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0029 - Das Ungeheuer aus dem Eis

0029 - Das Ungeheuer aus dem Eis

Titel: 0029 - Das Ungeheuer aus dem Eis
Autoren: A.F. Morland
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er den angewehten Schneeberg. Er sank bis zu den Hüften ein. Der Schnee machte ihm jeden Schritt ungemein schwer. Doch Clay Brown gab nicht auf. Er kämpfte gegen das eiskalte Weiß, das seine Beine umschloß, ihn zurückhalten wollte, ihn vor seinem Ende zu bewahren versuchte.
    Brown rackerte sich verbissen vorwärts. Immer mehr Schweiß brach aus seinen Poren. Er spürte aber die Kälte nicht mehr. Im Gegenteil. Ihm war entsetzlich heiß. Er konnte den dicken Pelz kaum noch auf dem erhitzten Körper vertragen. Wild riß er die Verschlüsse auf. Der bitterkalte Polarwind pfiff ihm bis auf die Haut. Doch Clay Brown schwitzte immer noch und immer mehr.
    Endlich hatte er wieder festgefrorenen Boden unter den Füßen.
    Er schnaufte. Seine fieberglänzenden Augen suchten die schwarze Nacht nach der unheimlichen Erscheinung ab.
    Der silberne Schimmer hatte sich verstärkt. Brown wähnte sich der Erscheinung ganz nahe. Sein Herz klopfte wie verrückt gegen seine Rippen.
    Ich habe es gleich geschafft, dachte er, und er wunderte sich darüber, daß er sich freute.
    Ein neuerliches Stampfen ließ ihn mit einem heiseren Schrei herumfahren.
    Da war es!
    Browns Augen weiteten sich in namenlosem Erstaunen. Er hatte kaum Angst.
    Was er sah, raubte ihm beinahe den Verstand.
    Vor ihm, in einer Entfernung von fünf Metern, stand ein silbernes Etwas.
    Ein Tier.
    Es stampfte und schnaubte. Aus seinen Nüstern zischten flammende Wolken.
    Es hatte kurze, kräftige Beine. Das Fell war lang und zottelig wie das eines Eisbären. Wahnsinnig böse Augen glotzten Brown haßerfüllt an.
    Der Mann fühlte, daß ihm diese Erscheinung ihren Willen aufzwang.
    Er wehrte sich verzweifelt dagegen, preßte die Lider fest zusammen, doch als er die Augen wieder öffnete, war das Tier immer noch da.
    Sein Fell schien aus puren Silberfäden zu bestehen. Dieses Fell gab das Licht ab, das Brown entdeckt hatte. Seit ihm das Tier gegenübergetreten war, war die Nacht auf unerklärliche Weise hell und unnatürlich kontrastreich geworden.
    Clay Brown war in der Lage, jedes erschreckende Detail genau zu erkennen.
    Eine gallbittere Angst schnürte ihm plötzlich die Kehle zu.
    Du bist verloren!, hämmerte es in seinem erhitzten Kopf. Du bist verloren!
    Fassungslos glotzte er das gespenstische Tier an. Es war ein Fabelwesen. Es hätte nicht wirklich existieren dürfen. Es gehörte in das Reich der Phantasie.
    Und doch stand es kraftstrotzend vor ihm, hatte den Kopf gesenkt, und das mächtige, lange, gefährliche Horn, das aus seiner silbernen Stirn wuchs, genau auf seine Brust gerichtet.
    Brown stand einem silbernen Einhorn gegenüber.
    »Es gibt es also doch!« brüllte der entsetzte Mann in den jammernden Wind hinein. »Dich gibt es!« schrie er das Einhorn in panischer Furcht an. »Es gibt dich! Du bist keine Sage! Der silberne Dämon existiert!«
    ***
    Rick Bradley stieß sich den Kopf am Feldbett. Davon wachte er auf.
    Es fiel ihm auf, daß Clay Brown nicht neben ihm lag.
    Er setzte sich benommen hin, versuchte mit den Augen das im Zelt herrschende Dunkel zu durchdringen und rief Browns Vornamen. Davon erwachten die anderen.
    »Was ist denn?« knurrte Hunt Chambers, der neben Bradley lag.
    »Clay ist verschwunden!« sagte Bradley besorgt.
    »Was heißt – verschwunden?«
    »Er ist nicht da.«
    »Seine Pelzjacke ist auch nicht da«, sagte ein anderer.
    »Und sein Gewehr ist auch weg!« rief eine zweite Stimme aus der Dunkelheit.
    »Der ging Wasser abschlagen!« knurrte Hunt Chambers.
    »Doch nicht mit dem Gewehr!« widersprach Rick Bradley.
    »Dann hat er vielleicht ‘nen Bären herumschleichen gehört.«
    »Wir sollten uns um ihn kümmern!« sagte Bradley.
    »Ohne mich!« zischte Hunt Chambers. »Draußen ist es verflucht kalt.«
    »Das ist es auch für Clay.«
    »Seine Sache. Er hätte ja im Zelt bleiben können.«
    Rick Bradley redete auf Chambers so lange ein, bis dieser sich breitschlagen ließ und sich aus dem Schlafsack schälte.
    »Verdammter Quälgeist!« beschimpfte er Bradley.
    Nun erhoben sich auch die anderen. Sie schlüpften in ihre dicken Pelzjacken, griffen sich ihre Gewehre und krochen aus dem Zelt.
    »Clay!« rief Rick Bradley. Er hatte die Hände trichterförmig an den Mund gelegt und schrie Clays Namen in alle vier Himmelsrichtungen.
    »Clay!« riefen nun auch die anderen.
    Aber sie bekamen keine Antwort.
    »Dem ist etwas zugestoßen!« stöhnte Rick Bradley nervös.
    »Hör auf, zu unken!« fauchte Hunt Chambers ärgerlich. »Solange du
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