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003 - Im Kabinett des Grauens

003 - Im Kabinett des Grauens

Titel: 003 - Im Kabinett des Grauens
Autoren: Larry Brent
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und Dolche in dem Kabinett
gab, die man ebenfalls zu Geld machen konnte ...
    Tom
warf einen Blick auf das Leuchtzifferblatt seiner Uhr. Dieses kostbare Stück
passte nicht zu ihm. Es war wenige Minuten vor siebzehn Uhr. Flemmings Kabinett
war bis um neunzehn Uhr geöffnet.
    Der
kühle Wind strich über sein Gesicht, und der Nieselregen durchnässte seine Haut
und seine Kleidung. Tom ging auf der linken Straßenseite. Die Scheinwerfer
eines Wagens tauchten vor ihm auf. Ein dunkler Morris zog an ihm vorbei.
Scheinbar handelte es sich bei den Insassen um späte Besucher des Kabinetts,
das Touristen aus allen Teilen des Landes anzog.
    Noch
zehn Schritte, dann sah Tom hinter den flachen Nebelschleiern und den kahlen
Stämmen der Alleepappeln die schemenhaften Umrisse eines Gebäudes, an dem ein
einziges, dunkelblaues Licht brannte, das den Eingang und die großen, aus
Holzbuchstaben bestehende Beschriftung beleuchtete.
     
    MR. FLEMMINGS
     
    Wachsfigurenkabinett
     
    Tom
sprang über die Straße. Der Regen war heftiger geworden. Tom war bis auf die
Haut durchnässt. Er fror, musste niesen. Zitternd kam er unter dem Dachvorhang
zu stehen, der zu beiden Seiten von zwei handgeschnitzten Säulen abgestützt
wurde.
    Das
einsame Haus lag etwas von der Straße zurück. Es war ein sehr altes Gebäude,
das einst als Herberge gedient hatte. Es war direkt an den Berg angebaut,
bestand praktisch aus zwei Teilen. Der vordere Bau war flach und schmiegte sich
an den Berg an. Hinter diesem Vorbau folgte eine kleine Anhöhe, darauf stand
ein ovalförmiges Häuschen, das über eine Reihe von schmalen Sandsteinstufen zu
erreichen war. Hinter den vorgezogenen Vorhängen erkannte Tom einen schwachen
Lichtschein. In diesem teehausähnlichen Anbau mit dem spitzen Dach, auf dem
zwei dunkle Dachgauben saßen, wohnte der Besitzer des Kabinetts, Mr. Flemming.
    Mit
einem raschen Rundblick überzeugte sich Tom davon, dass offensichtlich nur noch
sehr wenige Besucher im Kabinett waren. Auf dem Parkplatz standen drei Autos
und ein Motorrad.
    Tom
betrat die Vorhalle. Er atmete unmerklich auf, als er die Wärme spürte, die im
Innern des Hauses herrschte. Zahlreiche Bilder und großformatige Plakate
zierten die Wände. Auf alt zurechtgemachte Schriftrollen machten den Besucher
darauf aufmerksam, in welchem Haus er sich befand. Es wurde etwas über die
Geschichte des Hauses erzählt, und Tom las flüchtig irgendetwas von einem
Herzog, dem es einst als Jagdhaus gedient hatte. Später wurde es zu einer
Weinkellerei, dann zu einem Gasthaus, und seit etwa zehn Jahren diente es Mr.
Flemming als Wachsfigurenkabinett.
    Tom
Riggins ging zu dem Mann an der Kasse. Sie bestand aus einem alten, klapprigen
Holztisch. Dahinter saß ein älterer Mann und blätterte in einer Zeitung.
    Als
Tom das Eintrittsgeld auf den Tisch legte, sah der Alte auf. »Einmal?« fragte
er überflüssigerweise, während er schon mechanisch die Eintrittskarte vom Block
löste und über den Tisch schob.
    Tom
nickte. »Einmal, wie Sie sehen. Meine Frau wollte nicht mitkommen«, fügte er
noch hinzu. »Sie meint, dass ihr die Atmosphäre im Kabinett nicht bekommen
würde. Sicher hätte sie in der Nacht dann einen Alptraum.«
    Der
Alte kicherte leise vor sich hin. »Ja, ja«, murmelte er dann, während er schon
wieder nach seiner Zeitung griff. »Für schwache Nerven ist das hier nichts.«
    »Es
scheint nicht mehr viel los zu sein.« Tom warf einen Blick auf die breite,
dunkelbraune Holztür, die zum Kabinett führte.
    »Nein,
nein, es ist nicht mehr viel los«, murmelte der Alte in seinen Bart.
»Vielleicht noch sechs oder acht Besucher, mehr sind es nicht. Um diese
Jahreszeit gehen die Geschäfte schlecht, Mister. Im Sommer drängen sich die
Touristen und die Fremden in den Gewölben. Aber im Herbst ...«, er zuckte die
Achseln und blätterte, während er sprach, in seiner Zeitung. »Im Herbst verirrt
sich selten jemand hierher. Aber Sie sollten sich beeilen, Mister. In anderthalb
Stunden wird das Kabinett geschlossen. Die Zeit ist verdammt knapp, um alles zu
sehen.«
    »Ich
weiß«, entgegnete Tom, während er interessiert die Ansichtskarten betrachtete,
die auf dem Tisch des Alten ausgebreitet lagen und den Besucher zum Kauf
verlocken sollten. »Ich habe aber aus gutem Grund so lange gewartet. Ich hätte
schon am frühen Morgen herkommen können, aber dann habe ich es mir doch anders
überlegt. Ich finde, der Eindruck ist stärker, wenn man so ziemlich allein im
Kabinett ist.«
    »Ja,
ja,
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