhof nahe dem Lafontaine-Park.«
    »Fahr uns hin«, verlangte ich von Waldo und verließ die Bar als erster.
    Die Dämmerung setzte ein, als wir den kleinen Friedhof erreichten. Ich hatte meinen Einsatzkoffer bei mir. Für alle Fälle. Man konnte nie wissen. Außerdem wollte ich am Grab des geheimnisvollen Mister Oxoran ein paar Tests machen…
    Schwere graue Wolken glitten lautlos über den zunehmend dunkler werdenden Himmel. Mond und Sterne waren mal zu sehen, dann waren sie wieder weg, gaben immer nur ein kurzes Gastspiel.
    Hinter der Friedhofsmauer ragten verwilderte Fliederbüsche auf. Ihre Zweige zitterten. Die Blätter rauschten gespenstisch im Wind, der hin und wieder mit seinen Luftfingern in sie hineingriff.
    Wir hatten den Friedhof durch einen schmalen Eingang betreten. Die meisten Gräber waren verwahrlost. Grabkreuze lagen auf dem Boden. Grabsteine waren umgefallen. Keiner kümmerte sich darum.
    »Ich habe mich erkundigt«, sagte Waldo Tarum. »Der Friedhof wird seit fast zwanzig Jahren nicht mehr belegt und soll demnächst eingeebnet werden. Ein Bürohochhaus soll hier entstehen.«
    »Vielleicht gefällt das Mister Oxoran nicht«, meinte Suko.
    Inspektor Tarum führte uns zu Oxorans Grab.
    »Warst du schon mal hier?« fragte ich ihn.
    »Ja«, antwortete Waldo. »Vor zwei Stunden.«
    Wir stiefelten durch hohes Unkraut. Ungefähr in der Mitte des Friedhofs befand sich Oxorans Grab. Der Hügel war eingesunken und verwildert. Der Grabstein war mit Moos bewachsen. Die Schrift konnte man kaum noch lesen.
    Suko bückte sich und versuchte, den Stein zu reinigen.
    HIER RUHT OXORAN – mehr konnten wir nicht entziffern. Der Stein war seltsam verziert. Ornamente rahmten die Schrift ein. Vielleicht waren es magische Zeichen.
    Es war nicht deutlich genug zu erkennen.
    Der Wind, der über die Gräber strich, wurde heftiger. Es schien, als wollte er uns fortjagen, weil wir den Frieden der Toten störten. Was würde er erst tun, wenn hier mit Baggerschaufeln herumgewühlt wurde?
    In der Krone einer altehrwürdigen Trauerweide knisterte und knackte es. Die morschen Äste bewegten sich knarrend hin und her. Die Szene war nichts für schreckhafte Gemüter.
    Suko schaute sich aufmerksam um.
    »Ist was?« fragte ich ihn.
    »Ich weiß nicht, mir kommt es so vor, als würden wir beobachtet.«
    »Das Gefühl hatte ich bei meinem ersten Besuch ebenfalls«, sagte Waldo Tarum.
    »Ob das Oxoran ist?« fragte Suko.
    Ich hob die Schultern und stellte meinen Spezialkoffer neben dem Grab ab.
    »Seht mal!« rief plötzlich Waldo. Er wies auf die Friedhofsmauer, über die etwas Glühendes hüpfte. Es war länglich und hatte ungefähr die Größe einer Ratte. Und es fegte mit einer unglaublichen Schnelligkeit die Mauerkrone entlang.
    »Was ist das?« fragte Suko.
    »Anscheinend will uns jemand zeigen, was er alles kann!« gab ich leise zurück, während meine Augen den Weg der glühenden Erscheinung verfolgten.
    Das Licht verschwand so plötzlich, wie es aufgetaucht war. Waldo Tarum stieß neben mir geräuschvoll die Luft aus. »Unheimlich«, murmelte er. »Ich bin kein schreckhafter Typ. Wenn es gilt, eine Gangsterbande zu zerschlagen, findest du mich in vorderster Front. Aber gegen solche Erscheinungen fühle ich mich machtlos. Ich weiß nicht, wie ich gegen sie vorgehen soll. Ich habe keine Ahnung, wie ich mich gegen sie verteidigen soll, falls sie mich attackieren.«
    Ich legte meinem Kollegen die Hand auf die Schulter und sagte: »Du kannst dich ruhig im Hintergrund
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