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0028 - Insel der Seelenlosen

0028 - Insel der Seelenlosen

Titel: 0028 - Insel der Seelenlosen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Fenster, als wir beim Blockhaus angekommen waren. Eine Eishand faßte nach meinem Herz, als ich sah, was der Seelenhändler, der sich allein im Haus befand, machte.
    Er zählte Geld!
    Das Geschäft war also bereits gelaufen. Zu spät! Was wir verhindern wollten, war bereits über die Bühne gegangen. Ich hatte plötzlich ein schreckliches Würgen im Hals.
    Es war alles aus.
    Wir konnten für die Unglücklichen nichts mehr tun!
    ***
    Die Tür flog auf. Sie krachte gegen die Wand. Ich hatte ihr einen wütenden Tritt gegeben. Roxano schnellte von seinem Stuhl mit einem heiseren Schrei hoch. Suko stürmte an mir vorbei.
    Der Seelenhändler griff nach seiner Pistole. Er konnte sie zwar herausreißen, aber keinen Schuß abfeuern, denn Suko war wie der Blitz bei ihm und drosch ihm seine Karatefaust ins Gesicht.
    Roxano flog zurück und riß zwei Stühle um. Die Pistole entfiel seiner Hand. Suko machte seinen Gegner blitzschnell kampfunfähig. Roxano fiel mehrmals auf die Knie, kam dann nicht mehr hoch.
    Seine Augen traten weit aus den Höhlen. »Aufhören!« brüllte er entsetzt. »Hören Sie auf! Sie bringen mich um!«
    »Nun übertreib nicht gleich«, schnaubte der Hüne.
    Ich eilte zu Roxano und beugte mich zu ihm hinunter. Sein Gesicht war aufgequollen. Blut sickerte aus der Nase.
    Ich merkte, daß er mich in Trance versetzen wollte, entkräftete seinen zwingenden Blick jedoch mit dem Hexenstab.
    »Hör zu, Freundchen«, zischte ich dann. »Der Chinese verpaßt dir eine Zugabe, wenn du uns nicht augenblicklich sagst, wo sich die Seelen deiner Opfer befinden!« Roxano preßte die Lippen fest aufeinander. Er wollte nicht reden. Suko baute sich drohend vor Roxano auf.
    Roxano heulte.
    »Wo sind die Seelen?« schrie ich den widerlichen Kerl an.
    »Zu spät! Ich habe sie bereits verkauft! Ein Bote hat sie abgeholt! Ihr könnt sie nicht mehr retten!«
    »Wo sind sie?«
    »Sie befinden sich auf dem Weg zu einem transzendentalen Tor. Sie werden es in Kürze erreicht haben.«
    »Wo ist dieses Tor?« fragte ich hastig.
    »Im Norden. Am Ende der Insel. Dort werden die Seelen Eingang in die Hölle finden! Ihr könnt nichts mehr für sie tun!«
    »Du bleibst hier und paßt auf ihn auf!« sagte ich zu Suko, und knurrend fügte ich hinzu, während ich Roxano durchdringend anstarrte. »Gnade dir Gott, wenn ich es nicht mehr schaffe, die Seelen vor dem Verderben zu retten!«
    ***
    Den größten Teil der Strecke legte ich im Lauftempo zurück. Meine Schweißdrüsen hatten noch nie so viel zu tun gehabt. Ich kämpfte verbissen um den Erfolg, den ich so dringend brauchte. Für Jane Collins – und für all die anderen Unglücklichen, die verloren waren, wenn es mir nicht gelang, das Unheil, das wie ein Damoklesschwert über ihnen hing, in letzter Minute noch abzuwenden.
    Meine Lungen brannten wie Feuer. Meine Seiten stachen. Ich rannte mit schmerz verzerrtem Gesicht weiter. Ich durfte nicht aufgeben. Ich durfte nicht schlappmachen. Ich mußte durchhalten.
    Für Jane.
    Für Jill Grabowski… und wie die anderen alle heißen mochten.
    Ich lief, lief, lief. Immer nach Norden. Die verdammte Insel schien zur Größe eines Erdteils angewachsen zu sein. Wie weit war es noch bis zu ihrem Ende?
    Büsche. Ich warf mich keuchend hinein. Seit langem hatte ich meinem Körper nicht mehr so viel abverlangt. Ich verlangte ihm das allerletzte ab, denn es stand verflucht viel auf dem Spiel.
    Dornen kratzten mich. Zweige geißelten mein Gesicht. Wurzeln brachten mich zu Fall. Dreck knirschte zwischen meinen Zähnen. Ich kämpfte mich wieder hoch, wankte weiter.
    Nicht aufgeben! Nur nicht aufgeben! hämmerte es in meinem Schädel, der mir zu zerspringen drohte. Ich konnte nicht mehr laufen, war zu erschöpft, versuchte wenigstens, so schnell wie möglich zu gehen.
    Plötzlich hörte ich das Meer rauschen.
    Das Ende! Das war das nördliche Ende der Insel! Aber wo waren die Seelen? Ich sah in der Ferne ein geisterhaftes Flimmern. Es glich einer Lichtkugel, die einen halben Meter über der Erde schwebte.
    Das mußte das transzendentale Tor sein, von dem Roxano gesprochen hatte. Das Tor, durch das die Seelen in die Hölle gelangen würden…
    Oder hatten sie es bereits durchschritten?
    Fiebernd suchte ich das Ufer der Insel ab, und dabei machte ich eine Entdeckung, die mich noch einmal hoffen ließ. Trübe, durchscheinende Schwaden trieben auf das transzendentale Tor zu.
    Die Seelen!
    Sie waren nicht allein. Der Bote aus dem Jenseits war bei ihnen. Jetzt hörte
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