Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0030 - Der Höllenlord

0030 - Der Höllenlord

Titel: 0030 - Der Höllenlord
Autoren: Franc Helgath
Vom Netzwerk:
sie stammten.
    Von da ab bis zu dem Entschluß, dem neuen sechsten Sinn als Wissenschaftler und Chirurg auf den Grund zu gehen, war es nur ein kleiner Schritt gewesen.
    Er nahm fest an, daß durch den Unfall eine körperliche Veränderung in seinem Gehirn stattgefunden hatte. Und um die Art dieser Veränderung zu finden, hatte er seine Experimente begonnen. Und es waren nicht nur zwölf Opfer, die auf seinem Operationstisch gelegen hatten. Es waren viel viel mehr gewesen. Menschen konnte man nicht züchten wie Rhesusaffen, mit deren ärmlichen Gehirnen sich andere Wissenschaftler beschäftigten. Und er hatte viele Menschen gebraucht.
    Dank seiner hypnotischen Kräfte hatte er manchen Steuermann veranlaßt, sein Schiff gegen die tückischen Klippen zu setzen, wo Bonzo die Leute nur mehr einzusammeln brauchte.
    Und er hatte ihnen die Schädel aufgemeißelt, hatte nachgesehen und das Skalpell virtuos gehandhabt, hatte einzelne Gehirnpartien ganz lahmgelegt und neue Nervenverbindungen künstlich geschaffen.
    Lord Cordow hatte Monster erschaffen. Geschöpfe, die in den untersten Gewölben vegetierten und von den Abfällen lebten.
    Manchmal waren Operationen auch erfolgreich verlaufen. So wie bei Morris Bramberry beispielsweise, dem buckligen Wirt von White Woman’s Inn, dem er nur die Kopfplatzwunde wieder zuzunähen hätte brauchen, doch dem er den Schädel geöffnet hatte, um im Willenszentrum eine Platinsonde einzupflanzen, mit deren Hilfe er den Wirt jederzeit zu einer willenlosen Mordmaschine machen konnte.
    Oder auch bei Bonzo, der noch vor drei Jahren ein Schiffsjunge war, bevor er durch das Einspritzen des Hypophysensekrets eines anderen Opfers zu einem willfährigen Monster geworden war, das Lord Cordow auch die Hand abgeleckt hätte.
    »Du hast gerufen, Lord.«
    Lord Cordow ruckte aus seinen Gedanken hoch, die ihn für kurze Zeit in die Vergangenheit entrückt hatten. Bonzo war unbemerkt eingetreten.
    »Bringe diese Frau hinunter in den Operationssaal und schnalle sie schon mal fest.«
    »Da liegt schon eine«, krächzte Bonzo.
    »Wirf sie weg«, befahl Cordow. »Ich hätte mit diesem Mädchen nicht so lange warten sollen. Es ist schon zu geschwächt. Es würde eine Operation nicht mehr überleben.«
    »Ja, Lord«, nickte das Monster.
    Bonzo nahm die Französin behutsam auf seine starken Arme und trug sie aus dem Zimmer.
    »Wenn du fertig bist«, rief Cordow nach, »dann beziehst du wieder Posten unter dem Sarkophag. Wenn Professor Zamorra kommt, dann zerbrich ihm meinetwegen sämtliche Knochen, aber zerstöre nicht seinen Kopf.«
    »Ja, Lord.« Bonzo blieb im Türrahmen stehen. Er hatte noch etwas, was sein dumpfes Gehirn belastete, aber er wagte es nicht, seinen Herrn zu fragen.
    »Was gibt es noch, Bonzo?« fragte Cordow.
    »Bonzo hat zwei Männer gesehen. Was soll ich tun, wenn auch der andere kommt?«
    »Den kannst du meinetwegen gegen die Wand werfen.«
    Jetzt war der Riese zufrieden. Mit tappsenden Schritten verließ er den Raum, die schlafende Nicole auf seinen überstarken Armen.
    Bonzo hatte Fäuste, die mit einem einzigen Schlag einen Granitblock zu Staub zermalmen konnten.
    »Nicole!«
    Professor Zamorra hämmerte vergeblich mit seinan Fäusten gegen die Tür.
    »So weckt man Tote auf«, versuchte Bill einen mageren Scherz. Sie hatten sich entschlossen, zuerst an Nicoles Tür zu klopfen, weil sie nun einmal eine Frau war, und Frauen erfahrungsgemäß ein wenig länger brauchen, bevor sie bereit sind, auszugehen. Und wenn es mitten in der Nacht ist. Der Wirt würde schneller aus dem Bett kommen.
    Er war noch schneller, als sie erwartet hatten.
    Morrys Bramberry bewohnte ein Zimmer im selben Flur. Er hatte ein langes Nachthemd an und war barfuß.
    »Was ist passiert?« fragte er verschlafen.
    »Hat Miß Duval Sie noch einmal geweckt?« fragte Professor Zamorra. »Hat sie irgendein Lebenszeichen von sich gegeben? Ich meine, haben Sie sie heute abend noch einmal gesehen?«
    Der Wirt glotzte die beiden Männer verständnislos an.
    »Ob ich Miß Duval heute noch einmal gesehen habe?«
    »Ach was«, sagte Bill, drängte Zamorra beiseite und rannte gegen die Tür zu Nicoles Zimmer an. Seine Schultern brachen durch das dünne Holz. Bill fiel samt der Füllung über die Schwelle. Zamorra stürmte nach und ließ den verdatterten Wirt stehen.
    Zamorra brauchte nicht erst Licht zu machen. Er sah das zerwühlte und verlassene Bett im Mondschein liegen. Das Laken leuchtete gespenstisch weiß, und die Vorhängt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher