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0029 - Das Ungeheuer aus dem Eis

0029 - Das Ungeheuer aus dem Eis

Titel: 0029 - Das Ungeheuer aus dem Eis
Autoren: A.F. Morland
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eingenäht. Tamarr kann unmöglich kalt sein«, sagte Bill.
    »Er friert mit den Augen, wenn ich so sagen darf. Er sieht die Kälte und empfindet sie von innen heraus, verstehen Sie?«
    »Das ist doch nicht normal!« meinte Steinunn Snorre kopfschüttelnd.
    »Ist es auch nicht. Aber man kann deshalb noch nicht behaupten, daß er verrückt ist«, sagte der Arzt.
    »Und diese Angst?« fragte Snorre hastig. »Wie erklären Sie sich seine Angst?«
    »Er weiß von der Sage, die man sich über dieses Land erzählt«, meinte Dr. Goss. »Kann sein, daß er davor Angst hat.«
    »Ein ehemaliger Boxer?« fragte der Norweger ungläubig. »Das ist mir unverständlich.«
    »Wenn Sie wollen, kann ich ihm einige Beruhigungstabletten geben«, bot Richard Goss dem Norweger an.
    »Das schluckt er Ihnen nie!« sagte Steinunn Snorre kopfschüttelnd.
    »Wir könnten die Pillen zerstampfen und sie ihm ins Essen geben«, sagte Bill Fleming.
    »Warten wir damit noch bis heute abend«, erwiderte Snorre. »Vielleicht bessert sich sein Zustand wieder. Gott gebe es. Es drückt verdammt auf meine Nerven, zu wissen, einen Kranken mit mir herumzuschleppen.«
    »Er ist organisch vollkommen gesund«, sagte Dr. Goss.
    »Organisch schon. Aber im Kopf, da ist er krank. Und das kann für uns alle unter Umständen gefährlicher werden, als wenn er bloß ein organisches Leiden hätte.«
    ***
    Sicherheitshalber nahmen sie ihm das Gewehr weg. Er merkte es nicht sofort, trottete neben dem Hundeschlitten her, glotzte hin und wieder in die Gegend, war aber ruhig.
    Die fast horizontalen Sonnenstrahlen entfalteten eine blendendweiße Pracht, die den Augen der Männer jedoch wehtat.
    Sie setzten ihre Schneebrillen auf. Alle bis auf Carter Tamarr. Bill Fleming machte ihn darauf aufmerksam, daß seine Augen einen schweren Schaden davontragen könnten, wenn er die Brille nicht aufsetzte. Da schleuderte Tamarr die Brille zornig fort und stieß wüste Verwünschungen aus.
    Im selben Moment schien er etwas zu hören.
    Einen Ruf. Einen Laut, den aber nur er und sonst niemand vernehmen konnte.
    Er erstarrte.
    Todesangst verzerrte sofort wieder sein Gesicht. Er wollte nach seinem Gewehr greifen, aber es lag nicht mehr auf dem Schlitten.
    »Mein Gewehr!« brüllte er entsetzt. Snorre hielt die Hunde an.
    »Wo ist mein Gewehr?« schrie Tamarr wütend. »Wer hat mein Gewehr gestohlen? Gebt mir mein Gewehr sofort wieder! Ich brauche es. Ich muß mich verteidigen! Es kommt! Es greift uns an. Wir müssen darauf schießen! Schießt doch! Warum schießt ihr denn nicht! Es kommt! Hört ihr es nicht? Es kommt, um uns zu vernichten!«
    Auf Tamarrs Lippen schimmerte weißer Schaum.
    Seine Augen hatten einen irren Ausdruck angenommen.
    Die Männer blickten sich erschüttert an. Rings um sie war eine Stille, die durch kein Geräusch gestört wurde.
    Es war nichts zu sehen und nichts zu hören.
    Es war unverständlich, weshalb sich Tamarr dermaßen aufregte.
    »Jetzt dreht er vollends durch!« stöhnte Steinunn Snorre sorgenvoll.
    »Carter!« sagte Bill Fleming eindringlich. »Carter! Sie brauchen keine Angst zu haben. Wir sind bei Ihnen…«
    Tamarr stieß ein schauriges Gelächter aus.
    »Sie armer Irrer!« brüllte er. »Denken Sie, Sie können mich beschützen, Bill? Denken Sie das wirklich? Ist das Ihr Ernst? Sie wollen mich beschützen? Mann, Sie sind verrückt! Sie wissen nicht, was da auf uns zukommt. Ich kann es fühlen. Ich bin anscheinend der einzige, der es fühlt.«
    Snorre stapfte zu Dr. Goss. »Was machen wir bloß mit ihm?«
    Bill Fleming redete beschwichtigend auf den Tobenden ein. Als er zufällig dessen Arm berührte, kreischte Tamarr wütend auf.
    »Fassen Sie mich nicht an, Bill! Verdammt, wenn Sie mich noch mal anfassen, drehe ich Ihnen den Hals um.«
    »Ich will Ihnen doch nichts tun!« erwiderte Bill.
    »Ich habe Sie durchschaut«, knurrte Carter Tamarr feindselig. Sein glänzender Blick streifte auch die anderen. »Ich habe euch alle durchschaut. Ihr seid Schweine. Jawohl! Schweine seid ihr. Denkt ihr, ich weiß nicht, was ihr vorhabt? Ich weiß es ganz genau! Ihr habt mir mein Gewehr weggenommen, damit ich mich nicht wehren kann!«
    »Carter…«
    »Halten Sie’s Maul, Bill! Sie sind ein hinterhältiger Pharisäer. Aber ich weiß, was gespielt wird. Ich weiß, daß ihr alle gegen mich seid. Ihr habt genauso Schiß wie ich vor dem Sterben. Aber ihr gebt es nicht zu. Ihr denkt, wenn ihr ein Opfer bringt, kommt ihr ungeschoren davon. Ein Menschenopfer wollt ihr
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