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0028 - Insel der Seelenlosen

0028 - Insel der Seelenlosen

Titel: 0028 - Insel der Seelenlosen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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können, und dazu stehe ich bis in alle Ewigkeit.«
    Roxano nahm diese Worte zufrieden nickend zur Kenntnis.
    Der Matrose am Bug rief ihnen etwas zu. Der Seelenhändler reckte den Hals und erblickte in der Ferne die kleine Insel. Sie wuchs aus dem Dunst der Dämmerung. Ein kleines, unscheinbares Eiland, im Westen flach, nach Osten hin leicht ansteigend und dann mit steilen Klippen ins brandende Meer abfallend.
    Das war die Insel der Verlorenen.
    Von da gab es für die Unglücklichen kein Zurück mehr.
    Roxano rieb sich abermals die Hände. »Noch heute Nacht werde ich mehr als dreißig Seelen in die Hölle schicken, Kapitän. Ein beachtlicher Anfang, was?«
    Der bärtige, o-beinige Mann nickte grinsend. »Das kann man wohl sagen.«
    ***
    Wir erreichten das Haus, von dem Maeve Easton gesprochen hatte. Sie hatte mir erzählt, sie würde bei einer Freundin wohnen, doch als wir dort ankamen, war sie allein daheim. Vermutlich war ihre Freundin ebenfalls eine Hexe, die mit Roxano gemeinsame Sache machte.
    Nun, diesem Treiben wollten Suko und ich nun ein für allemal ein Ende setzen. Ich sprang von der Harley Davidson meines Freundes. Wir eilten auf den Eingang des allein stehenden Gebäudes zu.
    Ich hämmerte mit der Faust ungestüm gegen die Tür. Maeve öffnete. Als sie mich sah, fuhr ihr ein lähmender Schock in die Glieder. Sie war verdammt sicher gewesen, mich nie mehr zu sehen. Sie hatte geglaubt, mich vernichtet zu haben. Kein Wunder also, daß sie fassungslos war, als sie mich gesund vor sich stehen sah. Ich nickte Suko zu.
    Mein Freund stürzte sich auf das Mädchen. Er wollte sie packen. Maeve reagierte konfus. Sie stieß einen grollen Schrei aus, federte zurück und kreischte: »Rühr mich nicht an, Schlitzauge!«
    »Ich habe dir ein Angebot gemacht, Maeve«, sagte ich hart. Ich trat ein und schloß die Tür hinter mir. »Erinnerst du dich? Du hast mich ausgelacht und abgelehnt. Das war ein Fehler. Jetzt brauche ich mich nicht mehr mit dir zu arrangieren, denn ich habe wieder die bessere Position inne.«
    »So? Glaubst du das wirklich, Sinclair?« höhnte die Hexe. Ihr Gesicht wurde giftgrün vor Wut. »Dann will ich dir jetzt mal beweisen, was du für ein lächerlicher Wurm gegen mich bist!«
    Suko machte erneut zwei schnelle Schritte auf die Hexe zu.
    Maeve entzog sich nochmals seinem Zugriff. Gleichzeitig plärrte sie Worte, die ich noch nie gehört hatte. Sie hörten sich schaurig an. Maeves Stimme war schrill, wurde krächzend und schließlich brüchig, und genauso, wie sich ihre Stimme wandelte, veränderte sich auch Maeve Eastons Aussehen.
    Ihre Haut trocknete ein.
    Ihr Gesicht überzog sich mit einer Vielzahl von Falten und Furchen. Die Wangen fielen ein. Der ganze Körper des hübschen Mädchens sank zusammen. Ein mächtiger Buckel wuchs ihr.
    Sie hatte plötzlich klauenartige Finger, die knotig und gichtig aussahen. Von einer Sekunde zur anderen war aus dem bildschönen Mädchen eine häßliche Alte geworden.
    Ich ahnte, daß wir nun zum erstenmal die wahre Maeve Easton vor uns hatten. So sah die Hexe tatsächlich aus. Das hübsche Mädchen, hinter dem sie sich verbarg, war lediglich eine hervorragende Tarnung.
    Ihre knotigen Finger hielten einen schwarzen, etwa vierzig Zentimeter langen Stab. Sie zeichnete damit Symbole der Schwarzen Magie in die Luft. Es knisterte. Am Ende des Stabes zuckten Funken auf. Kleine Blitze rasten in den Boden, und in der nächsten Sekunde wuchs dort, wo die Blitze eingeschlagen hatten, ein widerliches Scheusal vor uns empor.
    Es war blaugrau und schleimig. Ein klumpiges Wesen mit mehreren Armen und drei Augen, die uns feindselig anstarrten. Der Körper unseres gefährlichen Gegners veränderte sich ständig.
    Die alte Hexe lachte kreischend.
    »Was sagst du nun, Sinclair?« schrie sie. Und zu ihrem Geschöpf sagte sie fauchend: »Mach sie fertig! Töte die beiden! Hörst du? Töte sie! Sie dürfen dieses Haus nicht lebend verlassen!«
    Der Scheußliche griff uns sofort an. Seine Bewegungen wirkten ungelenk und waren von einem unappetitlichen Schmatzen begleitet. Vermutlich genügte es, ihn zu berühren, und schon war man bis auf den Knochen verätzt.
    Ich rief Suko eine Warnung zu. Der Chinese schaute sich um, entdeckte einen Besen, ergriff ihn und schlug zu.
    Der Besen glitt in den schleimigen Körper. Wir vernahmen ein kurzes Zischen, und als Suko das Reinigungsgerät zurückriß, sahen wir, daß er nur noch den Stiel in seinen Händen hielt. Der Rest war im Leib des
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