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0028 - Insel der Seelenlosen

0028 - Insel der Seelenlosen

Titel: 0028 - Insel der Seelenlosen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Dreiäugigen geblieben.
    Maeve lachte darüber aus vollem Halse.
    »Töte sie!« plärrte sie wieder. »Bring sie um! Sie sind unsere gefährlichsten Feinde!«
    Der Vielarmige versuchte, Suko und mich gleichzeitig zu ergreifen. Ich sah Maeve. Die Hexe wollte fliehen. Sie war im Begriff, das Haus zu verlassen, dachte, sie könne sich auf das schleimige Wesen, das sie geschaffen hatte, vollends verlassen. Bei dem Klumpigen schienen wir tatsächlich gut aufgehoben zu sein. Aber so leicht sollte es Maeve nicht gelingen, sich abzusetzen.
    Die glänzende Faust des Ungeheuers schnellte mir entgegen.
    Ich duckte mich und rannte gleichzeitig los. Maeve hörte mich nicht kommen. Ich war mit langen Sätzen hinter ihr her, hoffte, daß Suko sich inzwischen die Bestie allein vom Leib halten konnte.
    Die bucklige Alte erreichte die Hintertür. Sie wollte sie aufreißen, aber da war ich schon bei ihr. »Halt!« schrie ich. »So haben wir nicht gewettet, Maeve!« Ich versetzte der halb geöffneten Tür einen kräftigen Tritt.
    Sie donnerte ins schloß, der Griff wurde der Hexe aus der Hand gerissen. Sie kreiselte fauchend herum, wollte ihren schwarzen Hexenstab gegen mich einsetzen. Ich handelte schneller als sie.
    Ich schmetterte ihr den Hexenstab aus den knotigen Fingern. Das gefährliche Ding fiel klappernd auf den Boden. Ich bückte mich augenblicklich danach.
    Als ich den Hexenstab aufhob stieß Maeve einen schrillen Entsetzensschrei aus. Für mich bedeutete das, daß ich eine unwahrscheinlich wirksame Waffe erbeutet hatte. Maeve torkelte mit schreckgeweiteten Augen zurück. Sie stieß mit ihrem mächtigen Buckel gegen die Wand und bibberte. Sie wimmerte und hob abwehrend die zitternden Hände vor ihr abstoßendes Gesicht.
    Ich merkte, wie noch nie gefühlte Kräfte in meinen Körper strömten und meine Glieder durchpulsten. Mein Wille wurde zu einer gefährlichen Macht, die ich augenblicklich gegen Maeves Monster einsetzte.
    Ich richtete den Hexenstab auf das Scheusal. Suko war in diesem Moment in Bedrängnis geraten. Die Bestie hatte ihn in die Enge getrieben. Vielleicht hatte der nächste Schlag des Scheusals meinen Freund schon vernichtet. Doch dazu kam es nicht mehr.
    Der Schleimige erstarrte.
    Suko glitt mit angespannten Zügen an ihm vorbei. Das Ungeheuer regte sich nicht, ließ den Hünen gehen. Ich war maßlos erregt. Mein heißes Blut brauste durch die Adern.
    Ich wandte mich an Maeve. »Wir waren bei Roxano. Er war nicht in seinem Haus. Du weißt, wo er ist. Sag es uns!«
    Die Hexe schwieg.
    Ich trat auf sie zu und berührte sie mit ihrem Stab, dessen enorme Kraft nun mir gehorchte. Die Alte schrie gepeinigt auf. »Gnade!« wimmerte sie. »Gnade, Sinclair!«
    »Rede!« befahl ich ihr hartherzig.
    »Es gibt eine Insel im Atlantik. Klein und unscheinbar. Dorthin bringt der Seelenhändler seine Opfer. Dorthin bringt er heute auch Jill Grabowski und Jane Collins. Er hat ihnen ihre Seelen bereits entrissen. Er wird sie nun auf der Insel der Seelenlosen aussetzen – und ihre Seelen werden noch heute Nacht in die Hölle wandern.«
    Maeve mußte mir die Lage der Insel haargenau beschreiben.
    Ich merkte, wie sich meine Kopfhaut schmerzlich zusammenzog. Jill und Jane besaßen keine Seelen mehr. Würde es mir gelingen, ihre Seelen zurückzuholen? Konnte mir das überhaupt gelingen?
    Heute Nacht!
    Ich trat zurück. Es war keine Zeit zu verlieren. Mit harten Zügen blickte ich die gemeine Hexe, die meinen Tod gewollt hatte, an.
    Sie fiel zeternd vor mir auf die Knie, doch ich ließ mich kein zweitesmal von ihr täuschen. All ihre Schwüre meinte sie nicht ernst. Sie wollte lediglich ihre Haut retten, um weiterhin als Braut des Satans Böses tun zu können.
    Ich hatte kein Mitleid mit ihr.
    Mit der Kraft meines Geistes setzte ich das schleimige Monster wieder in Bewegung. Mit patschenden, tappenden Schritten kam es auf Suko und mich zu.
    Wir brauchten es jedoch nicht mehr zu fürchten. Es unterstand jetzt meiner Befehlsgewalt. Maeve wußte das. Deshalb ängstigte sie sich zu Tode. Ich brauchte kein Wort zu sagen.
    Ich wies mit dem Hexenstab auf die kreischende, flennende Alte, und das Scheusal verrichtete an ihr jenes Werk, das es zuvor an uns verrichten wollte. Es breitete seine zahlreichen Arme aus und legte sich einfach über die Hexe. Sie tauchte in seinen schleimigen Körper ein und verging in ihm. Sobald der Klumpige getan hatte, wozu er aus den Dimensionen des Schreckens aufgetaucht war, kehrte er dorthin wieder zurück.
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