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0029 - Das Ungeheuer aus dem Eis

0029 - Das Ungeheuer aus dem Eis

Titel: 0029 - Das Ungeheuer aus dem Eis
Autoren: A.F. Morland
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treibt. Zusammen mit einer Hexe namens Banrass. Zamorra hätte es mir nie verziehen, wenn ich ihm nichts geschrieben hätte.«
    »Haben Sie seine definitive Zusage, daß er kommt?« fragte Snorre.
    »Nein, Steinunn. Die habe ich nicht. Aber Sie können hundertprozentig mit ihm rechnen. So ein Abenteuer läßt sich mein Freund nicht entgehen.«
    ***
    Wildes, wütendes Heulen weckte die Männer in dieser Nacht.
    Bill Fleming schnellte aus seinem Schlafsack. Er griff sofort nach seinem Gewehr.
    »Wölfe!« schrie Steinunn Snorre gereizt.
    Er stürmte mit Fleming aus dem Zelt. Sie sahen sie sofort. Soeben hatten sie versucht, die Schlittenhunde anzugreifen.
    Bill Fleming wußte, daß sich die Polarwölfe den Schlittenhunden gegenüber einer abscheulichen Angriffsweise bedienten.
    Durch plötzliche Überrumpelung, mitunter durch einen gemeinen Biß in den Kopf, suchten sie die Hunde umzuwerfen und trachteten dann, ihr Opfer durch einen blitzschnellen Biß in den Hoden kampfunfähig zu machen.
    Dem erbärmlich heulenden Opfer rissen sie dann die Bauchdecke auf, um das Gescheide zu verschlingen.
    Kein Wunder daher, daß selbst Schlittenhunde, die an Größe und Stärke den Wölfen keineswegs unterlegen wären, es stets vorzogen, diesen schrecklichen, gewandten Räubern aus dem Weg zu gehen.
    »Da!« brüllte Steinunn Snorre aufgeregt. »Da! Da! Da!«
    Er zeigte auf die geduckten Schatten. Sie waren von einem ganzen Wolfsrudel umringt.
    Nun waren auch die anderen Expeditionsteilnehmer aus dem Zelt gekrochen.
    Sie eröffneten sofort das Feuer.
    Sie ballerten aus allen Rohren auf die knurrenden Bestien.
    Die Schlittenhunde preßten sich mit gesträubtem Fell in den Schnee.
    Die Kugeln der Männer streckten fünf kräftige Wölfe nieder.
    Sofort fiel das Rudel über die verendeten Tiere her. Knurrend zerfleischten die hungrigen Wölfe ihre Artgenossen und schleppten sie, eine breite Blutspur zurücklassend, vom Lager fort.
    Bill Fleming setzte keuchend die Flinte ab.
    Er schaute Snorre an.
    »Was meinen Sie, Steinunn. Ob die noch mal wiederkommen?«
    Der Norweger schüttelte den Kopf.
    »Als sie hierherkamen, hatten sie Hunger. Den werden sie nun stillen. Sie werden uns in Ruhe lassen.«
    »Ihr Wort in Gottes Ohr!« seufzte Bill Fleming. Die anderen nickten mit vor Erregung bleichen Gesichtern.
    Snorre schaute nach den Hunden.
    Keiner von ihnen war verletzt.
    »Das ist noch mal gut ausgegangen«, sagte der Norweger und kroch mit den anderen wieder in das Zelt.
    ***
    Doch in dieser Nacht konnten die Männer lange Zeit nicht einschlafen.
    Aus der Ferne schwebte ein grauenvolles, klagendes Geheul über die weite weiße Decke der Landschaft.
    »Hören Sie das, Steinunn?« fragte Bill Fleming in die Dunkelheit hinein.
    »Wir hören es alle«, sagte der Mann, der neben Fleming lag.
    »Was ist das?« fragte der dritte.
    Dann sagte jemand: »Das ist der Wolf. Er beklagt seine Niederlage.«
    Doch Steinunn Snorre schüttelte grimmig den Kopf.
    »So grauenvoll kann kein Wolf heulen!« sagte er heiser.
    »Sie haben recht, Steinunn«, sagte der Mann neben Bill. »Es hört sich schauderhaft an.«
    »Was kann es sein?« fragte Bill Fleming.
    Snorre hob die Schultern.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. Aber Bill Fleming wußte, daß der Norweger log.
    Das ist Banrass! dachte Bill. Das ist die Hexe Banrass. Nur sie kann so fürchterlich heulen. Nur sie. Sonst niemand.
    Bill schauderte. Er hatte nicht gedacht, daß sie ihr schon so nahe gekommen waren.
    ***
    Am nächsten Morgen schneite es.
    Kein Lüftchen regte sich. Jene tiefe Grabesstille umgab die Männer, die in der klaren Luft des Nordens auch das geringste Geräusch wie aus unmittelbarer Nähe an das Ohr des Lauschenden bringt.
    Über eine Schneewehe huschte plötzlich ein kurzer Schatten, wurde schnell länger, wuchs ins Riesenhafte, verschwand sofort wieder.
    »Da war etwas!« rief Carter Tamarr aufgeregt. Er wies auf die Stelle, wo er die Wahrnehmung gemacht hatte. Tamarr war ein Koloß von einem Mann. Er hatte bis zu seinem siebenundzwanzigsten Lebensjahr in Boston mit gutem Erfolg geboxt. Jetzt war er dreißig, hatte ein eingeschlagenes Nasenbein und genügend Geld auf der Bank, um sich die Teilnahme an dieser Expedition, die jeder selbst mit finanzieren mußte, leisten zu können.
    »He!« schrie er den anderen wütend zu. »Hört ihr nicht? Da war eben etwas!«
    Die Männer brachen ihre Arbeit ab.
    »Was war?« fragte Steinunn Snorre. Sein Englisch war besser als das Norwegisch von
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