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0030 - Hexentanz

0030 - Hexentanz

Titel: 0030 - Hexentanz
Autoren: Friedrich Tenkrat
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hundertprozentig verlassen.
    Er hörte sich die Geschichte von Cora Finley und Derek Shapiro schweigend an.
    Als ich geendet hatte, meinte er: »Ich habe das Gefühl, dieser Oxoran wird uns noch einige Probleme zu lösen geben. Was meinst du, John?«
    »Sieht so aus, als ob der Kerl Cora Finley in den Tod gelockt hätte. Sie war offenbar ganz versessen darauf, das Zeitliche zu segnen.«
    Suko rieb sich das Kinn. »Wenn Derek Shapiro auf den Gurt verzichtet hätte wie das Mädchen, hätte Waldo Tarum nie erfahren, wie es zu diesem Unfall gekommen ist.«
    »Hoffentlich geht es Shapiro bereits besser, wenn wir in Montreal eintreffen«, sagte ich.
    »Glaubst du, er kann uns noch mehr erzählen?«
    »Möglich war’s. Aber erst, wenn er den Schock überwunden hat.«
    Wir erreichten den Flugplatz. Ich gab unser Gepäck auf. Dann verkürzten wir uns die Wartezeit bis zum Abflug im Restaurant. Ich mit Ingwerbier. Suko mit Orangensaft.
    Wir sprachen es nicht aus, aber wir befürchteten beide, daß dies nicht die einzige Schandtat von Oxoran bleiben würde…
    ***
    Der Mann hetzte mit schweißnassem Gesicht um die Ecke. Er war klein, etwa fünfzig Jahre alt. Das strähnige Haar klebte auf seiner zerfurchten Stirn. Panik glitzerte in seinen Augen. Sein Hemdkragen war aufgerissen. Er bekam trotzdem nicht genügend Luft. Sein Atem rasselte.
    So schnell er konnte, lief er die Stufen zum Polizeirevier hinauf.
    Er stieß die Tür keuchend auf und stürmte bis zu dem Pult vor, hinter dem ein junger Beamter saß. Der Polizist schaute ungehalten von seiner Zeitung auf. Es war Mittag. Der Geruch gerösteter Zwiebel erfüllte den Raum.
    »Kommen!« stammelte der verstörte Mann. »Sie müssen schnell kommen!«
    »Was ist passiert?« fragte der Beamte.
    »Meine Tochter. Gwendy!… Sie müssen sofort kommen, sonst… Mein Gott, nun machen Sie schon! Sie tut sich etwas an, sag’ ich Ihnen. Wenn Sie sich nicht beeilen, sind Sie an ihrem Tod schuld…«
    Der Beamte erkannte, daß jetzt nicht die richtige Zeit war, viele Fragen zu stellen. Er handelte sofort und griff nach dem Telefonhörer: »Hyram, würdest du bitte mal kommen? Und bring Albert mit. Danke.«
    »Ich heiße Pengger«, sagte der Mann vor dem Pult. »Roy Pengger. Ich wohne nicht weit von hier… Gwendy war gerade dabei, mir was zu kochen… Plötzlich ließ sie alles liegen und stehen… Sie war auf einmal so… so verändert. Ganz anders war sie. Ein fremdes Mädchen! Ich erkannte sie nicht wieder. Ich sagte, sie solle weitermachen, aber sie wollte nicht. Sie hörte nicht auf mich. Sie griff nach dem Küchenmesser und wollte es sich ins Herz stoßen. Sie können sich meinen Schrecken nicht vorstellen. Ich habe keine Frau mehr, verstehen Sie? Vor drei Jahren ist sie gestorben. Ganz plötzlich. Und heute wollte sich meine Tochter vor meinen Augen das Leben nehmen… Es ist… es ist entsetzlich.«
    »Ich nehme an, Sie konnten Ihre Tochter daran hindern, sich mit dem Messer…«
    »Ja. Ja, ich stürzte mich auf sie und riß ihr das Messer aus der Hand. Aber Gwendy schlug, biss und trat mich. Sie sagte, ich dürfte sie nicht davon abhalten zu gehen. ‘Gehen?’ fragte sie ich. ‘Wohin denn gehen?’ Darauf sie: ‘Zu Oxoran.’ Ich kenne diesen Kerl nicht. Und ich weiß auch nicht, wie sich Gwendy das vorgestellt hat, zu ihm zu gehen – wenn sie sich doch umbringen wollte…«
    »Wo befindet sich Ihre Tochter jetzt?« erkundigte sich der Polizeibeamte.
    Zwei weitere Uniformierte betraten den Raum.
    »Gwendy hat sich in der Garage eingeschlossen«, stieß Roy Pengger aufgeregt hervor. »Sie ist mit nichts zu bewegen zu öffnen. Sie müssen mir helfen, sonst tut sich das Kind dort drinnen noch was an…«
    Der Wachtmeister informierte seine Kollegen im Telegrammstil.
    Dann verließen die Uniformierten mit Pengger das Revier. Sie rannten. Ihnen voran Roy Pengger.
    Seine Sorge um Gwendy beflügelte ihn.
    Das Haus, in dem er mit seiner Tochter wohnte, war klein und nicht besonders schön. Der Putz war abgebröckelt, die Fensterrahmen morsch.
    Doch für die Renovierung fehlte Pengger das Geld. Er rannte zur Garage, die an das Haus angebaut war, und trommelte mit seinen kleinen Fäusten gegen das graue Tor. Drinnen hallten die Schläge wider.
    »Gwendy!« schrie Pengger außer sich vor Sorge. »Gwendy, bitte komm heraus!«
    »Gibt es einen zweiten Eingang in der Garage?« erkundigte sich einer der beiden Polizisten.
    »Nein, es gibt nur dieses Tor«, sagte Pengger heiser. »Ich bitte
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