Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0029 - Das Ungeheuer aus dem Eis

0029 - Das Ungeheuer aus dem Eis

Titel: 0029 - Das Ungeheuer aus dem Eis
Autoren: A.F. Morland
Vom Netzwerk:
marschierte er weiter.
    Er durfte sich keine Pause gönnen, obwohl er so müde war, daß er sich am liebsten auf den Boden geworfen hätte, um auszuruhen und neue Kräfte zu sammeln.
    ***
    Mit hängenden Köpfen brachen die Männer nach eineinhalb Stunden die Suche ab.
    Sie hatten Floyd Emerson nicht gefunden.
    Jeder ahnte, was ihm zugestoßen war, doch keiner hatte den Mut, darüber zu sprechen. Die Parallelen zu Carter Tamarrs Ende waren sehr deutlich. Als die Schlittenhunde merkten, daß sie umkehrten, waren sie kaum zu halten. Sie waren froh, daß die Suche nach Floyd Emerson nicht fortgesetzt wurde. Je näher sie der Depothütte kamen, desto freudiger bellten sie, und sie wedelten mit den Ruten, denn die Zeit der Angst war für sie vorüber.
    Erschüttert betraten die Männer die Hütte.
    Tamarr – tot.
    Emerson – vermutlich auch tot.
    Sie hatten nichts davon gemerkt. Er war einfach verschwunden.
    Die Männer sahen einander besorgt an.
    Jeder von ihnen konnte der nächste sein. Schrecklich.
    Keiner wollte es sich selbst eingestehen, aber es war Tatsache, sie hatten Angst.
    Alle. Ausnahmslos. Auch Bill Fleming.
    »Ich glaube, wir haben uns da an eine Sache herangewagt, die eine Nummer zu groß für uns ist, Bill«, sagte Steinunn Snorre ernst. Er sprach so gedämpft, daß die anderen seine Worte nicht hören konnten. Er wollte vermeiden, daß ihre Angst noch größer wurde.
    »Meinen Sie, es wäre besser, die Expedition zu beenden, Steinunn?« fragte Bill.
    Der Norweger hob die Schultern.
    »Ich wollte, ich könnte Ihnen darauf eine klare Antwort geben, Bill.« Er fletschte die Zähne. »Wenn wir wenigstens wüßten, wie wir uns gegen diese Gefahr schützen könnten.«
    »Anscheinend gibt es nichts«, sagte Bill Fleming niedergeschlagen.
    »Entmutigt Sie das nicht?«
    »Doch. Aber ich will nicht aufgeben, verstehen Sie? Ich bin in dieses Land gekommen, weil mich meine wissenschaftliche Neugierde dazu getrieben hat. Ich will wissen, was mit Clay Brown und seinen Freunden damals 1924 geschehen ist. Vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit, wie wir uns schützen können.«
    »Sagen Sie es, Bill«, bat Snorre aufgeregt. »Sagen Sie es, selbst wenn es noch so verrückt ist.«
    »Wir müssen immer beisammen bleiben. Keiner darf einen Schritt allein machen.«
    »Denken Sie, das hilft?«
    »Ich glaube schon.«
    »Dann erinnern Sie sich doch mal zurück, Bill. Denken Sie an Tamarr. Er war immer bei uns. Und auf einmal hat ihn sich der silberne Dämon geholt. Er hat einfach seinen Geist verwirrt. Das kann jedem von uns schon morgen passieren.« Der Norweger ballte die Fäuste. »Verdammt, diese Ohnmacht zermürbt mich, Bill. Ich gehe mit einem Taschenmesser auf einen Eisbären los, wenn Sie wollen. Ich habe keine Angst vor solchen Gefahren, die ich sehen, die ich begreifen kann. Aber Banrass – das ist etwas anderes. Allmählich mache ich mir schon in die Hosen, wenn ich nur an diese verdammte Hexe denke.«
    »Vielleicht will sie, daß Sie an sie denken.«
    »Hören Sie auf, mir Angst zu machen. Ich fürchte mich ohnedies schon genug!« seufzte Snorre. Er schaute die anderen an, die schweigend herumhockten.
    »Sie empfinden genau wie wir«, sagte Bill.
    »Was ist aus uns bloß für ein elender Haufen geworden«, seufzte Steinunn Snorre. »Langsam beginne ich mich selbst zu hassen. Ist das nicht verrückt, Bill? Ich hasse mich, weil ich Angst habe. Und ich hasse mich, weil ich mir zum erstenmal im Leben nicht selbst helfen kann. Gott, in wie vielen Klemmen habe ich schon gesteckt. Ich konnte mich immer wieder an den eigenen Haaren herausziehen. Aber diesmal… verdammt, diesmal scheint es damit nicht so recht zu klappen.«
    »Wenn Zamorra kommt«, meinte Bill Fleming, »wenn mein Freund kommt, können wir entscheiden, ob wir die Expedition fortsetzen oder abbrechen wollen. Der Pilot kann einen Teil von uns gleich mitnehmen. Zurück nach Julianehab. Dann kommt er noch mal angeflogen und holt den Rest ab. Und die Sache hat sich.«
    »Hat sich eben nicht!« maulte Steinunn Snorre grimmig. »Denken Sie, ich fände jemals wieder Ruhe, wenn ich mal gekniffen habe? Ich würde mir selbst ins Gesicht spucken, wenn ich mir morgens beim Rasieren vor dem Spiegel begegne.«
    »Also bleiben wir?«
    »Bleiben und sterben. Oder umkehren und sterben – vor Verachtung, die man vor sich selbst empfindet. Mann, die eine Lösung ist genauso beschissen wie die andere.«
    ***
    Banrass!
    Das ist Banrass! hämmerte es in Nicole Duvals Kopf.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher